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0973 - Der verhexte Blutwald

0973 - Der verhexte Blutwald

Titel: 0973 - Der verhexte Blutwald
Autoren: Jason Dark
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Blutwald, dieser legendenhafte Wald, in dem all das wahr wurde, was die Menschen sonst in ihre Geschichten hineingepackt hatten.
    Der Killer stieß sich von seiner Stütze ab. Mit schweren Beinen taumelte er einige Schritte vor, um dann wieder stehenzubleiben. Die Lampe in seine Hand zitterte. Er drehte sich im Kreis. Er fühlte sich umringt von Feinden, die nach ihm greifen wollten, sich aber noch zurückhielten.
    Dann zeigte der Strahl zu Boden und hinterließ dort einen Kreis. Eine Umdrehung hatte Cameron gereicht. Nach der zweiten hätte sich sein Schwindel verdoppelt.
    Zuerst dachte er, das Schmatzen oder Blubbern wäre nur Einbildung.
    Das aber stimmte nicht, denn er hörte es mehrmals und auch ganz in seiner Nähe.
    Er leuchtete wieder nach unten.
    Sein Mund schnappte auf. Nur schreien konnte er nicht. Was er sah, war unheimlich und einfach nicht zu begreifen. Aus dem Boden quoll etwas hervor.
    Dick und dunkel. Verbunden mit schmatzenden Geräuschen und einfach widerlich.
    Es war kein Wasser, nein, das bestimmt nicht. Es war etwas anderes, eine schreckliche Flüssigkeit, aber kein normaler Pflanzensaft. Ein bitterer und zugleich süßlicher Gestank drängte sich vom Boden her hoch in seine Nase.
    Was roch so?
    Blut - ja, altes Blut!
    Perry Cameron faßte es nicht. Neben ihm platzte der Boden erneut auf, und ein dicker Strahl schoß kniehoch empor, bevor er wieder zusammenfiel und auf seine Schuhe klatschte.
    Der fremde Geruch wurde für ihn unerträglich. Er war zu einem Gestank geworden, dem er nicht entrinnen konnte. Überall hatte er sich festgesetzt. In seiner Kleidung, auf seiner Haut, aber auch in seinem Mund. Da lag er dick auf der Zunge. Wie eine zweite Schicht, die sich nicht mehr vertreiben ließ.
    Perry Cameron wankte zurück. Seine Arme sanken nach unten. Der aus dem Boden dringende Gestank betäubte ihn. Er mußte hier weg. Wenn er noch länger blieb, war er verloren, denn dann gewannen die anderen Kräfte die Oberhand.
    Perry wollte atmen. Er holte auch Luft. Es klang entsetzlich. Geräusche, die er von Verletzten oder Sterbenden kannte, verursachte er jetzt selbst.
    Mit einer schwerfälligen Bewegung drehte sich der Killer nach links. An seine Aufgabe dachte er in diesem Moment nicht mehr. Er wollte den verdammten Wald nur so schnell wie möglich verlassen.
    Wie ein Betrunkener machte er sich auf den Weg…
    ***
    Für Perry Cameron wurden die folgenden Minuten, in denen er sein Zeitgefühl verloren hatte, zu einem wahren Höllentrip. Er kam zwar voran, aber er bewegte sich seinem Gefühl nach auf der Stelle.
    Noch lauter als zuvor hörte er seinen eigenen Herzschlag. Das schnelle Hämmern in seiner Brust. Es verursachte verdammte Schmerzen. Mit jedem taumelnden Schritt wurde das Hämmern stärker. Das Herz schien jeden Augenblick zu zerbersten.
    Die Schmerzen überschwemmten ihn wie dicht aufeinanderfolgende Wellen.
    Es herrschte tiefste Dunkelheit. Er wußte nicht, wo er hinlief. Er bekam nicht mit, wer ihn schlug und wer ihn in Ruhe ließ. Alles war so anders und fremd geworden. Er war gefangen in einem wahren Alptraumland, das ebenfalls in einer tiefen Finsternis lag, aber aus ihr die schrecklichsten Gestalten hervorholte, die vor seinen Augen wie Trugbilder erschienen.
    Uralte Fratzen. Götter. Dämonen des Waldes. Er kniff die Augen zusammen, weil er die Bilder nicht mehr sehen wollte. Die Erinnerung spülte sie trotzdem wieder hoch. Perry lief durch den lebenden Alptraum.
    Hände zerrten an ihm, andere schlugen in sein Gesicht. Feuchtes Zeug klebte auf seiner Haut. Der Gestank wurde noch stärker und beherrschte ihn völlig.
    Aus den Baumstämmen wurden Fratzen mit zähnefletschenden Mäulern.
    Sie schwebten auf ihn zu, und Perry schrie. Er brüllte seine Angst hinaus. Die Echos tanzten von Baumstamm zu Baumstamm, um schließlich wieder zu ihm zurückzukehren.
    Der Boden unter ihm hielt seinem Gewicht noch stand. Das war kein normaler Boden mehr. Er hatte sich verändert. Er war noch fest, aber er bestand mittlerweile aus einer Masse von Würmern und Käfern. Sie bildeten einen regelrechten Teppich. Noch hielt die Oberfläche, so daß er nicht einsank.
    Wie lange noch?
    Er schwebte und prallte gegen die Baumstämme. Der Killer wußte nicht, ob er atmete oder schrie. Alles war so anders geworden. Die Welt um ihn herum gab es nicht mehr. Sie hatte ihn in ein Alptraumreich hineingeschoben, in dem andere Kräfte herrschten.
    Die Bäume waren zu seinen Feinden geworden. Der Untergrund hatte
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