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0973 - Der verhexte Blutwald

0973 - Der verhexte Blutwald

Titel: 0973 - Der verhexte Blutwald
Autoren: Jason Dark
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und träge. Sie quälte seine Lungen wie ein nasses Tuch, und der Schweiß auf seiner Haut roch salzig.
    Der Stamm im Rücken gab ihm Halt. Am liebsten hätte sich Cameron hingesetzt, die Schwäche aber wollte er sich nicht geben. Schließlich mußte er in dieser Nacht noch einen Job erledigen und daran würde ihn auch der Wald nicht hindern.
    So blieb er stehen. Seine Glieder waren schwer geworden. Als hätten sie sich mit dem gefüllt, was im Waldboden verborgen lag. Es war hervorgedrungen und hatte von ihm Besitz ergriffen.
    Er wollte es nicht. Es war verrückt. Auch der Gedanke daran, sich wie ein Verlierer zu fühlen, der gegen die Kräfte des Waldes verloren hatte, paßte ihm nicht. Das hatte er noch nie erlebt. Da waren zahlreiche Gegner in der Nähe, obwohl er keine sah.
    Ruhig bleiben! befahl er sich. Tief ein-und tief ausatmen. Nur die Ruhe kann es bringen. Alles andere macht dich zu einem Verlierer. Er kannte sich gut, und er wußte auch, wie er es schaffte, sich immer wieder aufzubauen.
    Der Stamm gab ihm Halt. Die Härte in seinem Rücken tat ihm gut. Alles war okay. Nichts hatte sich verändert. Es gab den Wald. Es gibt mich, dachte er, und trotzdem war er ein Gefangener dieser verdammten Natur. Er fluchte leise vor sich hin, als er den rechten Arm hob und die bleiche Lichtlinie der Lampe wieder in die Dunkelheit hineinschickte. Er sah die Bäume, die Gewächse, die nie höher wachsen konnten, weil die Macht der Bäume sie erdrückte. Farnkraut wuchs zwischen den Stämmen. Ihre großen Blätter wippten leicht, obwohl so gut wie kein Wind wehte, der Cameron das Gesicht gekühlt hätte. Er leuchtete hoch.
    Dunkelheit, in die er das Licht schickte. Es zitterte, weil auch sein Arm bebte.
    War das noch die normale Dunkelheit, die über ihm schwebte und sich in Höhe der Kronen ausgebreitet hatte? Der Killer verkrampfte sich, als er die Veränderung bemerkte. Das war nicht mehr diese dichte Schwärze, sondern eine ungewöhnliche Färbung. Sie hatte sich in die normale Dunkelheit hineingschoben.
    Zuerst dachte Perry Cameron daran, etwas an den Augen zu haben. Er wischte über sie hinweg, schaute noch einmal hin und mußte feststellen, daß er sich das Phänomen nicht eingebildet hatte.
    Ihm stockte der Atem.
    Die Dunkelheit hatte einer anderen Färbung Platz schaffen müssen. Ein ungewöhnliches Rot, eine Mischung aus roter und schwarzer Farbe.
    Cameron war irritiert. Er hörte sich sprechen, ohne die eigenen Worte zu verstehen. Das Flüstern wurde von seiner Umgebung aufgesaugt, aber das Licht oder die Färbung blieben.
    Keine Einbildung!
    Es stand da. Aber woher kam es? War es aus dem Boden gedrungen, oder hatte es sich ausgebreitet wie feuchter Dunst, der von einem versteckt liegenden Teich aufgestiegen war?
    Perry Cameron geriet ins Grübeln. Furcht durchdrang ihn. Er merkte, wie er anfing zu zittern und seine Beine nachgaben. Er war durcheinander.
    Hätte ihn jetzt jemand danach gefragt, wo er sich befand, er hätte die Antwort nicht geben können, weil er die Orientierung verloren hatte. Die Angst machte ihm zu schaffen, ausgerechnet ihm, dem Killer. Und der Druck vergrößerte sich.
    Cameron kam die Verfärbung vor wie eine Decke. Wenn er hinging, würde sie ihn halten, denn sie zeigte sich nicht nur oben, sondern hatte sich als Schleier bis auf den Boden gelegt, an dem sie festgehalten wurde. Er wußte nichts mehr und war davon überzeugt, in einem Raum zwischen der Realität und der Legende zu stehen.
    »Was ist das nur?« hörte er sich keuchen. »Das kann nicht normal sein, das ist grausam.«
    Langsam sank sein rechter Arm nach unten. Auch der Strahl folgte der Bewegung. Er füllte Lücken mit seinem Licht aus, aber er drang auch gegen die Baumstämme und ließ deren Rinde überdeutlich wie eine Relieflandkarte erkennen.
    Bewegte sioh die Rinde? Lebten die Bäume? Sehe ich Augen und Münder? fragte sich der Killer.
    Dann nahm er den Druck wahr. Genau hinter ihm. An der Stelle, wo er seinen Rücken gegen den Stamm preßte. Es kam ihm vor, als wäre die Rinde dort weicher geworden, um ihn in den Stamm hineinzuziehen.
    Zugleich bewegte sich der Boden. An gewissen Stellen fing er an zu zittern, als liefe dicht unter seiner Oberfläche etwas entlang.
    Ich werde verrückt! dachte Cameron. Verdammt noch mal, wenn das so weitergeht, drehe ich durch.
    Er wollte nicht mehr in der Nähe des Stamms blieben, da er sich vor der Berührung fürchtete. Seine Angst hatte einen Namen bekommen. Es war der Wald, dieser
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