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0970 - Das Ende der Wächter

Titel: 0970 - Das Ende der Wächter
Autoren: Unbekannt
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aber sie hat ein gutes Verhältnis mit einem jungen Mann namens Jupiter Springs. Schon möglich, daß sie ihm gegenüber eine Bemerkung macht."
    „Und du?"
    „Ich habe meine eigenen Sorgen" erklärte Tobjar. „Es ist mir egal, woher du kommst, solange du mich in Ruhe läßt."
    Coonor beruhigte sich wieder. Er mußte sich, was den Silomeister anging, unter allen Umständen beherrschen. Daß eine Frau, die Lisatee Pletzsch hieß, die Besatzungsliste der ELLOREE eingesehen hatte, bedeutete überhaupt nichts. Vermutlich war das reiner Zufall, denn er konnte sich nicht vorstellen, daß jemand auf Sentimental gezielte Nachforschungen über ihn anstellte. Dazu bestand kein Grund.
    „Du wirst mir jetzt ein neues Frühstück beschaffen", verlangte Karn Tobjar.
    Auf dem Weg zur Kantine des kleinen Raumhafens hörte Coonor das Signal eines allgemeinen Rundspruchs der Bürgermeisterei. Cherkor oder einer seiner Mitarbeiter hätten den Kolonisten etwas mitzuteilen.
    Inzwischen hatte Coonor die Erfahrung gemacht, daß solche Rundsprüche nur bei sehr wichtigen Anlässen durchgegeben wurden. Coonor ersparte sich Spekulationen über den Grund des neuen Rundspruchs, denn er konnte alles mögliche beinhalten - von der Ankündigung eines neuen Versorgungsschiffs bis hin zur Warnung vor einer extremen klimatischen Veränderung, wie sie auf Sentimental ab und zu vorkam.
    Als Coonor die Kantine betrat, hatten sich die dort anwesenden Kolonisten bereits vor dem Bildschirm versammelt. Das Bild von Loosen Parks, dem Gründer der Kolonie, war darauf zu sehen. Coonor spürte den Drang in sich aufsteigen, zum Bildschirm zu gehen und ihn einzuschlagen. Dieser zerstörerische Trieb in ihm erwachte in letzter Zeit immer häufiger und schien in engem Zusammenhang mit dem Verlust des Ritterwissens zu stehen.
    Parks’ Bild verschwand, dafür erschien Lund Mahler, der Stellvertreter des Bürgermeisters auf dem Bildschirm. Inzwischen kannte Coonor die wichtigsten Menschen der Kolonie gut genug, um sich ein Bild von ihrer Gemütsverfassung machen zu können. Mahler, ein bisher sehr souverän wirkender Mann, machte auf Coonor einen aufgeregten Eindruck.
    „Es ist etwas Außergewöhnliches geschehen", sagte er hastig. „Zwei Mitglieder unserer Kolonie, Gilta Freyos und Nbato Yum, haben etwa fünfzig Kilometer von hier entfernt eine Entdeckung gemacht."
    Coonor gab einen ächzenden Laut von sich. Mit schwankenden Schritten begab er sich zu einem Stuhl und ließ sich darauf nieder. Er wußte, was nun kommen würde.
    „Die beiden jungen Leute", fuhr Mahler fort und gestattete sich ein Lächeln, „entfernten sich von der Kolonie, um ungestört zu sein. Dabei fanden sie ein Gebilde, das zweifellos nicht natürlichen Ursprungs ist."
    Ein Bild der Auffangstation wurde eingeblendet, und man hörte Mahler sagen: „Das ist ein Bild des Fundes, das zwei von Bürgermeister Cherkor beauftragte Wissenschaftler inzwischen aufgenommen haben."
    Sie haben sie gefunden! dachte Coonor. Er war zu keinen anderen Gedanken fähig. Seine Augen brannten, er konnte die Blicke nicht vom Bildschirm lösen.
    „Es hat den Anschein", sagte Mahler, „daß dieser Apparat schon seit Jahrhunderttausenden dort draußen steht, bisher aber niemals entdeckt wurde. Zweifellos ist er ein Produkt einer fremden Zivilisation. Wir wissen alle, daß es auf Sentimental niemals intelligentes Leben gegeben hat, und es gibt auch keine Anzeichen, daß andere Völker versucht haben, diesen Planeten zu kolonisieren. Um so mehr ist der Fund ein Anachronismus." Das Bild der Anlage erlosch, und Mahlers sorgenvolles Gesicht erschien an seiner Stelle. „Bürgermeister Cherkor hat entschieden, daß wir das Ding zunächst einmal als Besitz der Kolonie betrachten und ohne fremde Hilfe versuchen, sein Rätsel zu lösen."
    Die Zuhörer begannen erregt miteinander zu diskutieren. Harden Coonor fühlte sich erleichtert. Mahlers Worte bedeuteten, daß die Kolonisten versuchen wollten, die Entdeckung für sich auszuwerten. Das hieß, daß sie die LFT vorläufig nicht einschalten wollten. Für Coonor bedeutete dies einen Zeitgewinn.
    Er holte ein Frühstückspaket für Tobjar und ging zurück in die Siloverwaltung. Der Silomeister schaltete gerade den Bildschirm im Büro aus, der Rundspruch war offenbar beendet.
    „Hast du es gehört?" erkundigte sich Tobjar.
    „Ja, in der Kantine", antwortete Coonor so ruhig wie möglich.
    „Und was hältst du davon?"
    „Was soll ich davon halten?" meinte Coonor
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