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0970 - Das Ende der Wächter

Titel: 0970 - Das Ende der Wächter
Autoren: Unbekannt
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geringschätzig. „Ich weiß nicht mehr darüber als jeder andere auch."
     
    *
     
    Den dritten Schock erlitt Harden Coonor am 10. Juli 3587 terranischer Standardzeit, und diesmal war keiner der Kolonisten darin verwickelt. Der falsche Ritter der Tiefe befand sich in seiner Wohnung im Kommunikationszentrum von Sentimental und blätterte in einigen Büchern über Bewußtseinsveränderung, die er sich in der Bibliothek ausgeliehen hatte. Er wußte nicht, ob ihn diese Schriften bei seinen Bemühungen weiterbringen würden, aber inzwischen befand er sich in einem Zustand, daß er jede noch so gering erscheinende Chance voller Hoffnung ausgenutzt hatte.
    Plötzlich empfing er einen mentalen Impuls von großer Deutlichkeit.
    Er klappte das vor ihm liegende Buch zu und sprang auf. Mit hastigen Schritten begann er innerhalb des kleinen Raumes auf und ab zu wandern. Wie er erwartet hatte, wiederholte sich der Impuls noch zweimal und jedesmal war er ein bißchen schwächer als beim vorausgegangenen Mal.
    Coonor lehnte sich gegen die Zimmerwand und schloß die Augen. Sein Ritterwissen und seine Ritterfähigkeiten funktionierten noch so gut, daß er den empfangen,en Impuls sofort eindeutig erklären konnte.
    Irgendwo war eine Memory-Anlage eines Ritters der Tiefe zerstört worden, eine Kristallsäule, in der die Mitglieder des Wächterordens wichtige Botschaften zu speichern pflegten.
    Da Coonor die Mentalsignale empfing, konnte diese Memory-Anlage nur in dieser Galaxis stehen. Das bedeutete, daß sie von Armadan von Harpoon eingerichtet worden war.
    Coonor ließ sich wieder auf den Stuhl sinken und dachte nach.
    Daß die Terraner nicht identisch mit den Horden von Garbesch waren, stand zweifelsfrei fest.
    Gab es trotzdem Garbeschianer in der Milchstraße?
    Wer anders kam für die Zerstörung ler Kristallsäule in Frage?
    Harden Coonor konnte nicht ahnen, daß zur gleichen Zeit auf einem Planeten, den man Skuurdus-Buruhn nannte, ein Mann namens Marcon Sarder in einer Höhle stand und die Auflösung der Kristallsäule entsetzt beobachtete.
    Es wäre Coonors Pflicht gewesen, sich um diesen Vorfall zu kümmern.
    Aber er fühlte sich nicht mehr als Ritter der Tiefe und außerdem - wie hätte er Sentimental im Augenblick anders verlassen können als durch die Auffangstation? Und diese wiederum hätte ihn direkt nach Martappon geschleudert.
    Alles hatte sich gegen ihn gewendet, dachte Coonor wütend.
    Er stand auf und zertrümmerte mit gezielten Schlägen die kleine Hygieneanlage in der Ecke des Zimmers.
     
    3.
     
    Der Traum
     
    Von welcher Seite Jen Salik es auch betrachtete, er hatte begonnen, die Welt mit anderen Augen zu sehen.
    Es war, als hätte er sein bisheriges Leben in völliger Blindheit und Taubheit zugebracht. Dabei war es nach wie vor rätselhaft, was die Barrieren, die sich in den 120 Jahren seines Lebens vor der Wirklichkeit aufgerichtet hatten, allmählich zum Einsturz brachte. Saliks Wandlung vollzog sich nicht schlagartig, sondern er unterlag einem rätselhaften Prozeß, der ganz allmählich begonnen hatte und nun mit zunehmender Geschwindigkeit voranschritt.
    Seine unerwarteten Erfolge bei der Firma R. Kanika und Co. waren nur ein bescheidener Anfang gewesen, inzwischen gab es im Alltag Saliks kaum noch Probleme, für die er nicht unbewußt sofort eine Lösung entwikkelt hätte. Immerhin hatte er gelernt, mit seinem genialen Wissen zurückhaltender zu operieren, denn er hatte die Aufmerksamkeit seiner Mitbürger immer stärker auf sich gezogen - und das war schließlich das letzte, was er beabsichtigte.
    Es gab nur einen Menschen, mit dem er über das Phänomen sprechen konnte: Nilson, der Buchhändler.
    Dabei wurde er das Gefühl nicht los, daß er sich auch von diesem Mann immer weiter entfremdete, ja, daß Nilson Angst vor ihm hatte.
    Salik ging nicht mehr zur Arbeit, er hatte sich krank gemeldet, obwohl er sicher war, daß niemand ihm glaubte. Auf diese Weise schützte er sich wenigstens vor der unerträglichen Neugier Tager Kells’, dem Schwiegersohn R. Kanikas.
    Er hatte den Eindruck, daß die Entwicklung einer Entscheidung zutrieb, obwohl er nicht zu sagen imstande war, wie alles enden würde. Es fiel ihm immer schwerer, das aus unbekannten Quellen in ihn einströmende Wis,sen und seine sich neu heranbildenden Fähigkeiten zu verarbeiten und unter Kontrolle zu bringen. Es wurde einfach zu viel für ihn. Er brauchte Zeit und vor allem Ruhe, aber gerade letzteres zu finden, war in seinem Zustand innerer
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