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097 - Leichenvögel

097 - Leichenvögel

Titel: 097 - Leichenvögel
Autoren: Larry Brent
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fiel das nicht auf.
    Masters
folgte dem Beispiel seiner Gefährten.
    Das
Getränk schmeckte nicht übel. Es enthielt Alkohol. Er glaubte ganz deutlich Rum
herauszuschmecken.
    »Nicht
zuviel, wenn’s geht!« raunte X-RAY-3 ihm zu. Er fühlte sich trotz des winzigen
Schlucks schon benommen, hatte das Gefühl zu schweben, und die dunkle Halle vor
ihm nahm Dimensionen an, die er zuvor nicht wahrgenommen hatte.
    Ensebeth
Mallory beobachtete sie nicht sehr genau. Die Alte hatte es eilig. Die Stunde
des Tanzes, die Stunde der Jugend war gekommen, sie wollte nicht länger warten.
    »Kommt!«
sagte sie. »Geht mir einfach nach!«
    Sie
gehorchten ihr. Es war genau wie bei David Gander, der sich nicht erinnern
konnte, daß er der Alten gefolgt war und wohin sie sich gewandt hatten.
    Larry
Brent versuchte der Gefühle Herr zu werden, die Besitz von ihm ergreifen
wollten und sein eigenes Denken, Fühlen und Handeln weit in den Hintergrund
drängten.
    Er
kam sich vor, als hätte er eine Droge genommen.
    Er
schien zu schweben.
    Die
Luft um ihn herum geriet in Bewegung. Auch Schwärze konnte eine lebhafte Farbe
sein, ging es ihm durch den Kopf.
    »Ihr
werdet wie ich – schweben«, vernahm er die Stimme der Alten wieder. »Ihr werdet
wie ich – durch. Wände gehen können. Ist sie nicht herrlich, die Macht, die
Rha-Ta-N’my verleiht, wenn man sie ruft?«
    Durch
Wände gehen können! Larry registrierte diese Bemerkung intensiv. Er mußte sich
zusammennehmen, dem Gefühl der Euphorie nicht nachzugeben, das ihn packte.
    Man
behauptete immer, Hexen könnten fliegen, wenn sie sich eine bestimmte Salbe
einrieben oder einen besonderen Trank einnähmen. Dann seien sie in der Lage,
nachts auf einem Besenstiel zum Tanzplatz des Satans zu eilen und an dem
makabren Fest teilzunehmen.
    Ein
Teil davon war Wahrheit, ein Teil Dichtung wie bei allem, das mündlich über
viele Jahrhunderte, ja Jahrtausende hinweg weitergegeben worden ist.
    Die
Höhle blähte sich auf. Die Alte und ihre Begleitung hatten einen langen Weg vor
sich.
    Larry
preßte plötzlich fest die Augen zusammen.
    Die
Alte vor ihm ließ ihre Hülle fallen. Das dunkle, knöchellange Gewand, das sie
getragen hatte, rutschte auf den Boden.
    Unter
der Kleidung aber kam nicht ein alter, runzliger Körper zum Vorschein, sondern
der schlanke, glatte Leib einer jungen Frau.
    Wie
Samt schimmerte die Haut, und in dem diffusen Licht, das herrschte und von dem
man nicht wußte, wo es herkam, sah man, daß die Haare ihre kräftige dunkle
Tönung wieder hatten, daß der Gang nicht mehr schwerfällig und schwach wirkte,
sondern elastisch und jugendlich.
    Aus
dem schummrigen Hintergrund lösten sich andere nackte Gestalten.
    Junge
Frauen kamen fast schwebend näher.
    Es
waren sieben.
    Sie
begannen ihren eigentümlichen, verwirrenden Tanz. Geheimnisvolle, sphärenhafte
Musik klang auf, hörte sich so schrecklich an, daß die drei unfreiwilligen
Teilnehmer das Gefühl hatten, jemand pieke mit Nadeln das Rückenmark aus ihren
Wirbeln.
    Rha-Ta-N’my
wurde beschworen, im Rausch der Jugend frohlockten die Stimmen, riefen
geheimnisvoll klingende Worte, die Schrecken erzeugten, auch wenn man sie nicht
verstand.
    Der
Kreis öffnete sich.
    Unter
der Wirkung des berauschenden Getränks merkte Larry, daß er außerstande war
etwas zu unternehmen.
    Die
sieben jungen Frauen kamen auf Morna zu, nahmen sie bei der Hand und zogen sie
mit sich. Und Morna wehrte sich nicht.
    X-RAY-3
erkannte, daß er einen Fehler gemacht hatte.
     
    ●
     
    Er
hatte die Begegnung mit Rha-Ta-N’my gesucht und wußte um die Gefährlichkeit.
Aber nur wenn man einem Feind Auge in Auge gegenüberstand, erkannte man am
besten seine Absichten.
    Aber
Rha-Ta-N’my war nicht gekommen. Alles lief auf die Vorbereitungen hinaus, sie
zurückzurufen. Und das bedeutete: Opfer. Menschenopfer.
    David
Gander. Joe Berskin. Die Leute aus dem Royal Hotel. Andere, die in der
Zwischenzeit dem schrecklichen Geistervogel begegnet sein mochten und
möglicherweise seine Opfer geworden waren.
    Opfer
auch hier: Morna.
    »Sie
soll die erste sein«, vernahm er die klare, junge Stimme Ensebeth Mal-lorys.
    Er
riß sich zusammen. Wie hinter einem Schleier registrierte er die Dinge.
    Morna
wurde entkleidet und in den Kreis der Satansschwestern aufgenommen.
    Sie
begann mitzutanzen.
    »Sie
soll ein Vogel werden, ein großer schwarzer Vogel, das Lebenssymbol
Rha-Ta-Na’mys, deren wahre Gestalt noch kein Mensch gesehen hat.« Wer dies
sagte, konnte er nicht
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