Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
097 - Die Todestür

097 - Die Todestür

Titel: 097 - Die Todestür
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
weißgestrichenen Tür.
    Ich schnupperte. Krankenhäuser waren mir nie sympathisch gewesen; ich sah sie lieber von außen als von innen.
    Ich befragte eine hübsche kleine Schwester, deren Wiege irgendwo in Asien gestanden hatte. Sie schob einen Tischwagen mit weißen Decken und gebrauchten Kakaokannen vor sich her und strahlte mich an.
    „Sie kommen wegen dreizehn kranke Kinder", sagte sie mit fremdartigen Akzent. „Liegen Zimmer 7 und 8. Dr. Merrywether wartet schon."
    Ich dankte, und sie fuhr kichernd weiter.
    Ich ging mit Coco den Krankenhauskorridor entlang. In meiner Manteltasche hatte ich den Ys-Spiegel, und Coco trug in der großen Umhängetasche Dämonenbanner, Weihwasser und andere Ingredienzien bei sich. Wir konnten an Ort und Stelle eine Dämonenaustreibung vornehmen.
    „Wollen mal sehen, was wir für die Kinder tun können", sagte ich.
    Da entstand Lärm, und ein fürchterlicher Schrei gellte durchs Haus. Ein paar Kinder schrien aus Leibeskräften, und dumpfe, grollende Laute waren zu hören.
    Der Lärm kam aus den Zimmern 7 und 8. Krankenschwestern und Pfleger eilten auf den Flur.
    Ich stürmte vorwärts. Als ich die Tür von Zimmer 7 öffnen wollte, wurde mir die Klinke aus der Hand gerissen. Die Tür öffnete sich nach innen, und ein riesengroßer, massiger Mann taumelte mir entgegen. Er versperrte mir den Blick ins Zimmer. Ich mußte zurückweichen, um ihm Platz zu machen. Er trug einen Ärztekittel, der auf der Vorderseite blutgetränkt war. Das Blut strömte aus einer klaffenden Wunde an seinem Hals.
    Der Mann war dem Tode geweiht, das sah ich mit einem Blick. Vor mir brach er in die Knie.
    „Dr. Merrywether!" rief eine Krankenschwester entsetzt.
    Der Arzt konnte nur noch gurgelnde Laute von sich geben. Krankenschwestern und Pfleger drängten sich um ihn.
    Ich konnte ihm nicht helfen und stürzte ins Zimmer 7. Coco folgte mir auf den Fersen.
    Die sieben Kinderbetten im Zimmer waren leer. Auf dem Boden stand eine Blutlache, und eine Blutspur führte zur Tür. Zwischen den Zimmern 7 und 8 gab es eine Verbindungstür.
    Ich riß sie auf und da sah ich ihn.
    Er trug ein schwarzes, mit magischen Symbolen verziertes Gewand. Sein Kopf war völlig kahl, und in seinen schwarzen Augenhöhlen glühten häßliche Froschaugen. Seine Finger waren lang und dünn wie Spinnenbeine, und lange Fingernägel wuchsen daran. Der halbgeöffnete Mund war eine schwarze Höhle mit einem einzigen großen Zahn im Unterkiefer.
    Der Scheußliche kicherte höhnisch, als er mich sah. Er deutete mit seinen Fingern auf mich.
    „Guten Tag, Dorian Hunter! Kennst du mich?"
    „Und ob ich dich kenne, Luguri!" rief ich. „Diesmal bist du zu weit gegangen. Wo sind die Kinder, Dämon?"
    Das Zimmer 8 war ebenso leer wie das Zimmer 7.
    Ich hatte Luguri durch den Ys-Spiegel gesehen, als ich in die Vergangenheit blickte, in die Zeit 4500 Jahre vor Christi Geburt, als die Stadt Ys unterging. Auch bei anderen Gelegenheiten hatte ich den Erzdämon schon erblickt, meinen derzeit größten und gefährlichsten Gegenspieler.
    „Such sie doch, Dämonenkiller! Such sie doch!" rief er. „Aber eines sollst du schon wissen. Dreizehn treffen den vierzehnten, der auch am 27.10. geboren ist - egal, wo er sich befindet."
    Also hatte ich mich nicht geirrt. Luguri hatte es auf unseren Sohn abgesehen.
    Ich riß den Ys-Spiegel aus der Manteltasche. Aber bevor ich noch das magische Amulett einsetzen konnte, die fast ultimate Waffe der Weißen Magie, verflüchtigte sich Luguri wie ein Nebelstreif.
    Nur sein Gelächter hallte noch eine Weile im Krankenzimmer wider.
    Coco stand hinter mir. Sie hatte alles gehört. Wir blickten uns an, und ich sah Angst und Ratlosigkeit in ihren dunkelgrünen Augen.
    Von den Kindern entdeckten wir keine Spur. Wir gingen wieder hinaus auf den Gang zu der Gruppe, die sich um Dr. Merrywether scharte. Er erlag vor unseren Augen seinen schweren Verletzungen.
    Dann wurde die Polizei verständigt, und es blieb uns nichts anderes übrig, als an Ort und Stelle zu bleiben. In dem Krankenhaus ging es wie in einem Tollhaus zu; und als die ersten Polizisten und Detektive von New Scotland Yard eintrafen, wurde es noch turbulenter.

    Es war zehn Uhr abends, als ich mit Coco endlich das Gebäude von New Scotland Yard am Victoria Enbankment verließ. Die Detektive vom Yard hatten uns Löcher in den Bauch gefragt.
    Der Tod von Dr. Charles Merrywether und das geheimnisvolle Verschwinden von dreizehn zweijährigen Kindern war aber auch ein krasser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher