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097 - Die Todestür

097 - Die Todestür

Titel: 097 - Die Todestür
Autoren: Dämonenkiller
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ruhige Sekunde mehr gehabt.
    Kurz nach zehn kamen ein Oberinspektor und zwei Detektive von Scotland Yard. Sie wollte das gleiche wissen, wie alle anderen auch. Welche Forderungen hatte der Entführer an mich gestellt, und was wußte ich über ihn?
    „Nichts", sagte ich. „Und auf die Forderungen warte ich auch noch."
    Ich sprach in der Wohnhalle im ersten Obergeschoß der Jugendstilvilla mit den Scotland-Yard- Leuten. Der Oberinspektor, ein sehr englischer, sehr steifer Typ mit Melone, zog die Brauen hoch. „Mr. Hunter", sagte er unterkühlt, „ich hoffe, daß Sie uns nichts verschweigen. Wenn Sie eine Straftat verschleiern oder Informationen zurückhalten, machen Sie sich selbst strafbar."
    Ich seufzte. „Wenn ich etwas wüßte, würde ich es Ihnen sagen, Oberinspektor. Ich warte selbst auf eine Nachricht von dem Entführer."
    „Es geht immerhin um das Leben von dreizehn Kindern, Mr. Hunter. Detektiv Malone wird hier bei Ihnen bleiben. Wenn Sie etwas hören, benachrichtigen Sie uns sofort!"
    „Das werde ich gewiß tun. Sagen Sie, können Sie nicht die Presseleute vom Grundstück herunterholen?"
    Er verzog die Mundwinkel ein wenig und deutete ein Lächeln an.
    „Ich kann ihnen sagen, daß sie gehen sollen. Was kann ich sonst noch machen? Sie waren doch selbst einmal Reporter, Mr. Hunter. Sie wissen, wie so was ist."
    Und ob ich das wußte!
    „Ich muß darauf bestehen, daß Sie Telefonanrufe entgegennehmen", sagte er noch. „Irgendwie muß der Entführer Ihnen schließlich eine Nachricht zukommen lassen können."
    Dieser Entführer war auf technische Kommunikationsmittel nicht angewiesen. Aber das konnte ich dem Oberinspektor nicht erklären.
    Er ging, und der stämmige Detektiv Malone blieb zurück. Oberinspektor und Inspektor drängten sich durch die Reportermenge vor der Villa.
    Wir mußten jetzt wohl oder übel wieder ans Telefon gehen. In der Villa hielten sich Coco Zamis, Trevor Sullivan, Miß Pickford und ich auf.
    Ständig kamen jetzt irgendwelche Gespräche an. Wir sagten: „Kein Kommentar." Oder: „Wenden Sie sich an Scotland Yard!" Im Rundfunk und im Fernsehen verfolgte ich so nebenbei die letzten Meldungen über die Entführung.
    Mein Name war in aller Munde, aber es machte mir keine Freude. „Der geheimnisumwitterte Dorian Hunter", so hieß es immer wieder.
    „Ein ehemaliger Journalist, der jetzt nicht näher bezeichneten Beschäftigungen nachgeht und oft lange Auslandsreisen unternimmt."
    Es zeigte sich, daß noch einiges über meine Tätigkeit durchgesickert war. Bruchstückhafte Informationen wurden mit viel Fantasie aufbereitet. Bald wurde ich in den Nachrichten, Meldungen und Kommentaren als eine Mischung von Gangster, Geisterjäger und Hexer dargestellt.
    Man konnte mir viel vorwerfen, aber besonders empfindlich war ich nie gewesen. Das zahlte sich jetzt aus.
    Auch Coco wurde in den Meldungen erwähnt. Bildschön, schwarzhaarig, schlank und nur mit einem Bikini bekleidet erschien sie auf dem Fernsehbildschirm. Mochte der Teufel wissen, wo die Fernsehleute das Foto herhatten.
    Coco wurde als meine Geliebte bezeichnet. „Die Mätresse des Geisterjägers" war eine von vielen Titeln, die man ihr gab.
    Auch von mir erschien ein Bild im Fernsehen, eines, das noch ganz neu war. Es war aufgenommen, als ich die Reporter aus dem Haus drängte. Zweifellos sah ich mit meinem etwas wirren, schwarzen Haar und dem über die Mundwinkel herabgezogenen Oberlippenbart wie ein wahrer Wüterich aus, zumal ich zornig dreinblickte. Das Bild hätte in jedes Verbrecheralbum gepaßt. Jetzt würde ziemlich jeder Mensch in England mich erkennen, wenn ich mich auf die Straße wagte.
    Um zwei Uhr endlich, nach einigen turbulenten Stunden, kam im Fernsehen die Nachricht, daß der Entführer sich mit Fernseh- und Presseleuten treffen wollte. Im Hyde Park, in der Nähe von Speakers Corner. Das Gelände sollte abgeriegelt werden, so verlangte er.
    Damit konzentrierte sich das allgemeine Interesse auf etwas anderes, und ich und die anderen in der Jugendstilvilla hatten eine Atempause.

    Speakers Corner im Hyde Park war bekannt. Hier konnte jeder die Rednertribüne besteigen und dem Publikum seine Überzeugungen verkünden, ob es nun um die Politik der Regierung ging, um den Weltuntergang, um Rohkostessen, um den Geschlechtsverkehr minderjähriger Mädchen oder sonst etwas.
    Am Samstagnachmittag war dieser Teil des Hyde Parks von einem Polizeikordon abgeriegelt. Das Fernsehen hatte Kameras und Scheinwerfer aufgebaut,
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