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097 - Die Knochenkammer der Dämonen

097 - Die Knochenkammer der Dämonen

Titel: 097 - Die Knochenkammer der Dämonen
Autoren: A.F.Morland
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das Schloß heran. Es war eingebettet in einen finsteren Mischwald, und Mr. Silver entdeckte eine alte Eiche, die zwei von ihren knorrigen Ästen neugierig über die Schloßmauer streckte.
    Der Ex-Dämon wies auf den Baum. »Siehst du noch ein Problem?«
    »Jetzt nicht mehr«, erwiderte ich. »Es sei denn, Erasmus Buldeo hat sich ein paar raffinierte Fallen ausgedacht. Mir reicht eigentlich das, was ich in Jonathan Dewaeres Wohnung erleben mußte.«
    »Wir werden sehen, was passiert, sobald wir die Mauer hinter uns haben«, sagte der Hüne.
    »Immer kopfüber hinein ins eiskalte Wasser, nicht wahr?«
    »Klar. Warum nicht?« erwiderte Mr. Silver.
    »Selbst dann, wenn es nur zehn Zentimeter tief ist«, maulte ich. »Aber was soll's. Komm, wir versuchen mal unser Glück.«
    Wir kletterten an der Eiche hoch und schoben uns auf einem der beiden Äste über die Mauer.
    Die Rinde war rauh und schürfte mir die Haut auf. Ich spürte einen brennenden Schmerz, kümmerte mich aber nicht weiter darum. Linda James ging es schlechter als mir.
    Ich baumelte zweimal hin und her, dann ließ ich los und fiel mittenhinein in die tiefe Schwärze, die den Schloßhof ausfüllte.
    Die Landung war ziemlich unsanft. Sie stieß mir die Beine fast aus den Hüftgelenken. Ich ächzte und fiel nach vorn, fing mich mit vorgestreckten Armen ab und richtete mich vorsichtig auf.
    Mr. Silver landete neben mir. Was heißt ›landete‹ - wie eine Bombe schlug er dicht neben mir ein. Es hatte beinahe den Anschein, als hatte er auf mich springen wollen.
    »Daneben!« raunte ich ihm zu.
    Bewegung in der Dunkelheit! Schnelle Schritte! Gestalten!
    »Komm!« zischte ich und setzte mich ab. Ich warf mich hinter ein Fundament und preßte mich flach auf den Boden.
    Mr. Silver folgte mir nicht. Legte er es auf einen Kampf an? Wenn jene, die uns - oder ihn - entdeckt hatten, Alarm schlugen, kamen wir nie ins Schloß, denn dann machte Erasmus Buldeo mit Sicherheit sämtliche Schotten dicht.
    Meine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt. Sehr gut sehen konnte ich zwar nicht, aber daß die vier Kerle, die auf Mr. Silver zueilten, Echsenschädel hatten, erkannte ich dennoch.
    Ich griff ins Jackett. Mr. Silver stand reglos da. Er ging nicht in Kampfstellung, unternahm überhaupt nichts gegen die Echsenköpfigen.
    Sie packten ihn, und er ließ es geschehen. Ich verstand ihn nicht. Warum überwältigte er sie nicht? Er überragte sie um einen ganzen. Kopf, und sie waren bestimmt nicht so stark wie er, nicht einmal alle vier zusammen.
    Warum schaltete er sie nicht aus? Warum ließ er sich von ihnen ergreifen und abführen? Sollte ich ihn da herausholen?
    Ich zog meinen Colt Diamondback, und plötzlich begriff ich Mr. Silvers Taktik. Er war ein gerissener Bursche, das muß ich schon sagen. Er wollte ins Schloß, und die Echsenköpfigen brachten ihn ins Schloß. Er brauchte sich den Zutritt nicht einmal zu erkämpfen.
    Auf diese Weise war er schneller drinnen, als ich es sein würde. Es sei denn, ich wandte die gleiche Taktik an, doch meine innere Stimme riet mir, das lieber nicht zu tun, denn ich haßte es, mich freiwillig in irgend jemandes Gewalt zu begeben.
    Während sie den Ex-Dämon abschleppten, suchte ich nach einer Möglichkeit, gleichfalls ins Schloß zu kommen.
    Sie bot sich mir in Form einer unscheinbaren Bohlentür, die zwar versperrt war, deren Schloß ich aber in einer Minute zu knacken vermochte.
    Gelernt ist eben gelernt.
    Die Tür ächzte, als ich sie bewegte. Ich ließ mir sehr viel Zeit, sie zu öffnen, damit das Geräusch mich nicht verriet.
    Modergeruch legte sich feucht und schwer auf meine Lunge, als ich eintrat. Vor mir lag ein schmaler, kurzer Gang, der vor einer Treppe endete, die in die ›Unterwelt‹ des Schlosses führte.
    Als ich sie erreichte, war mir, als würde ich das dünne, verzweifelte Schluchzen eines Mädchens hören.
    Linda James!
    Noch wußte ich nicht, wie groß die Gefahr war, in der sie schwebte. Mir war nur klar, daß ich schnellstens zu ihr mußte.
    Ich hastete die Stufen hinunter, einem fahlen Licht entgegen. Das Schluchzen wurde deutlicher, blieb aber dünn, verzweifelt, hoffnungslos.
    Ich sah brennende Kerzen, und was ihr Schein beleuchtete, jagte mir kalte Schauer über den Rücken.
    Skelette! Wohin ich blickte, lagen Skelette! Verdammt, so vielen Endzeitdämonen hatte Erasmus Buldeo schon geholfen? So viele Menschen hatten bereits sterben müssen, damit die verfluchten Dämonen weiterleben
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