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097 - Das Dämonenbuch

097 - Das Dämonenbuch

Titel: 097 - Das Dämonenbuch
Autoren: Frank deLorca
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Gänsehaut verschwand von den Armen Paolas. Sie ließ den Finanzmakler an sich vorbei.
    Russel schloss noch eine Tür auf. Obwohl die Angeln frisch geölt waren, kreischten sie schrill.
    Ben Russel hatte sich schon öfter darüber gewundert und sich später schließlich daran gewöhnt. Nur an Paolas Armen war plötzlich wieder die Gänsehaut.
    »Das klingt ja fürchterlich«, meinte sie mehr zu sich selbst.
    Doch dann stolperte sie dem Finanzmakler nach, der in dem Raum hinter der Tür verschwunden war.
    »Du machst das unheimlich spannend heute«, sagte sie unsicher und tappte in das Dunkel.
    Ein Streichholz flammte auf, berührte eine Schale, und das Öl darin fasste Feuer.
    Eine Stichflamme loderte hoch bis zur niedrigen Decke.
    Auf dieselbe Weise entzündete der Makler eine zweite Schale Öl.
    Das Licht im Raum reichte jetzt aus, um alles, gut erkennen zu können.
    Die Barfrau schaute sich staunend um.
    Sie waren in einem fast quadratischen Raum gelandet. Der Boden bestand aus poliertem, scheinbar nachtschwarzem Marmor, in dem sich die beiden Feuer flackernd spiegelten.
    Ein gezackter Kreis aus Alabaster war weiß in das Schwarz eingelassen. Zeichen, wie sie Paola noch nie vorher gesehen hatte, bedeckten die drei ansonsten kahlen Wände.
    Nur an der vierten Seite war von der Decke herunter ein Vorhang aus schwerem Samt gezogen, hinter dem Paola ein Lager vermutete, auf dem Russel offensichtlich seine jüngsten perversen Spiele trieb.
    »Das sieht ja aus wie in einem Gruselkabinett«, sagte sie und zuckte zusammen, als ihre Stimme dumpf widerhallte.
    Ben Russel ließ ein schnarrendes Lachen vernehmen.
    »In gewisser Hinsicht ist das auch eines«, kicherte er aufgeregt. »Das ist mein kleines Gruselkabinett. Könntest du dich schon mal ausziehen?«
    »Ich weiß nicht«, wehrte sie sich. »Ich fühlte mich nicht wohl hier. Die Atmosphäre wirkt irgendwie beklemmend auf mich. Ich bekomme hier keine Luft. Wollen wir nicht lieber hinaufgehen?«
    »Nein«, kam es scharf. Ben Russel hatte nicht so laut sprechen wollen, doch die kahlen Wände verstärkten seine Stimme um ein Vielfaches.
    Die Frau war unwillkürlich bleich geworden. Das hatte Russel nicht beabsichtigt. Zumindest noch nicht zu diesem Zeitpunkt.
    »Nun hab dich doch nicht so«, redete er beruhigend auf die Frau ein. »Sei kein Spielverderber. Du wirst dich schon daran gewöhnen.«
    »Ich weiß nicht. Es ist mir unheimlich hier.«
    »Das gibt sich mit der Zeit. Zieh dich erst mal aus. Wenn du deine Arbeitskluft anhast«, – er grinste geringschätzig – »dann macht dir das hier nichts mehr aus.«
    Sie stand auf der Stelle. Noch hatte sie sich nicht entschlossen.
    »Wenn es dir leichter fällt, wenn ich noch 100 Pfund dazulege«, sagte er, »dann mache ich das eben. Aber jetzt zier dich nicht länger!«
    Plötzlich war ihr Widerstand dahingeflossen. Für Geld machte sie ziemlich alles. Für Geld überwand sie sogar die Furcht, die in jener Sekunde in ihr hochgestiegen war, in der sie diesen Raum betreten hatte.
    Eine Furcht, die tief aus ihrem Inneren kam und die vom Selbsterhaltungstrieb genährt wurde.
    Julie Highsmith, die alternde, aber immer noch gut in Form stehende Barfrau aus dem Nelson-Klub, stieg aus ihrem Kleid. Als dunkles Bündel sank es an ihren Knöcheln zu Boden.
    »Und jetzt Strümpfe und Schlüpfer«, hörte Ben Russel sich sagen.
    Die Frau gehorchte. Auch der BH flatterte auf das Kleiderbündel nieder.
    Und jetzt? fragten ihre Augen.
    »Stell dich in die Mitte dieses Kreises«, ordnete Ben Russel an.
    Die Frau tat es. Sie war splitternackt. Der Widerschein der Flammen flackerte auf ihrem rot angeleuchteten Körper.
    Russel starrte sie aus lodernden Augen an. Trotz ihres Lebenswandels hatte sie noch immer einen aufregenden Körper. Schwere Brüste, einen flachen Bauch, feste Schenkel.
    Sie spürte seine gierigen, geilen Blicke auf ihrem nackten Leib, die Blicke eines Mannes, den viele einen Perversen nannten, und plötzlich fühlte sie sich ungeheuer schmutzig und dreckig. Zum ersten Mal in ihrem Leben empfand sie tiefe Scham.
    Und da war auch plötzlich eine namenlose Furcht in ihr vor diesem kranken Mann. Und vor dem, was er mit ihr vorhatte.
    Eine Gänsehaut überzog ihren nackten Körper.
    Der Finanzmakler riss den Vorhang zur Seite. Dahinter war tatsächlich eine Liege.
    Aber nicht nur dass.
    Neben der Liege stand eine Art Pult auf lautlos rollenden Rädern.
    Russel zog das Gestell hervor, schob es an den Rand des Kreises.
    Das Buch
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