Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
097 - Das Dämonenbuch

097 - Das Dämonenbuch

Titel: 097 - Das Dämonenbuch
Autoren: Frank deLorca
Vom Netzwerk:
hatten sie heißen und hemmungslosen Sex miteinander.
    Sie kamen erst eine Stunde später noch mal auf Ben Russel zu sprechen.
    »Sag mal«, meinte er. »Warum zieht dein Alter eigentlich nie seine Handschuhe aus? Hast du ihn schon einmal ohne gesehen?«
    »Einmal. Ja. Er war sturzbetrunken damals. Eigentlich ist es nur eine Manie von ihm, die er aus Zeiten beibehalten hat, als er noch eitel war und auf sein Äußeres achtete. In seiner Kindheit hatte er mal einen eitrigen Hautausschlag. Es sind rote Narben davon geblieben. Er versteckt diese Narben, glaube ich, nicht einmal vor den anderen Leuten. Er zieht nur diese Handschuhe nicht aus, weil die Narben ihn an seine eigene Kindheit erinnern. Ich habe irgendwann einmal erfahren, dass es ihm da ziemlich dreckig gegangen sein muss. Ben selbst spricht nicht darüber. Er wird wütend, wenn man davon anfängt.«
    »Dieser Typ ist echt krank im Kopf«, sagte Hugh Morris und begann wieder, Joan Russels große, feste Brüste zu streicheln und zu liebkosen. »Absolut krank…«
    Er konnte nicht ahnen, wie krank Ben Russels Geist tatsächlich war…
    ***
    Ungehalten war nur ein schwacher Ausdruck dafür, wie Emanuel Sheller inzwischen über Ben Russel empfand. Sheller war wütend. Seit zwei Stunden saß er in seinem Apartment und starrte das Telefon an.
    Ein paar Mal schon hatte er Russels Büro angerufen und immer nur die monotone Frauenstimme aus dem automatischen Anrufbeantworter gehört.
    Russels Privatnummer war nicht zu eruieren gewesen. Eine Telefonistin des Hotels hatte sich eine halbe Stunde lang vergeblich bemüht.
    Die Gedanken, die er sich machte, waren nicht geeignet, seine Laune zu verbessern. Russel hatte die Spekulationen mit seinem, Shellers, Geld über eine von beiden gegründete Briefkastenfirma abgewickelt. Sheller war darin nur als stiller Teilhaber angeführt. Einem mit allen Wassern gewaschenen Finanzhai wie Russel war es zuzutrauen, dass er so nebenbei auch ein eigenes Schäfchen ins Trockene bringen wollte.
    Sheller hätte sich jetzt ohrfeigen können, dass er das Geschäft auf Treu und Glauben abgewickelt hatte. Das heißt, er hatte nicht einmal eine schriftliche Vereinbarung in der Hand, mit der er Russel zur Auszahlung der Gewinne hätte zwingen können.
    Die Steuerbehörden der USA spaßten nicht. Deshalb hatte Emanuel Sheller bei allen Transaktionen so anonym wie möglich bleiben wollen.
    Wenn er damals nicht auf Russels Frau hereingefallen wäre – wer weiß, vielleicht wäre das Geschäft dann überhaupt nicht zustandegekommen.
    Sheller ging wieder aus dem Sessel hoch, in dem er sich zwischen seinem rastlosen Aufundabmarschieren kurz niedergelassen hatte. Es hielt ihn einfach nicht mehr in diesen vier Wänden. Nicht wenn es um einige Millionen ging und er einen Ben Russel zum Partner hatte, der trotz seiner Versprechungen nicht am Flugplatz aufgetaucht war.
    »Paris!« fauchte Sheller. »Pah! Dieser Bastard haut mit dem Geld ab, und ich renne hier herum wie ein Idiot!«
    Zum wiederholten Male schaute er auf seine Uhr.
    Kurz nach Mitternacht.
    »Wenn er jetzt nicht bald kommt…«, zischte er und ließ den Rest der Drohung offen.
    Er war bei seinem Rundgang an der Balkontür gelandet. Einen Moment lang hatte er gedacht, er hätte eine Bewegung wahrgenommen. Doch das konnte schlecht sein.
    Draußen gähnte die Finsternis über einer Stadt, die sich langsam schlafen legte.
    Das Apartment 466 lag an der Rückfront des Carlton. Unten erstreckte sich eine unbelebte Seitenstraße, und daran schloss sich ein kleiner Park an. Dort draußen konnte nichts zu sehen gewesen sein.
    Schon gar nicht in gerader Linie hinaus aus dem Fenster, wo nichts als Nieselregen, Nacht und miserables Londoner Wetter war. Zwanzig Meter über einer stillen Straße.
    Trotzdem wurde Sheller von einer dunklen Ahnung getrieben, nachzusehen. Gegen alle Vernunft wollte er sich plötzlich vergewissern, ob er sich wirklich getäuscht hatte.
    Er legte den Hebel nach unten, der es ihm erlaubte, die große Balkontür zu öffnen.
    Nasskalte Luft drang herein.
    »Vielleicht ist es gut, draußen ein wenig durchzuatmen«, murmelte Emanuel Sheller und trat hinaus auf die Keramikfliesen, mit denen der kleine Balkon ausgelegt war.
    Er schaute hinaus in die undurchdringliche Finsternis. Unten fuhr ein Auto vorbei. Sehen konnte er nichts.
    Sheller drehte sich schon wieder um, als er den riesenhaften Schatten auf dem Geländer sitzen sah – und ein Augenpaar, das ihn mordlüstern anblitzte, von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher