Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
097 - Das Dämonenbuch

097 - Das Dämonenbuch

Titel: 097 - Das Dämonenbuch
Autoren: Frank deLorca
Vom Netzwerk:
wäre, Ben Russel der Polizei zu überlassen. Wenn man ihm vielleicht auch den Mord an Sheller nicht anhängen konnte, das Kidnapping würde bleiben. Und wohl auch die Millionenunterschlagung.
    Andererseits – wie hätte er es der Polizei erklären sollen, dass ein entführtes Mädchen plötzlich in seinem Dachboden auftaucht, nachdem er mit einem riesengroßen Vogel gekämpft hatte, dem man mit einem Schwerthieb den Kopf nicht abtrennen konnte?
    Peter Lester schüttelte den Kopf.
    Es hatte keinen Zweck. Er musste die Sache allein durchstehen, und mit Russel würde er fertig werden.
    Peter Lester stürmte das Haus. Er hatte damit gerechnet, den Eingang verschlossen vorzufinden, doch überall herrschte Festbeleuchtung.
    Biggy hatte erzählt, sie sei vermutlich in einem Kellerraum gewesen. Deshalb hielt sich Peter erst gar nicht lange mit dem Durchsuchen der oberen Räume auf, egal, was sie beherbergten und wer eventuell oben war.
    »Russel!« schrie er schon in der Diele. »Zeigen Sie sich, Sie gemeiner Sauhund, Sie perverses Schwein!«
    Nichts als ein unwirklich hallendes Echo antwortete ihm. Von Ben Russel keine Spur.
    »Es hat keinen Sinn, wenn Sie sich verstecken, Russel!« brüllte Peter in die Leere des Hauses. »Ich werde Sie finden, wo Immer Sie sich auch verkrochen haben. Dann wird abgerechnet!«
    Peter stieß noch wütende Drohungen aus, als er an der Kellertreppe war. Auch hier überall Licht. Vorn machte der Gang eine Biegung.
    »Kommen Sie raus, Russel! Ich weiß, dass Sie hier sind! Zeigen Sie sich, oder soll ich Sie unter einem Bett hervorzerren?«
    Peter Lester schritt weiter. Er war langsamer geworden. Diese Stille irritierte ihn.
    Grabesstille.
    Der Keller erschien ihm plötzlich wie eine Gruft.
    Dann hatte er den Raum erreicht.
    Seine aufgestaute Wut, sein Hass, auch sein Rachedurst – all diese Emotionen waren mit einem Male wie weggewischt. Er fühlte gar nichts mehr.
    Nur eisige Kälte.
    Eine Kälte, die er bereits kannte und die ihm im Hof hinter seinem Haus zum ersten Mal begegnet war.
    Peter fröstelte, als er eintrat.
    Und er stieß einen erstickten Schrei aus, als er die beiden Leichen sah.
    Sie waren bestialisch zugerichtet.
    Trotzdem erkannte er Russel unter den beiden Körpern. Niemand anderer als er hätte hier Handschuhe getragen.
    Sonst war Russel nicht mehr wiederzuerkennen. Er war entsetzlich zugerichtet worden.
    Der Marmorboden war mit Blut überschwemmt.
    Peter wollte zurück, doch die Tür hinter ihm schwang mit einem lauten Knall zu.
    Panik stieg in ihm hoch. Wie mit Spinnenbeinen kroch sie kalt über seinen Rücken.
    Der Todesvogel!
    Peter spürte seine Nähe.
    »Nein!« schrie er gellend.
    Das Krächzen klang wie ein Lachen. Ein grausames, unmenschliches Lachen.
    Der Vorhang bewegte sich. Ein roter Kopf mit einem Geierschnabel, ein schillernder Schwanenhals, Schwingen, aus denen messerscharfe Klauen wuchsen.
    »Nein!« hörte sich Peter Lester schreien.
    Das Monster schien sich an seinem Grauen zu weiden. In den Augen lagen belustigtes Funkeln und tückische Bosheit.
    Der Schnabel schlug klappernd auf und zu.
    Draußen auf dem Flur das Trippeln von Schuhen.
    »Peter!«
    Die geschlossene Tür nahm dem Ruf viel von seiner Lautstärke.
    »Biggy!« brüllte Peter zurück. »Ich bitte dich, kehr um! Komm nicht hier rein!«
    »Ich komme, Peter!«
    »Nein, Biggy, bleib draußen. Ich flehe dich an! Kehr um, setz dich ins Auto und fahr so schnell du kannst weg von hier! Du darfst nicht in dieses Zimmer kommen!«
    Die Tür flog auf.
    Biggy stand im Rahmen.
    Sie sagte nichts. Sie starrte nur.
    Sratnaros streckte seinen Hals. Seine abgehackten Schreie klangen wie ein grauenhaftes Kichern. Im Gehirn Lester s bildeten sich Worte. Er verstand sie.
    »Ihr gehört Sratnaros«, sagten diese Worte. »Es gibt kein Entrinnen mehr für euch. Diese Welt hat keine Grenzen für mich. Ihr werdet die ersten von vielen Opfern sein. Ich werde über eure Welt hereinbrechen wie das Jüngste Gericht. Diese Welt gehört Sratnaros, dem Dämon. Ich habe von ihr Besitz ergriffen…«
    Peter zitterte am ganzen Leib vor Entsetzen und Grauen. Doch er zitterte nicht um sein eigenes Leben. Auch nicht um die Menschheit, die diese grauenvolle Bestie vernichten wollte.
    Er zitterte um Biggy, die diesen Raum betreten hatte. Er starrte auf die zwei verstümmelten Leichen. Auf Hugh Morris, dessen Gesicht eine einzige blutige Masse war, die Augen ausgekratzt. Und auf Ben Russel, der zerfetzt und zerrissen in einer riesigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher