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0966 - Die Angst der Psychonautin

0966 - Die Angst der Psychonautin

Titel: 0966 - Die Angst der Psychonautin
Autoren: Jason Dark
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verdammte Eisen schon seine Spuren hinterlassen. Die Frau beschwerte sich nicht, auch wenn sie Schmerzen haben mußte.
    Ich nahm ihr gegenüber auf einem am Boden befestigten Stuhl Platz. Als ich saß, hob auch die Frau den Kopf. Sie strich das verfilzte Haar aus der Stirn und schaute mir in die Augen.
    »Sagst du uns deinen Namen?« fragte ich.
    »Thamar.«
    Ich überlegte. Den Namen hatte ich noch nie gehört. Er klang fremd und irgendwie auch biblisch, aber ich ging nicht näher darauf ein, sondern stellte Suko und mich vor.
    Thamar nickte, bevor sie sehr leise sagte: »Ihr habt mich gerettet, nicht wahr?«
    »Man kann es so sehen.«
    »Aber wer hat dich gefangen?« fragte Suko.
    »Die anderen.«
    »Welche anderen?«
    Thamar schüttelte den Kopf.
    »Bitte!«
    »Nein!« flüsterte sie. »Nein.« Sie hob die Hände und spreizte dabei die Finger.
    »Wahrscheinlich steht sie unter Schock«, murmelte Suko. »Kann sein.«
    »Wir sollten sie nicht quälen, ihr Ruhe bieten und sie mit zu mir nehmen. Da kann sich Shao um sie kümmern. Und vielleicht gewinnt sie Thamars Vertrauen.«
    »Sicherlich. Auf keinen Fall jedoch möchte ich sie überfordern. Dann laß uns…«
    Der leise Schrei erstickte mein letztes Wort. Thamar hatte ihn ausgestoßen.
    Aber das war nicht alles. Plötzlich leuchtete das dritte Auge auf ihrer Stirn in einer roten und gelben Farbe. Es war nicht mal eine Pupille zu erkennen, so stark hatte dieses kalte Feuer von ihrem Auge Besitz ergriffen.
    Das hatte etwas zu bedeuten. Thamar wollte auch in die Höhe springen, aber Suko hielt sie fest. »Bitte, nein, wir müssen weg!« flüsterte sie hastig. »Sie sind da. Der Krieg geht weiter.«
    »Welcher Krieg?«
    »Psycho-Krieg. Psycho-Terror. Wir sind alle in Gefahr - alle«, sagte sie schluchzend.
    Suko und ich schauten uns an. Wir waren still, auch die Frau schwieg.
    »Sie scheint etwas gemerkt zu haben, John. Ich glaube, ich schaue mich mal draußen um.«
    »Wäre nicht schlecht.«
    Suko stand auf, während ich bei Thamar zurückblieb, aber mit meinem Freund den Platz tauschte und mich neben sie setzte. »Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Wir werden dich beschützen.« Ich drehte den Kopf, weil der kühle Luftzug in die Kabine fuhr. Dann war Suko verschwunden.
    Thamar rieb ihre Handflächen gegeneinander. »Doch, ich habe Angst. Es ist noch nicht vorbei. Sie haben geschworen, uns zu vernichten. Alle sterben wir.«
    »Wer ist das?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Das paßte mir nicht, denn so kam ich nicht weiter. Ich wollte sie auch nicht weiter quälen. Entweder sprach sie freiwillig mit uns oder nicht. Wir warteten. Die Angst der jungen Frau war zu spüren. Sie drängte sich gegen mich. Ihre Zunge fuhr des öfteren aus dem Mund hervor, um die Lippen zu befeuchten. Dann wischte sie über ihr Gesicht, als wollte sie fühlen, ob das dritte Auge noch vorhanden war.
    Ich fragte mich, ob sie wirklich so alt war, wie sie aussah oder ob sie aus der Urzeit stammte, als es noch ihr Volk gegeben hatte. Die Psychonauten waren etwas Besonderes. Sie hatten das dritte Auge, von dem in den Legenden der Menschen immer wieder gesprochen wurde.
    Und sie verfügten damit auch über das Wissen der Alten oder der Alten Welt, das in einem geheimen Raum in der Cheopspyramide verborgen war.
    Suko kehrte zurück. Noch auf der Türschwelle schüttelte er den Kopf.
    »Es war nichts, John.«
    Auch Thamar hatte ihn gehört. Sie blieb wie ein verängstigtes Reh sitzen. »Doch, sie sind da.«
    »Wer?«
    »Die Verfolger.«
    »Diejenigen, die dich auch gefangen haben?« fragte ich weiter. »Ja, ich glaube.«
    »Da kann ich dich beruhigen, Thamar. Alle Männer auf dem Schiff sind festgenommen worden und werden verhört.«
    »Festgenommen?«
    »Ja, wir haben sie geholt. Das werde ich dir später erklären, wenn überhaupt. Du bist an der Reihe, uns Erklärungen abzugeben. Dich hat man gefangen und…«
    Sie hob die Arme an und preßte dann ihre Hände gegen die Ohren. Die Geste war klar. Thamar wollte nichts mehr wissen. Es reichte ihr, und wir hielten uns daran.
    »Dann können wir ja verschwinden«, schlug Suko vor.
    Thamar rührte sich nicht. Ich mußte sie schon anhieven und auf die Beine stellen. Jetzt, wo sie stand, hielt sie sich an mir fest und schaute sich immer um.
    »Es ist nichts zu sehen«, beruhigte ich sie.
    »Aber schnell.«
    »Das verspreche ich dir.«
    Suko hatte uns den Ausgang offengehalten. Wir betraten das Deck, über das der kühle Nachtwind wehte. Wieder blickte
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