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0964 - Schwingen des Geistes

Titel: 0964 - Schwingen des Geistes
Autoren: Unbekannt
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scharfen Grat aus Lavagestein herabsank.
    Auf einmal fühlte sie sich schwerer werden.
    Sie konnte nur noch Arme und Beine schützend von sich strecken, dann kam es zum Aufprall.
    Ein elektrisierender Schmerz durchzuckte ihre Arme und Beine und sie ließ sich instinktiv abrollen. Sie überschlug sich einige Male, schürfte sich dabei die Haut an dem zerklüfteten Hang ab und wurde schließlich von einem Felsvorsprung, der ihr hart in den Rücken schlug, abgebremst.
    Ihr wurde schwarz vor Augen, aber sie rappelte sich rasch auf und stieß sich gleich wieder aufs Geratewohl vom Boden ab. Im Schwebeflug betrachtete sie sich und stellte fest, daß ihre Hände blutig waren.
    Aber das nahm sie alles in Kauf, um Herkas’ Willkür entgehen zu können. Sein Weg war nicht der ihre.
    „Ihr nach!" hörte sie Ellert/Ashdons einstigen Weggefährten weit hinter sich rufen. „Ihr müßt sie wieder einfangen, koste es was es wolle. Verteilt euch! Wer sich verirrt oder sonstwie von der Gruppe getrennt wird, versucht auf eigene Faust nach Askosan zu kommen. Und werbt so viele Ikarier wie nur möglich an. Je mehr wir sind, desto stärker sind wir auch bei den Verhandlungen mit den anderen Konzepten ..."
    Die Stimme verhallte in der Ferne. Maina registrierte nur bewußt, daß Herkas von einer Konferenz der Konzepte sprach - das war auch für sie höchst interessant.
    Im Augenblick galt für sie aber nur, ihren Verfolgern zu entkommen. Sie lernte schnell, sich unter der geringeren Schwerkraft fortzubewegen. Dabei hatte sie auch Glück, daß sie nicht wieder in eine Zone mit stärkerer Gravitation kam.
    Als sie vor sich einen meterhohen Felsbrocken sah, der ihr den Weg versperrte, setzte sie mit kühnem 5prung darüber hinweg. Kaum hatte sie das Hindernis jedoch überwunden, erkannte sie mit Entsetzen, daß dahinter ein gut hundert Meter tiefer Abgrund war. Ein Fall in diese Tiefe bedeutete auch bei einem Zehntel Gravo den sicheren Tod.
    Maina schrie. Zum erstenmal hatte sie wirkliche Angst davor, ihren Körper zu verlieren. Was würde dann aus den Bewußtseinen werden?
    Der Boden der Schlucht kam unerbittlich näher. Wie sehr sie auch mit den Armen ruderte, ihr Fall wurde dadurch kaum gebremst.
    Da kam von links ein Schatten herangesegelt. Maina erkannte einen Ikarier, der von etwas unterhalb in ihre Richtung vorstieß und dabei ungestüm mit seinen künstlichen Flügeln flatterte. Es war ein noch junger Mann, der seinen Körper mit Vogelfedern geschmückt hatte.
    Das erkannte sie noch, bevor er sie erreichte und seine Beine im Flug um ihren Körper schlang. Er hielt sie damit fest und setzte seinen waagerechten Flug fast mühelos mit ihr fort. Unter ihrem Gewicht sackte er nur einige Meter ab, kam dann jedoch in eine Aufwindströmung und stieß mit ihr in die Höhe - auf eine ferne Felsspitze zu.
    Maina konnte aufatmen, denn nun hatte sie die Verfolger endgültig abgeschüttelt. Und auch Dommerjan hatte das Nachsehen.
     
    *
     
    Die Felsnadel stach mitten aus einer zerklüfteten Ebene einige hundert Meter Sn den Himmel. An der Basis hatte sie einen Durchmesser von zweihundert Metern und verjüngte sich in Zakken nach oben.
    Schon im Anflug erkannte Maina, daß die schroffen Felswände von vielen Ikariern bevölkert waren, von denen die meisten ihre Flügel abgeschnallt hatten.
    Ihr Retter landete mit ihr etwa hundert Meter unter dem Gipfel auf einer natürlichen Plattform. Maina zog sich sofort bis an die Felswand zurück, um nicht in die Tiefe blicken zu müssen.
    „Danke, Fremder", sagte sie. „Du hast mich davor bewahrt, mich gegen meinen Willen Andersgesinnten unterordnen zu müssen."
    „Ich heiße Soomasen", sagte der junge Ikarier und schnallte seine Flügel ab. Er klappte sie zusammen und stellte sie in eine Felsnische. Er lächelte sie an. „Ich glaube, ich war zurrichtigen Zeit am richtigen Ort.
    Wäre es Minuten später zu diesem Zwischenfall gekommen, hätte ich nichts mehr für dich tun können, denn die schwerelose Welle ist im Abklingen. Dann wäre dein Bewußtsein ins Reservoir eingegangen."
    Es gab viele Konzept-Stämme, die den Glauben hatten, daß ein Bewußtsein auf EDEN II nicht vergehen könne, sondern beim Tode des Körpers in das Sammelbecken zurückfließe, aus dem sie alle gekommen waren.
    Maina dachte nicht gerne an diese Zeit zurück, als sie in der Enge dieser Sphäre mit Milliarden anderen Bewußtseinen zusammengepfercht gewesen war.
    „Ich bin ein Mehrfach-Konzept", sagte Maina.
    „Ich ein Neuner",
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