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0964 - Schwingen des Geistes

Titel: 0964 - Schwingen des Geistes
Autoren: Unbekannt
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sagte Soomasen. „Ich habe schon daran gedacht, freiwillig in das Reservoir von ES zurückzukehren. Aber jetzt hat die Sonne dich geschickt, und es sieht alles gleich wieder anders aus. Würdest du mich als Tauschpartner akzeptieren?"
    „Möchtest du in mir aufgehen?" fragte sie vorsichtig zurück.
    „Nein, so geht das nicht", rief der Ikarier lachend. „Als dein Retter habe ich das Recht, die Spielregeln zu bestimmen."
    „Und wie lauten diese?" wollte Maina wissen.
    „Sieh!" Soomasen deutete in die Ebene hinaus, wo zwei Ikarier in einer spiralförmigen Bahn hochstiegen. „Die beiden versuchen es mit der letzten Welle. Ich wünsche ihnen Erfolg!"
    Soomasen, der im Schneidersitz neben ihr gehockt hatte, robbte nun auf seinen muskulösen Armen bis zum Rand der Plattform vor. Erst jetzt merkte Maina, daß seine Beine verkrüppelt waren. Sie sah zwar Muskelstränge darauf, die von Kraft zeugten, was sie ja am eigenen Leibe erfahren hatte. Und da er die Beine beugte und strecken konnte, besaßen sie auch eine ausreichende Gelenkigkeit. Aber er gebrauchte sie nicht zum Gehen.
    „Wer nicht gehen kann, der schwebt", sagte Soomasen, als er ihren Blick merkte.
    „Entschuldige", sagte Maina schuldbewußt.
    „Macht nichts." Soomasen ließ wieder sein unbekümmertes Lachen hören. „Wir Ikarier waren nie Fußgänger. Vor dem großen Sprung haben wir uns kraft unseres Geistes fortbewegt. Aber ES wollte es anders und schitkte uns in Wellen die Schwerelosigkeit. Seitdem fliegen wir eben. Aber achte auf die beiden Bewußtseinssegler."
    Er wies wieder in die Ebene hinaus. Das Ikarier-Paar hatte bereits eine beachtliche Höhe erreicht. Maina verspürte ein unangenehmes Ziehen am Körper und wußte, daß die normale Schwerkraft zurückgekehrt war.
    Sie gab einen erschrockenen Laut von sich und sagte: „Unter den veränderten Schwerkraftbedingungen werden die beiden abstürzen."
    „Keine Angst", beruhigte sie Soomasen. „Sie sind hoch genug, um die Aufwinde nutzen zu können. Sie werden die Sonne erreichen."
    Pamelas Ausspruch fiel ihr ein, und sie sagte: „Aber dann werden sie verbrennen."
    Soomasen gab keine Antwort. Fasziniert beobachtete er die beiden Segler, die höher und höher stiegen.
    Das grelle Sonnenlicht machte ihm nichts aus. Maina mußte die Hand schützend vor Augen halten, um die Segler nicht aus den Augen zu verlieren.
    „Sie heißen Arlon und Cervai", sagte Soomasen, „und kennen sich noch gar nicht lange. Eine innige und tiefe Verbundenheit ist zum Bewußtseinsegeln gar nicht nötig. Auch Fremde haben sich schon gefunden. Wer, glaubst du, wird von den beiden gestärkt aus dem Wettflug hervorgehen?"
    „Arlon ist um einige Körperlängen voran", stellte Maina fest. „Ich tippe auf ihn."
    Sie hatte es kaum gesagt, als Cervai auf einmal schnell höher stieg und Arlon überholte. Letzterer schwang ungestüm mit seinen Flügeln, wie um den anderen noch einzuholen. Cervai schien einen Aufwind im richtigen Moment genützt zu haben und entfernte sich immer mehr, auf die zum Greifen nahe Kunstsonne zu.
    Mainas Augen tränten, aber sie zwang sich, den Blick nicht von dem Schauspiel zu wenden. Cervai war nur noch ein winziger Punkt, bei Arlon dagegen konnte sie ganz deutlich die Flügel erkennen, mit denen er wie verrückt ruderte.
    „Warum unternimmt Arlon noch immer so verzweifelte Anstrengungen, obwohl er einsehen muß, daß er Cervai nicht mehr einholen kann", sagte Maina.
    „Die Kunst des Bewußtseinssegeln ist es nicht, die Sonne zu erreichen, sondern sich ihrem Magnetismus zu widersetzen", klärte Soomasen sie auf. „Arlon hat sich erfolgreicher dagegen gewehrt."
    Maina zuckte zusammen, als sie sah, wie der Punkt, der Cervai war, im Glutball der Kunstsonne verschwand. Arlon war tiefer gesunken und stellte nun seine Flügelbewegungen ein. Ruhig und majestätisch kam er zur Felsnadel zurückgeschwebt. Er tat keinen einzigen Flügelschlag.
    „Arlon hat Cervai in sich aufgenommen."
    Jetzt erst verstand Maina die Bedeutung des Bewußtseinssegelns in seiner ganzen Tragweite. Die Ikarier näherten sich immer paarweise der Sonne. Dabei ging es darum, sich ihrer Anziehungskraft zu widersetzen und zu versuchen, den anderen ins Verderben zu treiben, um dann, wenn er in der künstlichen Lichtquelle verglühte, sein Bewußtseinspotential aufnehmen zu können. Es war nicht anders als bei den Oskunern, nur die Methode war eine andere.
    „Und wie ist es mit uns?" fragte Soomasen.
    „Ich fürchte, ich kann dir
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