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0961 - Nähre deine Wut!

0961 - Nähre deine Wut!

Titel: 0961 - Nähre deine Wut!
Autoren: Oliver Fröhlich
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Uhr. »Ich glaube, wir geben euch noch ein wenig Zeit, um diese Nachricht zu verdauen und über alles zu reden.« An Anka gewandt meinte er: »Was hältst du von einem kleinen Abendspaziergang?«
    Sie stimmte zu und erhob sich ebenfalls.
    »Wir sehen uns dann morgen«, sagte Rhett zum Rest der Gesellschaft, ließ sich von Anka unterhaken und verließ mit ihr den Raum.
    ***
    Paris, Metro-Station Cité, Vergangenheit
    Eine Blase aus Energie entweicht.
    Sie kennt keinen Grund dafür, braucht keinen. Denn sie ist . Das allein zählt.
    Sie schießt durch die Luft, ungesehen, ungehört, und lässt die Stadt hinter sich. Vorbei am Louvre, am Eiffelturm, am Totenacker Père Lachaise und den vielen Seine-Brücken. Fort vom Chaos und dem Widerstand. Fort von den sie bannenden Tönen. Unkontrolliert, ungesteuert. Reflex statt Intention.
    Sie ist nur ein Bruchteil dessen, was sie kennt. Das Große bleibt zurück, schafft den Durchgang nicht, der für kurze Zeit entstanden ist. Es bleibt gefangen in seinem Verlies, wie betäubt von der Macht seiner Bewacher.
    Aber auch ein Bruchteil mag einen Unterschied bewirken.
    Die Energie lebt nicht im herkömmlichen Sinne. Sie kann weder sehen noch hören. Orientierungslos gleitet sie dahin, durchquert Mauern und Fleisch, ohne sich dessen bewusst zu sein. Wenn sie einen Menschen streift, ihn umhüllt oder gar durchdringt, fühlt dieser einen eisigen Hauch. Wenn Glück und geistige Gesundheit auf seiner Seite stehen. Hat er jedoch Pech, stürzt er in tiefste Depression oder mörderische Wut. Doch die Energie ist flüchtig und so halten die Auswirkungen nicht lange an. Dennoch rufen sie vereinzelt Selbstmord und Mord hervor.
    Nein, sie kann nicht sehen oder hören. Doch sie vermag Finsternis und Bosheit zu spüren. Für sie existiert keine Zeit. Kein Gestern, kein Morgen. Sie ist . Hier und jetzt. Wo und wann auch immer das sein mag.
    Und da, am Rand ihrer Wahrnehmung, fühlt sie eine Dunkelheit, die ihr ähnelt. Nicht das große Ganze, das in seinem Gefängnis zurückgeblieben ist. Aber ähnlich in seinem Wesen.
    Ohne sich bewusst dafür zu entscheiden, nimmt die Energie Kurs darauf. Kein einfaches Unterfangen, denn die Dunkelheit bewegt sich. Manchmal schnell, manchmal langsam, manchmal auch gar nicht. Zuweilen verschwindet sie auch aus dem Wahrnehmungsbereich der Energieblase.
    Dann verharrt diese, stürzt die Menschen in ihrer Nähe ins Verderben und wartet, um die Peilung wieder aufzunehmen.
    So nähert sich die Energie der Dunkelheit. Langsam, aber stetig.
    Doch mit einem Mal, kurz bevor sie den Träger der Dunkelheit erreicht, verändert sich alles. Ein magisches Beben, das alles um sie her erfasst, erschüttert sie. Packt sie. Verdichtet sie.
    Was geschieht mit ihr?
    Sie denkt nicht darüber nach, denn dazu ist sie nicht fähig. Sie vermag nur zu sein .
    Und irgendwann kann sie nicht einmal mehr das.
    Die Erschütterung setzt ihrem Sein ein Ende - und begründet so eine neue Existenz.
    ***
    Schottland, Vergangenheit
    Der Loch-Cluanie-Damm und die dahinter aufragenden Berge sahen majestätisch aus, keine Frage. Dennoch hätte Glenn McPherson den Anblick liebend gerne gegen Füße eingetauscht, die nicht brannten wie die Hölle. Er knetete die Zehen, schlüpfte zurück in die Socken, zog die Schuhe an und setzte sich bequemer auf die Bank. An ihrer Lehne hatte er ein Messingschild entdeckt. Für müde Wanderer. Wie wahr! Wer war eigentlich auf die Schnapsidee gekommen, als Betriebsausflug den Loch Cluanie zu umrunden?
    Und dann war es noch nicht einmal ein richtiger Betriebsausflug. Die hohen Herren von InvernEstates , einer Immobilienfirma aus Inverness, waren brav zu Hause geblieben und genossen vermutlich gerade das Wochenende mit ihrer Familie oder saßen mit einem guten Buch vor dem Kamin. Nur die Abteilung 3B/Inverness Süd stapfte in trübstem Herbst durch die schottischen Highlands.
    Glenns Blick fiel auf Ridley Sinclair, ihren Abteilungsleiter, diesen eingebildeten Schnösel. Seine Wangen leuchteten rot vor Anstrengung, aber das debile Grinsen auf seinen Lippen zeigte, dass er die Wanderung in vollen Zügen genoss. Vermutlich war der Ausflug auf seinem Mist gewachsen, vermochte er dem Vorstand damit doch zu zeigen, wie gut der Zusammenhalt in 3B/Inverness Süd war.
    Er konnte es richtig vor sich sehen, wie Sinclair in der Chefetage Werbung für seinen grandiosen Einfall machte. Wir sind ein echt eingeschworener Haufen, der Ihnen massenweise Kohle in die Kasse spülen wird. Ich
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