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0961 - Nähre deine Wut!

0961 - Nähre deine Wut!

Titel: 0961 - Nähre deine Wut!
Autoren: Oliver Fröhlich
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noch der Ex-Teufel beistand.
    Zumindest hatte Krychnak das zunächst geglaubt. Doch dann hatte er feststellen müssen, dass Asmodis eigene Pläne verfolgte. Denn er sah im Erbfolger ein Wesen namens JABOTH, das eine bedeutende Rolle für LUZIFER spielte, über die sich der frühere Fürst der Finsternis jedoch ausschwieg.
    Motorengeräusche rissen den Spaltlippigen aus den Gedanken. Ein Wagen kam die Straße zum Château hochgefahren. Krychnak spähte zwischen den Bäumen hindurch. Vielleicht kehrte der, auf den er nun schon so lange wartete, endlich heim. Doch seine Hoffnung verpuffte. Es handelte sich nur um das Auto der Köchin, die jeden Tag von dem kleinen Dorf zum Schloss und wieder zurück kutschierte.
    Der Regen hatte noch zugenommen und fiel inzwischen so dicht, dass der Dämon von seinem Versteck aus kaum noch die Zugbrücke ausmachen konnte. Aber in den letzten Wochen und Monaten hatte er das winzige Auto der dicken Frau gut genug kennengelernt, um sich seiner Sache sicher zu sein.
    Er war froh, sich nicht mehr so gut verbergen zu müssen wie noch vor Kurzem. Da war es nämlich zu einer Belagerung des Châteaus durch höllische Kreaturen gekommen, die mit sonderbaren, modernen Waffen auf das Schloss schossen. Was für ein unwürdiges Verhalten für Dämonen, auch wenn Krychnak widerstrebend zugeben musste, dass sie einiges an Schaden angerichtet hatten. Ein echter Erfolg war jedoch auch ihnen verwehrt geblieben. Anschließend trieben sich etliche Menschen in der Gegend herum, die die Beschädigungen am Gebäude beseitigten.
    Doch nun war wieder Ruhe eingekehrt. Das Château lag so abseits, dass ihn nun niemand mehr bei seiner selbst auferlegten Mission störte.
    Und die bestand im Augenblick weiterhin aus Warten.
    Erneut wanderte sein Blick zu Aktanur, der regungslos auf dem Stamm saß. Er war nur ein Mensch aus Fleisch und Blut, wenn auch ein völlig verdorbener. Ihm hätte der heftige Regen etwas ausmachen müssen, dennoch saß er da wie tot. Nur daran, dass sein Atem ab und zu die Wassertropfen von seiner Nase oder den Lippen blies, konnte man erkennen, dass er noch lebte. Hatten die Augen vor seinem letzten Besuch in der Hölle noch boshaft gefunkelt, glichen sie jetzt blinden Fenstern aus trübem Glas.
    Der Wagen der Köchin fuhr über die Zugbrücke in den Schlosshof und ließ Krychnak mit seinen Gedanken und dem Erbfolgerzwilling zurück. Und mit seiner Wut, dass sein Plan fehlgeschlagen war.
    Als wäre es gestern gewesen, sah er sich im Hof von Caermardhin stehen und mit Aktanur über die Zukunft reden. Wie aus dem Nichts und mit einem wohlriechenden Schwefelaroma tauchte plötzlich Asmodis neben ihm auf. Eine drei Meter hohe Teufelsgestalt, als die er sich in den Wochen zuvor am liebsten gezeigt hatte. Über die Schulter trug er den regungslosen Körper von Rhett Saris ap Llewellyn, dem derzeitigen Erbfolger . Freudige Erregung durchzog Krychnak. Es war so weit! Endlich war es so weit!
    Doch bevor er noch etwas zu Asmodis sagen konnte, schnappte dieser sich Aktanur und verschwand mit ihm. Das Einzige, was er zurückließ, waren neuerlicher Schwefelduft und der Befehl: »Du wartest hier, solange wir in der Hölle sind!«
    Die Freude verflog und machte bitterer Ernüchterung Platz. Wie ein kleines Kind stand er da und wusste nicht, was er tun sollte. Er fühlte sich um den größten Moment seiner Existenz betrogen. Am liebsten hätte er einen Weltenriss ins Gewebe des Seins gefetzt und wäre ihnen gefolgt. Er war kein Dämon, den man einfach so stehen ließ. Andererseits: Wollte er es tatsächlich riskieren, sich mit Asmodis anzulegen?
    Er stapfte im Burghof hin und her. Jedes Gefühl für Zeit ging ihm verloren. Wäre er ein Mensch gewesen und hätte derartigen technischen Schnickschnack besessen, hätte er immer wieder auf die Uhr gesehen. Die Minuten schlichen dahin. Oder waren es bereits Stunden? Er konnte es nicht sagen.
    Dann reichte es ihm. Er beschloss, dem ehemaligen Fürsten der Finsternis zu folgen. Es war sein Plan, Aktanur und den Erbfolger zu verschmelzen, da wollte er gefälligst auch dabei sein, wenn es geschah! Er legte die Rückseiten der Hände aneinander, um einen Weltenriss zu erzeugen, und…
    Eine magische Erschütterung durchzuckte ihn, wie er sie noch nie gespürt hatte. Er ächzte auf, begann hilflos zu zittern. Eine Angstwelle spülte über ihn hinweg, gefolgt von einem unhörbaren und dennoch gellenden Schrei. Ein Todesschrei, ausgestoßen in unermesslicher Agonie. Die
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