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0961 - Nähre deine Wut!

0961 - Nähre deine Wut!

Titel: 0961 - Nähre deine Wut!
Autoren: Oliver Fröhlich
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einigen Tagen auch.«
    Rhett setzte sich aufrecht hin. »Tatsächlich? Das sind doch gute Nachrichten. Vielleicht kommt er bald nach Hause.«
    »Ich weiß nicht recht. Er machte einen alles andere als freundlichen Eindruck. Er brüllte und spie Feuer, als sei er fürchterlich wütend.«
    »Oh.« Rhett sank in sich zusammen. »War es Fooly?«
    Zamorra schwieg einige Sekunden. »Ich weiß es nicht. Und ehrlich gesagt bin ich mir auch unschlüssig, ob ich darauf hoffen soll.«
    ***
    Vergangenheit
    Etwas hatte sich verändert!
    Noch immer beherrschte das Gefühl des Eingesperrtseins sein Denken. Aber die Gefahr, die außerhalb des Gefängnisses lauerte, die ihm einen Ausbruch bisher unmöglich gemacht hatte - sie war verschwunden.
    Auf ewig? Oder nur für den Augenblick?
    Egal, er musste es wagen. Jetzt oder nie!
    Er streckte sich, warf sich hin und her, stemmte sich mit aller Kraft gegen die Mauern, die ihn einsperrten.
    Vergeblich!
    Er war zu schwach. Oder sein Gefängnis zu stark. Bestünde es nur aus Ziegeln und Mörtel, könnte er es sicher durchbrechen. Aber die ehemals weichen Fasern hatten sich zu einem undurchdringlichen Panzer verdichtet. Noch immer nachgiebig und geschmeidig, aber beinahe unzerstörbar.
    Niemals würde es ihm gelingen, sich aus eigener Kraft zu befreien. Er brauchte…
    Ein Beben erschütterte sein Gefängnis, ließ ihn bis in die letzte Pore erzittern.
    Da! Ein Riss. Schwach sickerte das Sonnenlicht herein.
    Er streckte sich noch einmal. Dehnte sich. Drückte gegen den kleinen Spalt - und verbreiterte ihn Stück um Stück.
    Plötzlich fühlte er Kraftreserven in seinem Körper, die er nie für möglich gehalten hätte. Beinahe so, als habe ihn das Beben mit Energie ausgestattet.
    Dennoch hatte er Zweifel, dass sie ausreichen würde. Seine Bewegungen erlahmten.
    Und erwachten erneut. Er musste endlich hier raus.
    Hass und Schmerz trieben ihn an.
    Hass worauf? Er wusste es nicht. Er meinte sich zu erinnern, dass diese Empfindung nicht zu seinem Wesen passte. Ihm hatte niemand etwas zuleide getan. Warum also sollte er hassen?
    Doch wenn das Gefühl nicht seinem wahren Charakter entsprang, woher stammte es dann? Es fühlte sich an, als trage er in seinem Inneren etwas Dunkles, Böses, das ihm den Hass und den Zorn einflüsterte. Ihn aufstachelte.
    Er musste sich nur dagegen wehren. Er brauchte sich diesen Empfindungen nicht hingeben, wenn er nicht wollte. Oder wollte er etwa?
    Verwirrung.
    Ein neues Gefühl.
    Und noch eines kam dazu: Angst.
    Vor der Zukunft. Vor dem, der ihn in das Gefängnis verbannt hatte.
    (Er hat es nicht absichtlich getan! Er konnte nichts dafür.)
    Würde er sein neues Wesen akzeptieren? Das, das zu Hass fähig war? Würde er versuchen, gegen das Böse tief in seinem Inneren anzugehen?
    Ein Name wehte durch sein Bewusstsein.
    Zamorra!
    So hieß der, der ihn verbannt hatte. Seine Aufgabe war der Kampf gegen das Böse. Also auch gegen das Böse in seinem neuen Wesen!
    Angst. Hass. Zorn.
    Verwirrung.
    Mit einem Mal brach das Gefängnis auf. Endlich! Er war frei!
    Mit letzter Kraft schleppte er sich voran, streifte den geschmeidigen Panzer ab.
    Sollte er auf Zamorra warten? Sollte er sich ihm stellen?
    Nein. Noch nicht. Nicht, solange er sich über sein wahres Inneres nicht im Klaren war. Nicht, solange er kraft- und hilflos wie ein frisch geschlüpftes Küken war.
    Er richtete sich auf. Er hatte sich nicht getäuscht. Die Gefahr, die außerhalb des Gefängnisses auf ihn gelauert hatte, war tatsächlich verschwunden. Der Schirm, (die M-Abwehr) der das Böse in ihm angegriffen hätte, war erloschen.
    Wie lange noch?
    Er wollte nicht riskieren, es herauszufinden. Also stieß er sich ab und floh durch das geschlossene Fenster. Er breitete die Flügel aus und stieg auf in die Lüfte. Nein, keine Flügel mehr, wie er sie einst besessen hatte. Gewaltige Schwingen! Sie trugen ihn über das Loire-Tal. Weg, einfach nur weg von Zamorra, dem Château und der M-Abwehr.
    Und weg von Rhett.
    Ein Stich des Bedauerns durchzog den Drachenkörper. Rhett war Foolys bester Freund. Sie hatten tolle, aber auch aufregende Jahre zusammen verbracht. Wie damals, als sie sämtliche Rüstungen in der Halle von Château Montagne auseinandergenommen, auf einen Haufen geworfen und danach Blech-Memory gespielt hatten. Oder als sie ausprobieren wollten, ob Fooly mit seinem Drachenatem Kerzen anzünden konnte und er dabei versehentlich den ganzen Raum angekokelt hatte. Oder als…
    Schluss damit! Er war nicht
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