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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See
Autoren: Andreas Balzer
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Ebola-Ausbruch zu leisten. Die bloße Erwähnung der Krankheit löste so viel Entsetzen aus, dass niemand die harten Quarantäne-Maßnahmen infrage stellte, mit denen Cummings und seine Leute die betroffenen Dörfer abgeriegelt hatten. Doch tatsächlich war es eine ganz andere »Krankheit«, die hier gewütet hatte.
    Und niemand wusste, ob sie wirklich unter Kontrolle war.
    »Da ist noch einer«, brüllte plötzlich jemand. Es war Jones. »Verdammt, es ist ein ganzes Rudel!«
    Und dann sah Devaine sie auch. Ein halbes Dutzend Gestalten näherte sich von Osten. Und weitere kamen von Norden und Süden.
    »Scheint so, als hätten wir die restlichen Brüder aufgescheucht«, murmelte Cummings und lud sein M4 durch. Das modifizierte Sturmgewehr war mit Sprengmunition geladen, die den Gegner in Stücke riss.
    »Kommen Sie klar, Dick?«
    »Sicher«, murmelte Devaine. Tatsächlich spürte er, wie angesichts der drohenden Gefahr seine Lebensgeister zurückkehrten. Das Adrenalin rauschte durch seine Blutbahnen und verdrängte die düsteren Gedanken. Jetzt zählte nur noch das Hier und Jetzt.
    »Gut, Junge, und nicht vergessen, nur auf die Köpfe schießen. Alles andere ist sinnlos.«
    Sie waren mit acht Männern gekommen, was Devaine, der an kleine Einheiten gewöhnt war, viel vorgekommen war. Doch jetzt, angesichts ihrer Gegner, relativierte sich die scheinbare Größe ihres Teams. Die Gestalten glichen menschengroßen, aufrecht gehenden Vögeln. Ihre herunterhängenden Schwingen bewegten sich unaufhörlich und wirbelten den Sand auf. Ein seltsames Klackern drang von ihnen herüber, wie kleine Knochen oder Steine, die beständig aufeinander schlugen.
    Die Einheimischen kannten diese gespenstischen Wesen aus uralten Legenden. Wie Vampire saugten sie den Menschen die Lebenskraft ab. Ihre Opfer starben jedoch nicht einfach. Sie verwandelten sich selbst in diese bizarren Kreaturen und schlossen sich ihren Raubzügen an. Drei Dörfer hatten sie schon überfallen und komplett ausgelöscht. Im vierten hatten Cummings und sein Team die Vogelwesen bei ihrem widerlichen Tun überrascht und kurzen Prozess gemacht.
    Devaine dachte wieder an die Hütten, an alte Männer und kleine Mädchen mit riesigen Schnäbeln und Armen, die aussahen wie ledrige Schwingen. Sie hatten geglaubt, sie hätten alle erwischt.
    Aber das war ein Irrtum. Richard Devaine hob seine Waffe, als ein ohrenbetäubender vogelartiger Schrei ertönte. Die bizarren Wesen breiteten ihre gewaltigen Schwingen aus, erhoben sich in die Luft und jagten auf sie zu.
    »Scheiße, seit wann können die das denn?«, murmelte Cummings und eröffnete das Feuer. Devaine fiel mit ein und hörte erst auf, als er keine Munition mehr hatte. Doch es waren nicht nur die albtraumhaften Vogelwesen, die an diesem Tag starben.
    Sondern auch ein Teil von ihm selbst.
    ***
    Gegenwart, Kolumbien, Militärbasis am Rand der Todeszone
    »Ich möchte nicht drängen, Professor, aber Ihnen läuft die Zeit davon. Sie sollten eine Entscheidung treffen.«
    Scheinbar ungerührt betrachtete Richard Devaine die zusammengekrümmt am Boden liegende Nicole Duval. Die schöne Französin war leichenblass. Ihr Atem ging nur noch stoßweise, die einst blütenweiße Bluse war tiefrot gefärbt. Professor Zamorra kniete neben seiner Gefährtin, strich ihr sanft über das Haar und redete beruhigend auf sie ein. Aber es war nicht einmal sicher, ob sie seine Worte überhaupt verstand.
    »Seien Sie kein Idiot, Zamorra, opfern Sie nicht Miss Duvals Leben Ihren hehren Idealen. Bei schneller medizinischer Versorgung wird Ihre Gefährtin keinen dauerhaften Schaden davontragen. Aber wenn ich den Blutverlust richtig einschätze, verschlechtert sich ihre Lebenserwartung mit jeder Sekunde dramatisch. Also: Werden Sie mich in die Sphäre begleiten?«
    »Und Ihnen helfen, eine 25-Kilotonnen-Atombombe zu zünden, obwohl wir nicht die geringste Ahnung haben, was das da draußen anrichtet?« Zamorra betrachtete seine Gefährtin, die seine Nähe überhaupt nicht wahrzunehmen schien, sah den riesigen Blutfleck, der sich rasend schnell vergrößerte. Eine Mischung aus Sorge und Hass bildeten in seinen Eingeweiden einen dicken Klumpen, an dem er fast erstickte. Mühsam nickte er. »Ich werde Sie begleiten.«
    Es gab keine andere Option. Er konnte Nicole unmöglich sterben lassen. Außerdem gewann er so vielleicht etwas Zeit, um Devaines wahnwitziges Vorhaben zu stoppen.
    »Gute Wahl«, sagte Devaine. Der US-Amerikaner nickte einer der beiden
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