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0957 - Der schwarze See

0957 - Der schwarze See

Titel: 0957 - Der schwarze See
Autoren: Andreas Balzer
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Abständen erschütterten. Sie waren in den letzten Stunden deutlich stärker geworden. Zunächst waren es nur leichte Stöße gewesen, so als sei die Militärbasis direkt über einer stark befahrenen U-Bahn-Linie errichtet worden. Doch jetzt ließ jedes neuerliche Beben die Wände wackeln und die Möbel über den Boden tanzen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der kritische Punkt erreicht war und der Stützpunkt ernsthaft in Gefahr geriet.
    Doch dazu würde es vielleicht gar nicht mehr kommen, wenn Devaine seinen irrwitzigen Plan in die Tat umsetzte. Mit meiner Hilfe , dachte Zamorra frustriert. Wie war er nur in diese Situation geraten?
    Begonnen hatte es vor wenigen Wochen mit sonderbaren Sichtungen und bizarren Wetterphänomen, die nur eins miteinander verband: Sie ereigneten sich alle in einem äußerst dünn besiedelten Dschungelgebiet im kolumbianischen Teil Amazoniens. Dann verschwanden die ersten Menschen, nur wenige waren wieder aufgetaucht - als grauenhaft verstümmelte Leichen.
    Die Regierung in Bogotá hatte eilig einen wissenschaftlichen Krisenstab zusammengestellt, doch die Ergebnisse waren mehr als unbefriedigend. Nur Folgendes stand fest: Betroffen war ein etwa 2000 Quadratkilometer großes Areal im Grenzgebiet der Departamentos Caquetá, Amazonas und Vaupés. Den äußeren Rand der inzwischen militärisch komplett abgeriegelten Anomalie bezeichneten die Experten mit geradezu unwissenschaftlicher Dramatik als »Todeszone«. Tatsächlich gab es in diesem Bereich kein animalisches Leben mehr. Von der Raubkatze bis zum kleinsten Insekt waren alle Tiere panisch vor dem geflohen, was sich da im Dschungel eingenistet hatte.
    Ansonsten gab es keine messbaren Veränderungen. Doch wer sich zu tief in die Todeszone hineinwagte, kam nicht mehr zurück.
    Oder war nicht mehr derselbe.
    So wie Sargento Jesus Perdito. Der kolumbianische Soldat war der einzige Überlebende eines militärischen Aufklärungstrupps gewesen. Doch kurz nach seiner Rückkehr hatte sich der geistig völlig verwirrte Mann selbst in eine der bizarren Kreaturen verwandelt, die seine Kameraden auf dem Gewissen hatten.
    Und das war längst nicht alles. Die Analysen der Wissenschaftler deuteten darauf hin, dass es im Inneren der Anomalie einen viel größeren Kernbereich gab, der sich von der Todeszone fundamental unterschied. Über diese »Sphäre« war jedoch so gut wie nichts bekannt. Alle Aufklärungsinstrumente versagten. Die wenigen, stark verzerrten Satellitenbilder, die es gab, zeigten riesige Objekte, die es in diesem Teil der Welt eigentlich nicht geben durfte. Möglicherweise handelte es sich bei den bizarren Formationen um Gebäude. Die andere Erklärung war viel erschreckender. Denn die gigantischen Formen veränderten sich - als wären sie lebendig.
    Die kolumbianische Regierung hatte das Krisengebiet komplett abgeriegelt. Nur Paula Vásquez war es zu verdanken, dass die Dämonenjäger überhaupt von der geheimen Militärbasis am Rande der Todeszone erfahren hatten. Doch Devaines Männer hatten sie geschnappt, bevor sie etwas hatten ausrichten können.
    Offiziell war der Geheimdienstmann in Kolumbien nur als Berater tätig. Doch es gab keinen Zweifel daran, wer hier tatsächlich das Sagen hatte. Die USA sahen nicht tatenlos zu, wie in ihrem Hinterhof eine Bedrohung unbekannten Ausmaßes heranwuchs. Lieber griffen sie zu radikalen Lösungen, um das Problem ein für alle Mal aus der Welt zu schaffen.
    Doch konnte man solchen Bedrohungen mit einer Atombombe begegnen? Für die Bürohengste in Washington und Langley sah das ganz einfach aus. Doch tatsächlich wusste niemand, was eine nukleare Explosion in der Sphäre anrichten würde. Vielleicht würde sie eine verhängnisvolle Kettenreaktion auslösen und ein lokales Buschfeuer in einen globalen Weltenbrand verwandeln.
    Und Zamorra allein würde die Katastrophe kaum aufhalten können. Was nützte Merlins Stern gegen eine Atombombe. Und ohne Nicole…
    Unvermittelt fuhr Zamorra hoch. Plötzlich wusste er, wie er Nicole helfen konnte. Vielleicht hatten sie doch noch eine Chance!
    ***
    Eine drückende Stille hatte sich wie ein dunkler Schleier über das Château gelegt. Um den Dorfbewohnern wenigstens das Gefühl zu geben, etwas tun zu können, hatte William großzügig Wachen eingeteilt, während er selbst gewissenhaft die Kreidezeichnungen abging, die das Anwesen vor schwarzmagischen Übergriffen schützten. Solange die M-Abwehr intakt war, würde es den Shi-Rin wenigstens nicht
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