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0955 - Blutiger Dschungel

0955 - Blutiger Dschungel

Titel: 0955 - Blutiger Dschungel
Autoren: Volker Krämer
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sogar bereit zu kommunizieren. Oder zeigte sich als gefügige Gefangene.
    Alejandro kicherte böse in sich hinein. Nein, das alles würde sie sicher nicht sein. Sie war eine Kämpferin, das hatte sie bewiesen. Und sie würde sich gegen alles wehren, was Alejandro ihr anzutun plante.
    Sie war tatsächlich eine Schönheit. Alejandro war begeistert von ihrem Körper, der nackt und wehrlos vor ihm lag. Er verfluchte still sein Alter. Wäre er 20 Jahre jünger gewesen…
    Aber auch in seinem Alter gab es noch Dinge, die ihn erregen konnten und Glück versprachen.
    »Du bist ein alter Bock, Alejandro.«
    Die Stimme war direkt hinter ihm erklungen. Alejandro grinste. Ohne sich umzudrehen antwortete er.
    »Ja, früher war ich allerdings weitaus mehr als ein Bock. Ich könnte dir da Sachen erzählen…« Er tat es jedoch nicht, denn Alejandro wusste, dass El Rojo solche Sachen nicht hören wollte. Schon lange schrak Alejandro nicht mehr zusammen, wenn der Vampir lautlos hinter ihm materialisierte; um diese Fähigkeit beneidete der alte Mann die Blutsauger.
    »Gefällt sie dir auch?«
    Langsam drehte sich Alejandro zu El Rojo um. Der Vampir war in seiner menschlichen Gestalt eine imponierende Erscheinung. Er sah aus wie ein hochgewachsener, muskulöser Mittdreißiger, dessen kantiges Gesicht die Frauen begeistern konnte. Doch wer in Gesichtern lesen konnte, wie es Alejandro in seinem langen Leben gelernt hatte, der sah dort Brutalität und blanke Gewalt. Soweit er wusste, hatte El Rojo noch keine Affäre mit einer Frau gehabt, die länger als zwei Monate hielt. Die abgelegten Geliebten des Drogenbosses waren allerdings anschließend nie wieder gesehen worden.
    El Rojos Blicke auf den nackten Körper der jungen Frau sprach Bände. Er begehrte sie.
    Alejandro stellte sich direkt vor den Vampir.
    »Bitte nicht - lass sie mir. Ich möchte meinen Spaß mit ihr haben. Meinen ganz speziellen Spaß, wenn du verstehst.«
    Der Vampir lächelte sein Faktotum an, dem er hier die Leitung übergeben hatte, weil er den Mitgliedern seines Clans das nicht zutraute. Sie waren stark, sie waren mutig - und sie waren dumm. El Rojo war sich der traurigen Tatsache bewusst, dass die Fähigkeiten, für die man Vampire einmal gelobt und bewundert hatten, langsam verschwanden. Die, die sich einmal gerühmt hatten, dem menschlichen Geist weit überlegen zu sein, benahmen sich heute oft wie Straßenschläger und schlichte Idioten.
    Alejandro hingegen besaß eine Schläue, die El Rojo anerkannte, und eine Art der Autorität, die es hier dringend brauchte. Lange sah er auf den alten Mann herab, der auf seinen Fußstümpfen weit mehr als nur einen Kopf kleiner als er selbst war.
    Dann nickte er.
    »Gut, sie gehört dir. Niemand wird sie anrühren, ehe du es nicht anordnest.« Übergangslos wechselte er das Thema. »Ich muss zurück nach Bogota. Sind der Mann und die beiden restlichen Kinder schon gefangen worden - oder haben meine Clansbrüder sie töten müssen?«
    Alejandro zuckten mit den Schultern.
    »Sie sind noch nicht zurück. Vermutlich mussten die drei Flüchtlinge getötet werden. Deine Brüder werden sie als neue Anschauungsobjekte in den Blutigen Dschungel bringen. Das kann dauern.«
    Alejandro wusste, dass sich die Vampire nur zu gerne an der Angst von Kindern weideten, ehe sie ihren Blutdurst an ihnen stillten. Diese Gelegenheit würden die Jäger sich auch in diesem Fall nicht nehmen lassen, denn normalerweise waren die Kinder hier Tabu für die Blutsauger.
    Kinder waren das Arbeitsmaterial El Rojos - sein Firmenkapital, wie er es gerne nannte. Und niemand trank sich an diesem Kapital satt. Niemand, auch er selbst nicht.
    El Rojo blickte noch einmal auf den verführerischen Körper der gefesselten Frau.
    »Ich gehe jetzt. In einigen Tagen kehre ich zurück. Also habe deinen Spaß mit ihr - und achte darauf, dass hier alles zum Besten steht, wenn ich komme, alter Freund.« Dann war er verschwunden - einfach so. Auch daran hatte Alejandro sich gewöhnt.
    Wie El Rojo das Wort Freund aussprach, jagte Alejandro jedoch Schauer über seinen krummen Rücken. Man konnte nicht der Freund eines Vampirs sein, solange man selbst noch Blut in seinen Adern hatte. Denn diese Tatsache machte einen zum potenziellen Mahl für jeden Blutsäufer. Und auch wenn El Rojo ein Drogenhändler, Kinderräuber und Chef eines ganzen Kartells war, so blieb er stets ein Vampir.
    Alejandro wandte sich der Schönen zu. Mit den Fingerspitzen seiner Hand fuhr er über ihre
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