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0952 - Dr. Sensenmann

0952 - Dr. Sensenmann

Titel: 0952 - Dr. Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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wunderte ich mich. »Das hört sich nach einem normalen Polizeijob an, Sir. Aber wir jagen andere Wesen.«
    »Denken Sie an die Ängste des Mannes.«
    »Schon. Nur kann er auch einen Zellenkoller bekommen haben. Das wäre doch normal.«
    »Ja, das schon, aber Mickey Ferrano war immer ein harter Knochen, habe ich mir sagen lassen. Der dreht so schnell nicht durch. Der ist eiskalt. Und wenn er mit irgendwelchen Problemen zu seinem Direktor kommt, habe ich zumindest das Gefühl, daß mehr dahintersteckt. Bitte, ich kann mich irren, aber ich glaube es nicht.«
    »Schon gut, Sir, dann schaue ich mir den Knaben mal an und versuche auch, Kontakt mit ihm aufzunehmen.«
    Mein Chef hob einen Schnellhefter hoch. »Was immer Sie noch wissen müssen, finden Sie in dieser Mappe.«
    »Danke.«
    »Passen Sie auf sich auf.«
    »Werde ich machen, Sir.« Ich war aufgestanden, ging zur Tür und stellte dort meine nächste Frage. »Was ist mit Suko? Wollen Sie ihn nicht ebenfalls einsetzen?«
    »Ich möchte ihn noch im Hintergrund behalten. Glauben Sie nicht, daß zwei Männer zu auffällig wären?«
    »Kann sein.«
    »Machen wir es so, John: Rufen Sie an, wenn Sie ihn brauchen. Abgemacht?«
    »Geht in Ordnung.«
    Nicht gerade begeistert verließ ich das Büro und dachte darüber nach, daß ich noch zu mir nach Hause fahren mußte, wo ich die Reisetasche packte, um mich danach auf die Fahrt nach Liverpool zu machen. Es war eine ganz schöne Strecke, aber bis zum Abend müßte ich es geschafft haben. Was am nächsten Tag geschah, es blieb abzuwarten…
    ***
    Mickey Ferrano stand in der Zelle, deren Tür noch geschlossen war, und kam sich etwas verloren vor. Er wußte nicht so recht, was er tun sollte.
    Sein persönlichen Habseligkeiten hatten er in einer Stofftasche verstaut, und er würde noch seinen alten Koffer mit den Kleidungsstücken zurückbekommen, in denen er vor sieben Jahren das Zuchthaus betreten hatte.
    Die Tür war offen, aber er ging noch nicht hinaus. Er wartete auf den Wärter Spencer, der ihn abholen würde.
    Er schaute sich um. Auf dem Fenster blieb sein Blick länger haften.
    Dahinter lag keine Dunkelheit mehr, sondern ein heller Wintertag, wie er schöner eigentlich nicht sein konnte. Ferrano würde hinaustreten in die Kälte und sich von seinem Geld einen Mantel oder eine dicke Jacke kaufen müssen.
    Seltsamerweise empfand er keine Freude. Die Angst war viel stärker.
    Das Skelett wollte ihm nicht aus dem Sinn, und immer wieder dachte er die sieben Jahre zurück, als er diesen verfluchten Dr. Peter Sloane zur Hölle geschickt hatte.
    Danach war alles anders geworden. Da hatte man ihn reingelegt.
    Plötzlich hatten gewisse Leute nichts mehr von ihm wissen wollen, und er war nicht einmal dazu gekommen, einen Bericht über die Aktivitäten dieses Arztes abzugeben.
    Das Wissen hatte er für sich behalten. Aber auch das Wissen um einen Vorgang, für den er keine Erklärung fand. Als ein kühler Hauch an seinem Gesicht entlangwehte, schrak Ferrano für einen Moment zusammen, weil er sich davor fürchtete, daß der Sensenmann als kaltes Gespenst erschienen war, aber daran hatte es nicht gelegen. Spencer war erschienen und hatte die Tür weit aufgezogen. So war eben aus dem Gang die kühlere Luft geweht.
    »Das war's dann wohl, Ferrano, nicht?«
    Mickey drehte sich langsam um. »Ja, das war es«, sagte er nur.
    »Du wirst dich gleich umziehen können, nachdem du deine Sachen in Empfang genommen und quittiert hast. Danach aber wirst du noch nicht entlassen werden.«
    »Tatsächlich? Wollt ihr mich…?«
    »Nein, nicht, was du denkst. Der Direktor will dich noch mal kurz sprechen. Daran kann man nichts machen.«
    »Was will er denn?«
    »Keine Ahnung. Er macht es nicht oft, nur hin und wieder nimmt er die Leute ins Gebet.«
    »Ja, ich freue mich schon. Kann ich jetzt aus dieser Bude raus?«
    »Bitte.«
    Mickey Ferrano ging, und er warf dabei nicht einen Blick zurück. Dieser Bude trauerte er auf keinen Fall nach. Seine Gedanken beschäftigten sich mit der nahen Zukunft. So fragte er sich, was dieser Ellis McTuff von ihm wollte.
    Hing dieser Besuch möglicherweise mit seinen Besuchen bei McTuff zusammen?
    Es konnte sein. Vielleicht war er doch mißtrauisch geworden, aber so wie er damals reagiert hatte, wollte Ferrano daran nicht glauben. Von irgendwelchen Kumpeln verabschiedete er sich nicht. Sie hatten ihr Zellen sowieso schon verlassen und waren zur Arbeit gegangen. Auf ein Frühstück hatte Ferrano an diesem Tag verzichtet.
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