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0952 - Dr. Sensenmann

0952 - Dr. Sensenmann

Titel: 0952 - Dr. Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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Schlüssel herumdrehen, um die Schranktür öffnen zu können. Er lächelte. Im Schrank hingen ein Mantel und eine Strickjacke, die McTuff gehörten. Zum Glück war der Mann klein. So konnte er ihn packen und in den Schrank hineinschieben.
    Mickey wuchtete den Körper hoch und stopfte ihn in den Schrank hinein.
    Er schloß ab und steckte den Schlüssel ein. Später würde er ihn wegwerfen.
    Mickey Ferrano war in Schweiß gebadet. Er zitterte. Aber diesmal nicht, weil der Sensenmann etwas von ihm gewollt hatte. Alles war anders geworden, ganz anders. Er war…
    Scheiße, nur nicht mehr denken. Um Himmels willen nicht nachdenken.
    Er würde nichts herausfinden, rein gar nichts. Er steckte tief in der Klemme. Wenn er jetzt durchdrehte, waren die Dinge für ihn gelaufen.
    Ferrano trat von dem Schrank zurück. Er stieß die Luft aus. Verdammt noch mal, er hatte sich in den langen Jahren angewöhnt, nicht durchzudrehen, jetzt aber regte ihn das Zittern auf. Rasch griff er nach dem alten Koffer, zerrte ihn hoch und rannte weg. Er hetzte förmlich durch das Vorzimmer, aber er riß sich dann zusammen, denn er wollte nicht wie ein Irrer aus der Tür stürmen.
    Er blieb ruhig. Atmete tief durch. Über sein Gesicht rann ein kühler Schauer. In den Augen spürte er einen harten Druck, und er hatte das Gefühl, gleich weinen zu müssen.
    Wie ein normaler Besucher verließ er den Raum. Langsam gehend, fast schlendernd, aber er schaute sich um, bevor er auf die Treppe zulief.
    Der Flur und das Treppenhaus waren kalt und leer. Er hörte das Blubbern in einem Heizkörper und bemühte sich, so leise wie möglich aufzutreten, als er die Treppe hinabging.
    Natürlich wirbelten in seinem Kopf die Gedanken. Er mußte Klarheit bekommen. Er wollte auf keinen Fall als durchgedreht erscheinen, denn es konnte ihm immer jemand entgegenkommen.
    Mickey hatte Glück. Er wußte, daß er in den nächsten Minuten noch die Nerven behalten mußte. Erst wenn er draußen stand und die kalte Luft einatmete, ging es ihm besser.
    Der Rest war ein Kinderspiel. Zwar mußte er noch die Kontrollen passieren, aber die Beamten dort wußten Bescheid, daß er am heutigen Tag entlassen wurde.
    Ein kleines Seitentor aus Metall wurde ihm geöffnet, und er schob sich durch die Lücke.
    Tief atmete er durch.
    Kalte Luft. Klar, herrlich. Nicht zu vergleichen mit der in der verfluchten Zelle. Er ging ihm gut, wenn er nicht zurückdachte.
    Obwohl es ihn drängte, setzte er seine Schritte nur langsam. Er wußte, daß man ihn beobachtete, auch mit elektronischen Augen. Die Wärter machten sich einen Spaß daraus, zu sehen, wie die entlassenen Gefangenen wohl reagierten, wenn sie den Duft der Freiheit einatmeten.
    Es gab welche, die schrien und tobten, andere weinten. Wieder andere ließen es langsam angehen so wie er.
    Nur nicht auffallen.
    Nur keine Panik.
    Eine Haltestelle befand sich unweit des Zuchthauses. Dort rollte der Überlandbus vorbei, den aber wollte er nicht nehmen. Die meisten benutzten ihn, und wenn er einstieg, dann wußten die anderen sehr schnell, wie sie ihn packen konnten.
    Nein, er würde zu Fuß gehen. Zunächst einmal. Und irgendwo würde er ein Taxi finden, das ihn nach Liverpool brachte.
    Wenn er Glück hatte.
    Verdammt noch mal, warum auch nicht? Nach den langen Jahren des Pechs war er an der Reihe, aus dem vollen zu schöpfen. So und nicht anders sollte es laufen…
    ***
    Ich hatte in einem kleinen Hotel außerhalb Liverpools übernachtet und mir geschworen, hier zweimal zu sein.
    Das erste und das letzte Mal. Diese Bude war einfach furchtbar gewesen. Nicht nur wegen der dünnen Wände, sondern auch wegen des Krachs von der Straße her, der stundenlang an meine Ohren geschallt war und mich regelrecht gefoltert hatte. Irgendwann war ich dann doch eingeschlafen, aber erholen hatte ich mich nicht können. Am Morgen war ich mit einem ziemlichen Brummschädel erwacht, doch es gab einen Lichtblick.
    Das war der Kaffee zum Frühstück. Er war stark, er konnte Halbtote aufwecken und verfehlte auch bei mir sein Wirkung nicht. Die Krachmacher hielten sich ebenfalls in dem nüchternen Frühstücksraum auf, der zum Garten hin lag, so daß wir die Straße nicht sehen konnten.
    Vier Männer saßen an einem größeren Nebentisch, aber diesmal waren sie ruhig. Sie hatten wohl noch mit den Folgen der vergangenen Nacht zu kämpfen.
    Ich trank den Kaffee und aß Toast mit Konfitüre dazu.
    Ein dicker Mensch bediente die Gäste. Er war der Besitzer persönlich.
    Nichts
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