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0947 - Geballte Wut

0947 - Geballte Wut

Titel: 0947 - Geballte Wut
Autoren: Simon Borner
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brachten Plakate zum Brennen. Ozongeruch in der Luft ließ Zamorra husten. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Rhett und Dylan die beiden RATP-Mitarbeiter zur Treppe und zum Ausgang bugsierten, aus der Gefahrenzone. Einzig Kathryne blieb, wo sie war.
    Nicht schon wieder.
    »Du kannst sie nicht überzeugen!«, rief der Professor, duckte sich unter Annes Pfeilen aus Licht hinweg und verfluchte nicht zum ersten Mal an diesem Tag sein Schutzamulett. »Das ist nicht mehr die Anne, die du kennst.«
    Verflucht, das hatten sie doch bereits versucht - und versagt.
    »Ich weiß«, erwiderte Kathryne leiser. Erst jetzt bemerkte er die Tränen in ihrem Gesicht. »Genau da liegt die Tragik.«
    Die Frau, deren Leben einst vom Dämon Krychnak ruiniert worden war und die erst in der Begegnung mit Rhett und den anderen Bewohnern des Châteaus ein wenig Stabilität gefunden hatte, stand inmitten der Entladungen wie ein Fels in der Brandung - ungerührt, stoisch. Als wolle sie mit Anne untergehen.
    Nur, dass die dunkle Schwester keinerlei Anstalten machte, verwundbar zu sein.
    Wieder und wieder versuchte Zamorra sein Glück, bahnte sich auf mentalem, magischem Weg einen Zugang zu ihr, und prallte doch an der Mauer aus Hass ab, die Anne umgab. Mehrfach musste er zur Seite springen, um ihren todbringenden Blitzen zu entgehen und nicht selbst ein Opfer der unglaublichen Macht zu werden, die unter Paris lauerte und in ihr ihre menschliche Verkörperung gefunden hatte.
    Plötzlich war Rhett zurück! Der Erbfolger stürmte auf den Bahnsteig, die Arme zum Schutz vor den Entladungen vors Gesicht gehoben, und stürzte auf Kathryne zu, zerrte an ihr. Versuchte alles, sie fortzubringen, in Sicherheit.
    Doch Kathryne blieb. »Ich war dabei, als dies anfing«, hörte Zamorra sie über das Tosen des magischen Windes sagen, als sie sein Gesicht in ihre Hände nahm. »Ich muss bleiben. Wenn sie überhaupt geschlagen werden kann, dann muss ich da sein, sie aufzunehmen - bevor sie woanders neue Opfer sucht. Wir haben Anne einmal zu viel ziehen lassen. Das darf nicht wieder geschehen.«
    Sanfte Worte, in denen doch so viel Schwere lag. Trauer.
    Rhett sah sie an, als habe sie den Verstand verloren. Dann schlich sich Erkenntnis auf seine Züge - und Entschlossenheit. »Ganz recht«, sagte der junge Mann, der schon so viel erlebt hatte und so große Bedeutung trug. » Wir. Nicht du . Wir beenden das gemeinsam.«
    Kathryne wollte gerade widersprechen, da schlug einer der unheimlichen Blitze einen Haken, den niemand vorhergesehen hatte - und traf Rhett am linken Unterschenkel! Trotzdem mehrere Meter und immer dichter werdender Rauch zwischen ihnen waren, glaubte Zamorra, den Geruch verbrannten Stoffes zu riechen, verkohlten Fleisches.
    Der Erbfolger schrie, ging zu Boden, das Gesicht zu einer Fratze des Schmerzes verzerrt.
    Und Anne lächelte.
    Weil sie ihn hat , wusste Zamorra plötzlich mit erschreckender, alles überlagernder Sicherheit. Weil er ihr so nicht wird ausweichen können. Weil es vorbei ist.
    Sie lagen auf dem Präsentierteller. All ihre Macht versagte im Angesicht der unbändigen Energie, der sie hier unter Paris begegnet waren. Und es blieben nur Augenblicke, bis diese Energie sie vernichtete. Sie zerquetschte wie Ameisen.
    Er sah Anne sich umdrehen, die Hände auf Rhett und Kathryne ausrichten und neue Entladungen heraufbeschwören.
    Und er hechtete vor!
    Mit dem Mut der Verzweiflung stürmte der Meister des Übersinnlichen auf Kathrynes dunkle Schwester zu, rannte drauflos, über den Bahnsteig und hinab auf die Gleise, und er hoffte, sie rechtzeitig zu erreichen. Sie von den Füßen zu reißen, bevor ihr finaler Todesstoß ausgeführt war.
    Die Wand aus Energie, gegen die er rannte, bemerkte er erst, als sie ihm das Gleichgewicht raubte und ihn zurücktaumeln ließ. Es war eine Kuppel aus Macht, die Anne umgab, wie die Schutzblase des Amuletts ihn - eigentlich - umgeben sollte.
    Hart kam der Meister des Übersinnlichen auf dem rauen Boden auf. Sein Hinterkopf schlug gegen eines der U-Bahn-Gleise. Es war kochend heiß. Irgendwo über ihm zerrte Kathryne ihren Rhett weiter von Anne fort, nutzte den kurzen Aufschub und schützte den Erbfolger mit ihrem eigenen Körper.
    Für einen Moment sah Zamorra Sterne, so stark hatte ihn der Aufprall seiner Sinne beraubt. Entsprechend gelassen reagierte er auf den Anblick, der sich ihm bot, als sein Blick zurück zum Eingang der Station glitt.
    Robin? Alles endet, und ich sehe Robin vor mir. Warum ihn und
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