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0947 - Das Voodoo-Weib

0947 - Das Voodoo-Weib

Titel: 0947 - Das Voodoo-Weib
Autoren: Jason Dark
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unternehmen würde.
    Es trat nicht ein.
    Sie blieb hocken.
    Den Blick ihrer dunklen Augen einzig und allein auf die Klinge gerichtet, an der immer mehr das entlangrann und ihre Hände besudelte, was ihr einmal die Kraft gegeben hatte, dieses von einer voodoohaften Drachenmagie gezeichnete Leben zu führen.
    Wenn sie genau zuschaute, was sie auch tat, konnte sie erkennen, wie dieses Leben allmählich zerrann und in ihrem eigenen nicht mehr als eine Episode gewesen war.
    Ein Schlag mit der Dämonenpeitsche hatte ausgereicht, um alles durcheinanderzubringen.
    So einfach, locker und leicht ging das manchmal, und was hatten wir uns für Sorgen gemacht!
    Kein Wort eines Kommentars begleitete die Auflösung des Drachenschädels. Die Frau blieb stumm wie ein Fisch, und sie schaute allmählich gegen eine leere und wieder normale Klinge, während sich um ihre Ellenbogen herum die Lache ausbreitete.
    Ich hob die Schultern. Dabei schaute ich meinen Freund Suko an. Der starrte die Frau mit gerunzelter Stirn an, als könne er nicht glauben, was wir erlebt hatten.
    Die Lache auf dem Schreibtisch bekam jetzt kaum noch Nachschub, aber sie blieb in Bewegung, denn sie breitete sich weiter aus, erreichte den Rand des Schreibtisches und tropfte darüber hinweg. In langen Schleimfäden sank sie dem Boden entgegen, und wir hörten es klatschen, wenn die Tropfen gegen den Widerstand prallten.
    Leonora Vendre sagte nichts. Sie blieb stumm. Ihr Gesicht glich einer bleichen Maske, die keine einzige Falte aufwies. Selbst das Lächeln war von ihren Lippen verschwunden. Sie saß einfach nur da, als wäre sie in Trance gefallen oder könnte das nicht glauben, was ihre eigenen Augen gesehen hatten.
    Ich schwieg.
    Suko sagte ebenfalls nichts. Noch immer standen wir wie zwei Soldaten vor dem Schreibtisch und zuckten beide leicht zusammen, als Leonora aus der Starre erwachte, den Kopf anhob und dabei das Schwert zur linken Seite senkte.
    »Ihr habt ihn zerstört«, sagte sie, als wollte sie uns damit etwas Neues mitteilen.
    »Ja, so sieht es aus.«
    »Aber es war nur ein kleiner Teil, Sinclair. Er war so etwas wie ein Relikt, obwohl er zu mir gehörte und ich ihn dank meiner Kräfte einsetzen konnte, denn die vier Menschen haben ihn immer, bevor sie starben, gesehen.«
    »Wir sahen ihn auch schon einmal.«
    Sie nickte sehr langsam und auch irgendwie nachdenklich, als wäre sie dabei, über gewisse Dinge, die noch nicht spruchreif waren, nachzudenken.
    »Dann sollten wir jetzt gehen!« schlug ich vor. »Und wir möchten auch unseren Kollegen Bayou mitbringen, der seinen kleinen Finger durch Sie verloren hat.«
    »Er soll sich glücklich schätzen«, sagte sie leise.
    »Wie bitte?« fragte Suko. »Jemand, dem ein Finger abgehackt worden ist, soll sich glücklich schätzen?«
    »Ja. So ist es. In zwei Tagen haben wir wohl Weihnachten. Es ist wie ein Geschenk für ihn, denn er ist noch am Leben. Es hätte auch anders kommen können.«
    »Sie denken an den Tod?« fragte ich.
    »Natürlich. Er hat es besser als ihr.«
    »Aha. Dann sollen wir sterben?«
    Leonora hob die Schultern und stemmte sich zugleich in die Höhe. »Ob sterben oder nicht, ich wußte ja, daß wir zusammentreffen würden, und ich habe nicht die Absicht gehabt, eine Auseinandersetzung zu verlieren.«
    »Manchmal kann man sich eben irren!« erklärte ich.
    »Meinen Sie?«
    »Ja!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Irren?« murmelte sie. »Irren ist etwas anderes, etwas ganz anderes, das können Sie mir glauben.« Sie stand auf und starrte uns über den Schreibtisch hinweg an. Jetzt konnten wir erkennen, daß sie eine sehr dünne, enganliegende Hose trug.
    Ich wußte nicht, wie ich das Verhalten dieser Frau einschätzen sollte. Unserer Meinung nach hatte sie verloren, aber so wie Leonora reagierte eine Verliererin nicht. Die verhielten sich anders, die waren deprimierter.
    Bei ihr war das nicht der Fall.
    Diese seltsame Voodoo-Frau verhielt sich eher nachdenklich und auch überlegend. Mir fiel ein, daß wir von ihr persönlich eigentlich zu wenig wußten. Wir hatten sie besucht, wir wußten etwas über eine alte Drachenmagie, aber es waren alles nur Fragmente. Leider hatten wir es nicht geschafft, in die Tiefe zu gehen. Wenn ich ehrlich bin, dann kam mir die Frau noch immer wie ein menschliches Rätsel vor. Oder wie jemand, der seine Trümpfe noch nicht ausgespielt hatte.
    »Wir sollten wirklich gehen«, sagte ich.
    »Ja, wenn Sie das meinen, dann gehen wir. Egal, wohin Sie uns bringen.« Sie
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