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0947 - Das Voodoo-Weib

0947 - Das Voodoo-Weib

Titel: 0947 - Das Voodoo-Weib
Autoren: Jason Dark
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dieser Frau dahinter eine Grenze aufzuzeigen. Sie konnte mit uns nicht alles machen, denn sie mußte erfahren, an wen sie geraten war.
    Noch wußten wir zu wenig, und deshalb fragte ich. »Sehr beeindruckend, in der Tat, aber was soll das?«
    »Ich habe ihn besiegt, indem ich seinen Schädel vom Körper trennte. Der Kopf gehört mir. Er ist meine Beute, meine Trophäe, und in den alten Gesetzen steht, das diejenige Person, die es schafft, den Drachen zu besiegen, daß deren Kraft auf die Siegerin übergeht.«
    »Was bei Ihnen der Fall gewesen ist?« fragte ich.
    »Ja, denn ich verfüge über die Kraft des Drachen. Ich bin die Drachenfrau, Sinclair.«
    »Danach sehen Sie nicht aus«, erwiderte ich, um die Situation etwas aufzulockern.
    »Das weiß ich, aber seine Kraft steckt trotzdem in mir.«
    »Was Sie uns beweisen wollen.«
    »Ja, es bleibt noch dabei. Ich habe nichts zu ändern, zu verrücken, und es ist, als hätte ich auf euch gewartet.«
    »Hoffentlich enttäuschen wir sie nicht.«
    »Nein, keinesfalls. Die vier Toten, die allesamt nicht stark genug waren, um die Magie in sich behalten und mit ihr zurechtkommen zu können, haben kurz vor ihrer Verbrennung noch einmal gespürt, was es heißt, sich der Urkraft des Drachen zu widersetzen. Sie mußten ihr armseliges Dasein hingeben, sie konnte nicht zu meinen Dienern werden und meine Welt erleben, in der das Blut des Drachen reagiert und die alten Wahrheiten wieder hervorholt. Sein Blut ist es, das für eine Veränderung des Menschen sorgt.«
    »Also durch den Drachen?« fragte Suko noch einmal nach.
    »So ist es.«
    »Gibt es von ihm auch einen Körper?«
    Leonora lachte. »Es gab einen, aber er ist nicht wichtig. Ich habe nur den Kopf behalten. Er ist so etwas wie ein Sinnbild oder wie eine Brücke in die Zeit der Drachen, in der noch ihr Blut kräftig sprudelte. Eine der letzten Erinnerungen.«
    »Dann gibt es noch weitere?« fragte Suko.
    »Sicher.«
    »Welche?«
    »Ich habe sie für euch aufgehoben. Ihr werdet sie später kennenlernen.« Leonora wollte das Schwert mit dem Schädel wieder senken, doch dagegen hatte mein Freund Suko etwas. Er hielt nicht grundlos die Peitsche fest.
    Sein Arm zuckte kurz nach vorn. Die drei Riemen bekamen Fahrt.
    Dann klatschten sie gegen den häßlichen Schädel!
    ***
    Bisher wußten wir nicht, ob sie geblufft oder die Wahrheit gesagt hatte. Die Wirkung der Peitsche würde es uns zeigen. Wenn die drei Riemen es schafften, den Schädel zu zerstören oder zu verbrennen, dann stand für uns fest, daß in ihm noch eine dämonische Kraft steckte. Blieb er allerdings heil, dann hatte die Frau ihre Erklärungen auf Sand gebaut, um uns zu verwirren.
    Suko hatte ideal getroffen. Die drei Riemen hatten sich fächerförmig ausbreiten können und sich so über den gesamten Schädel des Monstrums verteilt.
    Zugleich mit dem Aufklatschen hatten wir den wütenden Schrei der Leonora Vendre vernommen. Sie mußte schon beim Auftreffen gespürt haben, daß in diesen drei Riemen eine besondere Kraft steckte, aber sie zog ihr Schwert und auch den Schädel nicht zurück, als wollte sie uns klarmachen, wie stark sie war.
    Nicht der Drachenkopf.
    Die Riemen hatten sich wie Sägen in seine grüne Schuppenhaut hineingedrückt und lange Streifen gerissen. Tiefe, sehr tiefe Furchen, in denen es plötzlich brodelte, als würde die Flüssigkeit, die im Kopf steckte, anfangen zu kochen.
    Leonora hielt den Griff der Klinge mit beiden Händen fest. Sie hatte dabei die Ellenbogen auf den Schreibtisch gekantet und ihr Gesicht hinter dem vergehenden Schädel verborgen, aus dessen tiefen Furchen stinkender Brodem quoll, sich aber auch Blasen bildeten, die wie gläserne Augen in den Qualm hineinschwebten.
    Es blieb nicht bei ihnen und auch nicht nur bei diesem grüngiftigen Brodem. Noch etwas anderes quoll hervor. Es zischte uns entgegen wie heiße Lava. Es war ein widerlicher Schleim, dessen Druck die Schuppen des Schädels zerrissen, so daß an den Innenrändern zerfetzte Löcher auftraten, sich immer mehr ausweiteten und der Schädel allmählich seine ursprüngliche Form verlor.
    Er wurde zu einem kochenden, stinkenden Brei, der wie dicker Sirup an der Klinge entlang nach unten floß und mit hörbaren Geräuschen auf den Schreibtisch klatschte.
    Noch immer saß die Frau unbeweglich. Sie weinte nicht, sie schrie nicht, aber sie tauchte hinter der nach unten rinnenden, dicken, schleimigen Masse auf, und wir waren darauf gefaßt, daß sie etwas gegen uns
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