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0947 - Das Voodoo-Weib

0947 - Das Voodoo-Weib

Titel: 0947 - Das Voodoo-Weib
Autoren: Jason Dark
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hätten es hier mehr als schwer gehabt, doch Succ war Schwarzer.
    Eine Gefahr hatte er nicht gesehen. Lärm hörte er auch nicht. Die Nacht war ruhig. Das konnte sich in der nächsten schon ändern, denn im Stadtteil Brixton kochte es mal wieder.
    Die Emotionen liefen auf Hochtouren, das Volk wollte Krawall haben, denn es jährte sich der Tag, wo einer der ihren von einem Polizisten erschossen worden war. Es würde zu Demonstrationen kommen, das stand jetzt schon fest, aber angemeldet würde keine werden.
    Wieder roch es nach Gewalt, Blut und Tod, doch das waren nicht Succs Sorgen. Er mußte sich um die eigenen Probleme kümmern, und die hatten mit den allgemeinen wenig zu tun.
    Succ zog sich nach einer Weiler wieder zurück. Auch wenn es nicht gut für seinen malträtierten Magen war, jetzt eine Zigarette zu rauchen, er zündete sich trotzdem eine Selbstgedrehte an, die er aus einer kleinen Blechschachtel genommen hatte. Rauchend ging er dorthin, wo die gefütterte Jacke hing. Er hatte sie bei einem Trödler gekauft. Sie war noch ganz okay, auch wenn das Fellfutter nach Mottenpulver stank. In dieser Gegend fiel das nicht besonders auf.
    Bevor er die Tür öffnete, fluchte er, weil er an einen Fehler dachte, den er vor kurzem begangen hatte. Aus Geldmangel hatte er seine Waffe verkaufen müssen, eine Luger. Sie hätte ihm bestimmt noch gute Dienste erweisen können, aber es brachte nichts, ihr jetzt noch nachzutrauern.
    Er öffnete die Tür.
    Vor ihm lag das Treppenhaus. Seine Wohnung befand sich in der fünften, der obersten Etage.
    Succ schloß ab und steckte den Schlüssel ein. Dann hörte er ein Lachen und danach ein Stöhnen aus der Bude gegenüber. Dort wohnten zwei Typen, die es wieder miteinander trieben und sich dabei um den Rest der Welt nicht kümmerten.
    Heute hielten sich ihre Spielereien in Grenzen, jedenfalls von der Lautstärke. Man hatte sie auch schon ein paar Etagen tiefer gehört.
    Es glich schon einem kleinen Wunder, daß in diesem alten Bau das Licht funktionierte.
    Darauf allerdings konnte Samson Succ verzichten, er würde auch im Dunkeln den Weg nach unten finden, um den Verfolgern vielleicht zu entwischen, aber wirklich nur vielleicht, denn wer einmal in die Voodoo-Mühle hineingeraten war, der entkam ihr nicht mehr. Der wurde von ihr zerrieben, bis seine Knochen zu grauem Mehl geworden waren.
    Scheiße, dachte er, warum habe ich auch mit diesem verdammten Weib was angefangen?
    Jetzt war es zu spät. Jetzt konnte er nur noch aus London verschwinden und sich auf dem Land oder in einer anderen Stadt irgendwie durchschlagen.
    Vor ihm lag die Treppe. Ebenfalls viel zu alt, um sicher zu sein. Sie hätte längst ausgebessert werden müssen, darum aber kümmerte sich keiner. In London war der Wohnraum knapp, auch in einem Viertel wie Brixton. Da geben sich die Menschen selbst mit Rattenlöchern zufrieden, dachte Samson Succ und setzte seinen Weg über die ausgetretenen Stufen fort.
    Er kannte die Treppe. Er war sie oft genug gegangen. An diesem späten Abend kam sie ihm vor, als wäre es die Stiege, die geradewegs in sein Grab führte.
    Wäre es hell gewesen, hätte er all die Schmierereien auf den Wänden sehen können, aber es war finster, und so blieben die Sprüche und Zoten, die man durchaus als Hilferufe interpretieren konnte, verloren.
    Samson tappte durch den Flur. Die Zigarette hatte er längst auf der Treppe ausgetreten.
    Dort lagen bereits viele Kippen, da kam es auf eine mehr oder weniger nicht mehr an. Am besten wäre es gewesen, wenn diese ganze Bude in Flammen aufgegangen wäre, aber der Bau war zäh wie Leder, es hatte bisher allen Anschlägen widerstanden. Selbst zwei Molotow-Cocktails waren im unteren Geschoß einfach ausgebrannt, ohne großen Schaden anzurichten. Diese miese Bude stand mit dem Teufel im Bunde, konnte man glauben.
    Als Succ an den Höllenfürsten dachte, da zuckte es wieder in seinem Schädel. Eine unsichtbare Glutnadel hatte sich hineingebohrt, und Succ konnte nicht mehr weitergehen. Er blieb stehen und klammerte sich am eisernen Handlauf des Geländers fest. Er war erst vor einigen Wochen angebracht worden, nachdem einige Typen den hölzernen verheizt hatten.
    Samson drückte seinen Oberkörper zurück. Das Gesicht war verzerrt. Er preßte eine Hand gegen den Hinterkopf und stieß den Atem zischend aus.
    Es fing wieder an, es fing wieder an! Sie waren wieder da! Die Dämonen tobten in seinem Kopf, und er empfand es schlimmer als je zuvor. Das war der große
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