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0947 - Das Voodoo-Weib

0947 - Das Voodoo-Weib

Titel: 0947 - Das Voodoo-Weib
Autoren: Jason Dark
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noch bevor wir ihn sahen.
    Er stand in der Nähe des Absatzes, drehte uns den Rücken zu, die Pfeife hing in seinem Mundwinkel, und sein Kopf war umgeben von Rauchschwaden, die nach jedem Zug mehr Nachschub bekamen und sich nur träge auflösten. Ramsgate trug einen dunklen Ledermantel, in dessen Taschen er seine Hände geschoben hatte. Wie immer »klebte« auf seinem Kopf eine Baskenmütze, die ein wenig schief saß und die kahlen Stellen auf seinem Schädel verdeckte. Auf den Seiten quoll das dichte Haar dunkelgrau hervor.
    Ramsgate hatte uns gehört. Er drehte sich langsam um, schaute die Treppe hinab, sah uns hochkommen und qualmte noch stärker. Ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen, verzog sich sein Gesicht zu einem bissigen Grinsen, und er sprach uns noch in derselben Haltung an. Seine Augen zogen sich zusammen. Sie bildeten Schlitze. »Aha, jetzt kommt die Lösung.«
    Ich überwand die letzte Stufe und wedelte den Tabakrauch zur Seite, so daß ich Ramsgates Gesicht sehen konnte, das zwar normal aussah, aber immer einen weinerlichen Zug zeigte, was möglicherweise an den Augen lag, die immer etwas trübe und verschlafen blickten, wovon man sich aber nicht täuschen lassen sollte, denn so verschlafen war der gute Tony Ramsgate nicht. Die Nase erinnerte mich an einen großen und langen Tropfen, eingeklemmt zwischen zwei Hängebacken.
    Er reichte zuerst mir die Hand, dann war Suko an der Reihe. »Ihr kommt also in großer Besetzung.«
    »Wie man sieht.«
    Ramsgate winkte ab. »Na ja, wurde auch Zeit. Aber was anderes. Ich wollte jetzt eigentlich auf einer Weihnachtsfeier sein.« Er hob den rechten Zeigefinger, der nikotingelb aussah. »Dienstlich wohlgemerkt. Unser oberster Boß hat all seine Offiziere eingeladen, wenn ich das mal so sagen darf. Ich hatte mich schon gefreut, meine Frau war auch froh, denn jeder kriegt irgendein Geschenk. Aber was ist jetzt? Ich stehe hier und spreche mit euch.«
    »Jedem das Seine, Kollege.«
    »Ich weiß. Mein alter Freund Tanner hat schon gesagt: Sieh zu, daß du die beiden bald los wirst, sonst drehst du hinterher noch durch.«
    »Warum sagte er das?« fragte Suko.
    Ramsgate produzierte wieder einige Wolken. »Er hat wohl nur seine Erfahrungen weitergegeben.«
    »Tanner übertreibt«, kommentierte ich.
    »Das will ich auch hoffen.« Ramsgate hatte gesehen, wie wir uns umschauten, und fragte:
    »Suchen Sie was?«
    »Ja, die Leiche.«
    Er deutete nach oben, wo das Licht heller strahlte. »Dort müssen Sie schauen.«
    »Danke.«
    Er hielt uns mit beiden Händen zurück. »Aber noch nicht sofort. Meine Männer befinden sich noch bei der Arbeit. So lange können Sie noch warten, denke ich.«
    »Wie sie meinen.«
    »Was haben Sie denn schon herausgefunden?« erkundigte sich Suko.
    Ramsgate hob die Schultern. »Im Prinzip nichts.«
    »Ach.«
    »Es ist wie bei den anderen«, erklärte er. »Ich habe nichts herausgefunden. Dieser Mann ist verbrannt. Die Haut hat sich von seinen Knochen gelöst - wie auch immer. Wenn mir der Vergleich gestattet ist, würde ich sagen, daß sie wie dicker Sirup oder Konfitüre am Skelett nach unten gelaufen ist.«
    »Durch Feuer?«
    »Man muß es annehmen, Mr. Sinclair. Es hat ja keine Zeugen gegeben. Ob er nun innerlich verbrannt ist und sich die Flammen ausgebreitet haben, das kann ich Ihnen nicht sagen. Jedenfalls sieht das, was von ihm zurückgeblieben war, nicht gut aus.«
    »Ja, das können wir uns vorstellen.«
    »Was ist denn mit den Zeugen, falls es überhaupt welche gegeben hat?« fragte Suko.
    Ramsgate winkte ab. »Wie auch in den anderen Fällen in dieser Umgebung, so hat es diesmal ebenfalls keine Zeugen gegeben. Alles ist zeugenlos abgelaufen. Es gibt keinen Täter, es existiert eben nur das schrecklich zugerichtete Opfer.«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Samson Succ!«
    Der Name sagte mir nichts. Auch Suko kam damit nicht zurecht, denn als ich ihn anschaute, hob er nur die Schultern.
    »Ein Farbiger - wie auch die anderen«, erzählte uns Ramsgate. »Wir haben seine Bude durchsucht und dort Hinweise auf seine Identität gefunden. Er stammte aus der Karibik.«
    »Hielt er sich illegal hier auf?«
    »Keine Ahnung, Suko. Das wird noch recherchiert. Von den Nachbarn haben wir so gut wie nichts zu hören bekommen. In dieser Gegend ist es wenig chic, mit der Polizei zu sprechen.« Ramsgate nahm die Pfeife aus dem Mund und schaute fast versonnen auf den vor sich hinglimmenden Tabak im Pfeifenkopf. »Aber ist ja nicht der erste. Wir haben bereits
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