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0945 - Zielort Kristallwelt

0945 - Zielort Kristallwelt

Titel: 0945 - Zielort Kristallwelt
Autoren: Susanne Picard
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vor dem neuen ERHABENEN, aber bei Weitem nicht so tief wie seine Mitarbeiter.
    »ERHABENER. Du wurdest mir nicht angekündigt.«
    Tan Morano hob die Augenbrauen. »Muss ich das tun? Mich ankündigen?« Er sah sich um und ging an dem Baumeister vorbei, um die Wand zu betrachten.
    »Eine einfache, graue Wand. Wie schäbig.« Die Verachtung in seiner Stimme war unüberhörbar.
    »Sie muss noch verkleidet werden, ERHABENER. Auf dieser Welt gibt es nicht genügend Kristalle, sie müssen erst von anderen Welten geliefert und entsprechend geschliffen werden.«
    Tan Morano sah tadelnd zu Sinje-Li hinüber, die in respektvollem Abstand zu ihrem Meister stand, wie der Vampir zufrieden bemerkte. Ihr konnte ich bereits genug Respekt einflößen. Sie hat gesehen, zu was ich fähig bin, wie grenzenlos meine Macht geworden ist. Diese Arbeiter hier wissen das noch nicht. Aber sie werden es gleich sehen.
    »Sinje-Li, meine Liebe, du hättest mir sagen sollen, dass das die Probleme sind, die Vesto Jendar hat. Dem kann doch leicht abgeholfen werden, ohne dass einer von euch sich vor mir verstecken muss.«
    Er drehte sich um und ließ seinen Blick wieder über die graue Fläche schweifen. Mit einer großartigen Geste, die darauf angelegt war, Eindruck zu erwecken, fuhr er mit der Hand darüber. Zufrieden hörte er, dass hinter ihm einige Arbeiter ein Keuchen nicht unterdrücken konnten.
    Dort, wo seine Finger nur wenige Zentimeter über den grauen Beton geglitten waren, war eine funkelnde Fläche entstanden, die glitzerte wie Myriaden Diamantensplitter. Und die Fläche breitete sich aus, wie Raureif, der von einem Punkt ausging und an einem Fenster erblühte, bis schließlich die gesamte neue Wand mit einer Schicht von Diamantenstaub überzogen war.
    Vesto Jendars Augen waren groß geworden. Der vorher so skeptische Architekt war näher an die jetzt funkelnde Wand getreten und hob vorsichtig einen Finger. Doch die Kuppe seines Zeigefingers blieb knapp über der Oberfläche schweben. Aus der Nähe war zu sehen, dass es sich nicht um eine plane Schicht handelte, die die Wand überzogen hatte, sondern um Abermillionen kleiner Edelsteinsplitter. Das Licht der Sterne brach sich in jedem Einzelnen und strahlte leicht bläulich zurück.
    Dhyarralicht.
    Vesto Jendar sah zweifelnd zu seinem ERHABENEN hoch.
    Tan Morano nickte herablassend. »Natürlich darfst du es berühren«, meinte er großzügig. »Damit du glaubst, Vesto Jendar.«
    Der Vampir sah, dass der Baumeister schluckte und ihn beinahe ehrfürchtig ansah. Er glaubte dessen Gedanken förmlich lesen zu können. Was kann er mit mir tun, wenn ihn das nicht einmal Konzentration kostet?
    »ERHABENER, ich werde mich beeilen, die Wände und neuen Gebäudeflügel so bald wie möglich fertigzustellen.«
    Tan Morano nickte arrogant. Er überlegte, den Baumeister hier und jetzt als Exempel hinzurichten. Doch dann kam ihm wieder die verächtliche Stille ins Gedächtnis, mit der das Volk der Ewigen ihn »begrüßt« hatte. Vielleicht sollte er seine Wut, die immer noch über diesen schändlichen Empfang in ihm brodelte, lieber an den Verschwörern auslassen.
    Aber sollte Vesto Jendar mir noch einmal Schwierigkeiten bereiten, werde ich ihn zusammen mit den Attentätern höchstpersönlich sterben lassen. Und ich werde ihnen das Sterben nicht einfach machen.
    »Für dieses Mal werde ich nachsichtig sein«, sagte er hoheitsvoll. »Ich hoffe allerdings, dass meine Leibwächterin mir nicht noch einmal von Verzögerungen oder gar Sabotage vom Bau berichten muss.«
    »Sicher nicht, ERHABENER«, beeilte sich der Architekt zu sagen und warf Sinje-Li einen hasserfüllten Blick zu.
    »Sie hat mir nichts verraten«, bemerkte Tan Morano so scharf, dass der Architekt zusammenzuckte. »Aber sie kann vor mir auch nichts verbergen. Du kannst es noch viel weniger. Das solltest du dir merken.«
    Vesto Jendar nickte hastig, auch wenn ihm anzusehen war, dass er nicht wollte. Doch Tan Morano ließ ihm keine Wahl.
    ***
    Wieder dieser Traum.
    Ein Lavasee in der Hölle. Heiß, unglaubliche Hitze, die nicht nur das Äußere verbrannte. Sie erfasste auch das Innere, ließ das Wesentliche verdorren. Ließ die Seele vertrocknen, wenn ein Vampir denn eine gehabt hätte.
    Ein Ort, den er hasste, auch wenn er nicht wusste, wo dieser sich befand. Er wusste nur, es war in der Hölle. Nur hier konnte sich ein solcher Ort befinden, ein See aus glühendroter Lava, über dem ein grausames Schreien lag, Todesschreien und doch auch wieder
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