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0945 - Zielort Kristallwelt

0945 - Zielort Kristallwelt

Titel: 0945 - Zielort Kristallwelt
Autoren: Susanne Picard
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nicht, denn Tote gab es hier nicht. Nur ewige Qual.
    Er versuchte genauer hinzusehen. In der unendlich heißen Lava verbrannten Seelen. Menschenseelen, zu ewigen Schmerzen verurteilt. Wer versuchte, den See, der von hohen und schroffen Felswänden umgeben war, zu verlassen, wurde von niederen Dämonen ohne Erbarmen wieder zurückgetrieben. Nein. Das war nichts für ihn.
    Doch alles das war nicht das Schlimmste.
    Über allem lag eine dunkle Präsenz. Ein Schatten. Einer, der sogar ihm Furcht einjagte. Etwas, das unerbittlich war, ihn verurteilte und doch gleichzeitig kein Interesse an ihm hatte, denn er war zu unwichtig. Zu klein. Zu unbedeutend.
    Ein unangenehmes Gefühl. Besonders, wenn man der mächtigste ERHABENE aller Zeiten war.
    Was war das? Was konnte ihm in seinem Zustand eine solche Angst einjagen? Er war allmächtig. Allwissend. Er hätte es sein sollen, der dieses Gefühl verursachte, nicht umgekehrt. Warum also hatte er Furcht? Warum wusste er nicht, wovor er eigentlich Angst hatte?
    Tan Morano befahl dem Traum - denn nichts anderes war das, zu verschwinden. Die Hölle konnte ihn nicht beeinflussen. Sie hatte nichts mit ihm zu tun. Er war ein schwarzmagisches Wesen, aber heimisch hatte er sich in der Hölle nie gefühlt. Besonders nicht, wenn sie so aussah wie dieser See, der einem Tan Morano nicht würdig war - geschweige denn einem ERHABENEN DER DYNASTIE, der ewig leben würde.
    Morano schüttelte den Schlaf ab, stand auf und ging ans Fenster. Seit er mit dem Dhyarra verschmolzen war, hatten sich seine körperlichen Funktionen verändert. Er war gegen Tageslicht nicht mehr so empfindlich. Das hatte sicher auch mit der anderen Strahlung der Sonne hier zu tun, doch der Dhyarra machte ihn einfach unbesiegbar. Er sah sich um. Seine Leibwächter, die, die Sinje-Li von der Erde mitgebracht hatte, waren nirgends zu entdecken. Das war auch gut so. Natürlich war er der ERHABENE und schon allein deshalb mussten immer ein oder mehrere Beschützer um ihn herum sein, aber er brauchte sie deswegen nicht pausenlos sehen.
    Er blickte in die blau leuchtende Nacht hinaus. Nirgendwo hingen Lampen, kein Mond schien, doch das Sternenlicht wurde von den Kristallen, mit denen die Fassade des Kristallpalastes geschmückt war, zurückgeworfen.
    Tan Morano konnte seine Träume beeinflussen, das war schon seit Längerem so, doch dieser hier, dieser Albtraum, der buchstäblich aus der Hölle kam, kehrte seit einigen Tagen immer wieder. Mittlerweile ging er davon aus, dass er etwas zu bedeuten hatte. Doch was? Er wusste ja nicht einmal, wo diese schreckliche Angst, diese grässliche, Furcht einflößende Präsenz herkam, die er in dieser Vision empfand. Es war die Angst, die schiere Panik vor etwas, das er nicht aufhalten konnte. Das unaufhaltsam war und sich nicht einmal bewusst war, dass es ihn, den mächtigsten ERHABENEN DER DYNASTIE, überhaupt gab.
    Tan Morano zermarterte sich den Kopf, bis am Horizont die Sterne zu verblassen begannen. Er war mittlerweile gegen das Sonnenlicht immun, doch es kostete Kraft. Kraft, die er gern für etwas anderes aufsparte. Und doch. Das vage Unbehagen angesichts dieses seltsamen Traums wurde langsam lästig, permanent war es da und machte ihn wütend. Ja, wütend.
    Und dabei wollte er doch nur die Macht genießen, die er gewonnen hatte und fest in Händen hielt.
    Es war an der Zeit, diese Wut loszuwerden.
    Zeit, dass Starless die Verschwörer fand. Die acht Alphas, die versucht hatten, ihn umzubringen.
    ***
    Malkar Zafier sah indigniert auf den kleinen Schienenzug hinab, der vor ihm stand. Langsam bekam er Raumangst. Erst war er wochenlang mit diesem hochnäsigen und arroganten Miso Vorrog in eine mickrige Zimmerflucht in dessen Kellergewölben eingesperrt, dann dieser Tunnel, den man offenbar nur grob in den Felsen unter der Stadt geschlagen hatte und in dem gerade mal diese winzige Magnetschiene plus Sitzgelegenheiten passten, und es würden wahrscheinlich noch Wochen in einem winzigen Raumschiff folgen, immer auf der Flucht vor den Häschern des neuen ERHABENEN. Vorausgesetzt, sie erreichten in diesem schäbigen Ding den Raumhafen. Und wurden dort nicht erwischt. Viele Wenns, zu viele, die Zafier insgesamt als ein großes Risiko wertete.
    »In diesem Ding sollen wir Platz nehmen?«, fragte er gereizt. »Wenn das Fahrt aufnimmt, kippen wir alle runter!«
    »Du wirst nicht herunterkippen«, sagte Grosor. »Eher knallst du mit dem Kopf an die Tunnelwand.« Zafier hätte den Mann am liebsten
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