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0945 - Verdammte Totenbrut

0945 - Verdammte Totenbrut

Titel: 0945 - Verdammte Totenbrut
Autoren: Jason Dark
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schluckte, räusperte sich und schaute mich an, bevor sie den Gurt löste und ausstieg.
    »Jetzt habe ich Angst, wo es soweit ist. Ja, ich habe richtige Angst«, flüsterte sie.
    »Das kann ich verstehen.«
    »Sie nicht?«
    »Nein - nicht direkt. Ich werde allein in das Haus gehen, Wendy, ich muß es nur finden.«
    »Dabei helfe ich Ihnen aber.«
    »Das ist nett.«
    Wir verließen die mollige Wärme des Autos und betraten die kalte Zone. Es war wirklich sehr kalt geworden. Die Temperaturen lagen um die Frostgrenze, und der gewaltige Nebelvorhang um uns herum schien zu vereisen. Die kalte Luft drang wie ein Schock in unsere Lungen.
    Wendy Starr fröstelte, als sie sich umblickte und die hohen Bäume sah, die dunklen Schatten der Häuser dahinter, oft in Gärten stehend und von der Straße versetzt. »Wohin jetzt?«
    Ich hob die Schultern. »Nun bin ich an der Reihe. Das Haus steht in der Nähe. William hat davon gesprochen. Er hat es mir aber nicht direkt beschrieben.«
    »Das ist nicht gut«, sagte sie.
    »Eben, aber ich weiß, daß es einen Zaun gibt, auch ein Tor, und das ist immerhin etwas. Wir sollten uns trennen. Ich suche hier weiter, und Sie nehmen die andere Seite.« Ich winkte ihr zu und überquerte die einsame Straße, auf der noch das Laub der Bäume lag. Es klebte auf dem Pflaster und bildete eine rutschige Unterlage.
    Wendy war kaum zu sehen, obwohl uns nur eine Straßenbreite trennte. Sie bewegte sich mit vorsichtigen Schritten, schaute sich die Häuser bei ihr ebenso an wie ich die auf meiner Seite.
    Mauern gab es, auch Zäune, aber keine Gitter, von denen William Cox gesprochen hatte. Ohne den Nebel wäre vieles leichter gewesen, leider konnte ich ihn nicht wegzaubern.
    »John!«
    Der Ruf erreichte mich schwach. Ich blieb stehen und schaute über die Straße hinweg.
    Auf der anderen Seite stand Wendy und winkte mit beiden Armen. Sie schien das Ziel gefunden zu haben. Ich selbst sah nicht viel, ging dann zu ihr und hörte ihren schweren Atem, der vor ihren Lippen zu kleinen Wolken kondensierte.
    Sie wies nach links. »Das ist es«, sagte sie.
    »Sind Sie sicher?«
    »Beinahe. Es ist zumindest einen Versuch wert. Sie haben doch von einem Zaun gesprochen, John.«
    »Der ist tatsächlich da.« Ich strich mit den Fingern über die rostigen und feuchten Stäbe hinweg, dann fand ich auch das Tor, das ich nur aufzudrücken brauchte, was ich tat. Zwei Schritte weiter hielt ich mich bereits auf dem Grundstück auf. Ich drehte mich um. Wendy stand noch auf dem Gehsteig. Sie schüttelte den Kopf. »Den nächsten Weg müssen Sie allein gehen, John. Ich fürchte mich, und ich fürchte mich auch vor den Erinnerungen. Können Sie das verstehen?«
    »Sicher.«
    »Dann werde ich hier warten.«
    »Es wird schon klappen.«
    »Ja, das hoffe ich.«
    Nach einem letzten Winken drehte ich mich um und schritt weiter über das Laub hinweg, das auf dem Grundstück wie ein natürlicher Teppich lag. Der Nebel umwaberte mich, aber nicht er bewegte sich, sondern ich, denn ich schritt auf den kantigen Schatten zu, der in dem Nebel eingebettet war.
    Nichts rührte sich in meiner Nähe. Ich erinnerte mich daran, daß Cox von einem Nebeneingang gesprochen hatte, der nicht verschlossen war, aber den wollte ich nicht nehmen, deshalb wandte ich mich dem Haupteingang zu, der an der Seite lag. Über ihn wuchs ein Holzdach als Regenschutz, und eine relativ breite Treppe führte zur Tür hoch.
    Der Nebel »floß« über die Stufen hinweg wie verdunstendes Trockeneis.
    Ich blieb vor der Tür stehen und dachte daran, wie oft mir dies schon passiert war. Immer war es anders gewesen, es gab zwar den gleichen Ausgangspunkt, aber hinter den Türen hatten sich oft Welten geöffnet, die voller, oft sehr böser Überraschungen steckten.
    Diese Tür sah harmlos aus. Furcht vor Einbrechern schien man hier nicht zu haben, sonst wäre sie nicht durch eine Glasscheibe in der Mitte unterbrochen worden.
    Ich betrachtete den Griff und studierte auch das Schloß. Es paßte seinem Alter nach zum Haus, große Belastungen würde es nicht aushalten können, ebenso wie die Tür.
    Ich wickelte wieder einmal ein Taschentuch um den Griff der Beretta, holte kurz aus und schlug gegen die Scheibe. Das Glas zerplatzte mit einem leisen Knall. Selbst ein Splittern war kaum zu hören. Ich schlug noch einige Reste aus dem Verbund, dann war die Lücke groß genug für mich, um hindurchklettern zu können.
    Bevor ich damit anfing, lauschte ich in das dunkle Innere des Hauses
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