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0945 - Verdammte Totenbrut

0945 - Verdammte Totenbrut

Titel: 0945 - Verdammte Totenbrut
Autoren: Jason Dark
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noch nicht gedacht. Man merkt schon, daß Sie Polizist sind.«
    »Reine Routine«, sagte ich.
    »Wir bleiben bei dem Brunnen.«
    »Ja.«
    »Und Sie wollen von mir wissen, wo er steht, ob es ihn überhaupt in dieser Gegend gibt, von der Sie gesprochen haben.«
    »Exakt.«
    Lange dachte sie nicht nach. »Es gibt ihn«, erklärte sie schließlich. »Ich weiß, daß es ihn gibt. Dieser Brunnen existiert, aber er liegt nicht in der Mitte des Kurortes, sondern in einem Randbezirk.«
    »Wo nicht viel los ist…«
    »Das sehe ich so. Wie ich hörte, ist es ein Gebiet, das irgendwann saniert werden soll, um es dem normalen Kurbetrieb anzugleichen. Man war sich in der Verwaltung nicht einig, so wird es noch einige Zeit dauern, bis es zu den Änderungen kommt.«
    »Was ist mit dem Brunnen?« fragte ich. »Er steht auf einer kleinen Insel. Wohl eine Verkehrsinsel.«
    »Dann fahren wir hin.«
    Sie schaute mich an. »Jetzt?«
    »Ja.«
    »Und der tote William?«
    »Um den kümmern wir uns später«, sagte ich mit leiser Stimme. »Er kann zunächst mal hier in der Wohnung bleiben.«
    Sie stimmte mir durch ihr Nicken zu. Überzeugt war sie aber nicht. Sehr vorsichtig stand sie auf und verließ hinter mir den Wohnraum. Im Flur schaute sie sich scheu um, aber es war niemand da, der uns gefährlich werden konnte. Den Blick auf die Schlafzimmertür mied sie bewußt. Sie wollte William nicht mehr sehen.
    Ich konnte es verstehen. »Kommen Sie«, sagte ich und schob sie durch die offene Tür nach draußen in den Hausflur. »Später wird sich alles regeln, Wendy.«
    »Glauben Sie an ein Später?«
    »Sicher.«
    »Ich nicht…«
    ***
    Die Kälte war nicht trocken, sondern feucht. Der Nebel bewegte sich kaum. Er stand dort wie eine träge Wand.
    Wir rollten durch einen ruhigen Ort. Ein Wochenende, an dem nicht viel los war, was auch am Wetter lag. Die Menschen auf den Gehsteigen und in den zahlreichen Parks glichen schon Geistern, die durch die graue Suppe huschten. Immer nur für einen Moment erschienen sie, um im nächsten Augenblick zu verschwinden.
    Wir rollten in nordwestliche Richtung. Auf den Straßen herrschte nur wenig Autoverkehr, außerdem gab es genügend Zonen, wo keine Wagen fahren durften. Sie waren einzig und allein den Fußgängern vorbehalten, die sich erholen sollten und dies im Sommer unter den Dächern der hohen, dicht belaubten Bäume taten, im Winter aber durch eine kahle, wenn auch nicht reizlose Landschaft spazierten.
    Ich war froh, Wendy als Beifahrerin zu haben, denn sie kannte sich in der Stadt aus und dirigierte mich durch Einbahnstraßen und an Verbotsschildern vorbei in den Bereich, der noch nicht modernisiert worden war, wo zahlreiche Häuser restauriert wurden und während dieser Zeit häufig leer standen.
    Ich fuhr langsamer. Neben mir saß Wendy sehr gespannt. Sie schaute mal nach links, dann nach rechts, nickte hin und wieder und schien durch Konzentration ihren Horror vergessen zu haben, der hinter ihr lag. Sie atmete schnaufend, als wir an einer Plakatwand entlangfuhren, auf der für die Renovierung geworben wurde.
    »Jetzt sind wir da, John.«
    Ich hatte sie darum gebeten, mich beim Vornamen zu nennen, und ich stoppte.
    »So meine ich das nicht, John. Wir sind in diesem Gebiet.«
    »Gut, dann halten wir mal die Augen weit offen.«
    Wendys Finger zeigte gegen die Frontscheibe. »Jedenfalls müssen wir geradeaus fahren. Der Brunnen steht in der Nähe. Wenn es nur nicht so neblig wäre…«
    »Ich fahre langsam.«
    »Gut.«
    An das Versprechen hielt ich mich. Die beiden Scheinwerfer sorgten auch nicht gerade für mehr Sicht. Das Fahrgeräusch klang gedämpft, obwohl ich die Winterreifen hatte aufziehen lassen, und plötzlich kam Leben in Wendy. Sie wirkte aufgeregt. Ihr ausgestreckter Finger zuckte mehrmals vor, dann war es soweit.
    »Da ist der Brunnen!«
    Ich fuhr näher an das Gebilde heran, das sich beinahe unheimlich aus dem Nebel hervorschälte. Es war ein normaler Brunnen, der eine Verkehrsinsel verschönerte, um die herum der Verkehr floß.
    Auf dem Rand des Brunnens schimmerte noch das Eis wie der gefrorene Schein des Mondes. Der Brunnen sah aus wie ein Trog, wie eine schlichte Schüssel ohne Verzierungen.
    »Wir sollten dann wohl irgendwo anhalten«, schlug ich vor, als wir das kleine Rondell hinter uns gelassen hatten.
    »Das meine ich auch.«
    Parkmöglichkeiten gab es reichlich. Den Rover konnte ich am Straßenrand abstellen, ohne daß es jemand gestört hätte. Meine Begleiterin war aufgeregt,
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