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0945 - Verdammte Totenbrut

0945 - Verdammte Totenbrut

Titel: 0945 - Verdammte Totenbrut
Autoren: Jason Dark
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sie an zu weinen. Ich ließ sie in Ruhe, denn sie brauchte das jetzt.
    Zwischendurch schluchzte sie und berichtete bebend und zitternd, daß sie und William für immer hatten zusammenbleiben wollen. »Es war ein Risiko, Mr. Sinclair, ich wußte ja nicht viel von ihm, aber wenn man die Dreißig schon lange überschritten hat, wird es nicht einfacher, einen Mann zu finden.«
    »Das stimmt sicherlich. Kannten Sie William denn sehr gut?«
    »Ich weiß es nicht. Relativ gut würde ich sagen. Aber offenbar hat er sich mir nicht anvertraut.«
    »Dann hat er nicht mit Ihnen über sein Vorleben gesprochen.«
    Sie wischte einige Tränenspuren fort und schaute mich trotzdem aus feuchten Augen an. »Ist das denn so wichtig, Mr. Sinclair?«
    »In diesem Fall schon.«
    Die Frau wartete einen Moment. »Er hatte ein schlimmes Vorleben gehabt, nicht wahr?«
    Ich wollte Cox nicht schlecht machen und erwiderte: »Das ist alles relativ.«
    »Bitte, nehmen Sie keine Rücksicht, Mr. Sinclair. Sagen Sie nur, was da passiert ist. Wenn Sie so fragen, dann hängt das Vorleben wohl auch mit seinem Tod zusammen, fürchte ich.«
    »So ähnlich ist es.«
    »Was war er?«
    »Ich will offen sein und…«
    »Ich bitte darum, Mr. Sinclair.«
    »William Cox war ein Heiratsschwindler!« Ich hatte keinen Grund gesehen, ihr die Wahrheit zu verschweigen und war nun gespannt auf ihre Reaktion. Sie hatte den Mann tot gesehen, dagegen war diese Eröffnung einfach ein Nichts.
    »Was war er!?«
    »Ein Heiratsschwindler«, wiederholte ich, obwohl ich sicher war, daß sie mich verstanden hatte.
    Wendy bewegte die Hände, streckte die Finger aus, zeigte mir die spitzen Nägel und sah so aus, als wollte sie mir im nächsten Moment das Gesicht zerkratzen oder mich zumindest einen Lügner nennen, beides trat nicht ein. Statt dessen nickte sie und flüsterte mir zu: »Sie werden lachen, Mr. Sinclair, aber damit habe ich fast gerechnet.«
    »Gut, wenn Sie es so sehen, Wendy. Und es hat Ihnen nichts ausgemacht? Haben Sie nie daran gedacht, daß er mit Ihnen ebenso verfahren könnte wie mit den anderen drei Frauen?«
    »Ich wußte es ja nicht definitiv«, erwiderte sie. »Jetzt, wo ich davon überzeugt bin, da Sie es mir gesagt haben, da verurteile ich ihn nicht mal. Ich hätte mich ihm gegenüber wohl nicht anders verhalten, hätte ich es schon immer gewußt. Menschen sind keine Rechenmaschinen, sie reagieren nicht immer logisch. Man sagt uns Frauen ja nach, daß wir zu gefühlsbetont handeln, in meinem Fall hätte das gestimmt. Ja, ich hätte ihm vertraut, denn er war irgendwie etwas Besonderes, und ich bin ein einsamer Mensch, Mr. Sinclair, das dürfen Sie auch nicht vergessen. Ich bin einsam, ich bin in die Jahre gekommen, und ich hatte die feste Überzeugung, daß William mit seiner Vergangenheit gebrochen hat. Nun nicht mehr. Nun ist er tot. Grausam gestorben durch die Rache der verdammten Totenbrut, von der er genau wußte, daß sie hinter ihm her war.« Sie schüttelte den Kopf. »Er ist völlig unlogisch gestorben, nicht wahr?«
    »Wenn man es aus einem gewissen Blickwinkel sieht, schon«, gab ich zu. »Sein Tod war unlogisch. Er hätte nicht sein müssen. Aber er hat etwas in Bewegung gesetzt, durch was auch immer, ich weiß es nicht, etwas, das besser in irgendwelchen Tiefen verborgen geblieben wäre. Unheimliche Dinge, die unmittelbar mit den drei Frauen zusammenhängen. Er hat mir einiges über sie erzählt, Wendy…«
    Ich ließ meinen Satz bewußt so ausklingen, um sie zu einer Frage zu animieren.
    »Über mich?«
    »Auch, aber mich interessieren mehr die drei verflossenen Frauen. Seien Sie mir nicht böse…«
    »Ja, ja, das habe ich mir gedacht.«
    »Leider weiß ich nicht genug. Ich brauche also einen Helfer. In diesem Fall ist es eine Helferin. Denn ich könnte mir schon vorstellen, daß Sie mehr wissen.«
    »Meinen Sie?«
    »Bestimmt.«
    Sie hob die Schultern. »Was soll ich Ihnen denn über Williams Vergangenheit sagen?«
    »Er hat drei Frauen hier in Bath kennengelernt. Damals bewohnte er noch ein kleines Apartment. Hier in Bath war wohl sein Revier. Es ging ihm gut. Er hatte immer Geld, doch er rechnete nicht damit, daß auch Frauen ihren eigenen Weg gehen können. Alle drei sind gestorben…«
    »Hat er sie umgebracht, Mr. Sinclair?«
    Ich wiegte den Kopf. »Nicht direkt. Er trug schon eine gewisse Schuld an ihrem Ableben. Er kämpfte auch mit seinem schlechten Gewissen. Er ist zu mir nach London gefahren, weil er sich bedroht fühlte, zu Recht,
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