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0944 - Blutgespenster

0944 - Blutgespenster

Titel: 0944 - Blutgespenster
Autoren: Jason Dark
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Oder sogar zwei bekannte Stimmen. Noch in der gehockten Haltung ballte Lucy vor lauter Wut die Hände. In ihrer Rechten zerknirschte ein altes Blatt unter dem Druck.
    Sie dachte zurück an das Hotelzimmer, in das die beiden Fremden gestürmt waren. Sie hatten dort auch gesprochen, und Lucy hatte jetzt ihre Stimmen wiedererkannt.
    Das waren die beiden.
    Ja, das waren sie. Und sie waren nicht allein, denn sie hatten Helfer mitgebracht.
    Etwas tastete sich auf sie zu. Es war unsichtbar, sie spürte es nur, und sie konnte nicht gerade sagen, daß es ihr gefiel. Da war jemand vorhanden, der nach ihr suchte, nach ihr forschte. Er wollte sie und keine andere.
    Lucy stöhnte auf. Sie bewegte sich. Das Laub knirschte unter ihrem Körper. Sie lauschte irgendwelchen Geräuschen, die sich ihr näherten, aber sie hatte Glück.
    Ein anderes Geräusch ließ sie aufhorchen. Jemand startete ein Auto. Dann fuhren ihre Feinde davon.
    Lucy wartete noch eine Weile. Erst als sie sicher sein konnte, daß niemand mehr so schnell zurück-kehrte, richtete sie sich wieder auf und merkte auch, daß es ihr besser ging.
    Sie grinste scharf.
    Man war ihr auf den Fersen. Man wollte sie haben. Aber die anderen hatten das Ziel noch nicht gefunden. Zwar waren sie zu viert, daran aber störte sich Lucy nicht.
    Sie und ihre Artgenossen befanden sich in der Überzahl, und die Häscher konnten nicht überall gleichzeitig sein.
    Es wurde Zeit, daß sie ihren Plan endlich in die Tat umsetzte. Ihre Freunde sollten nicht mehr lange als Gefangene in der Erde hocken…
    ***
    Die Brut hatte bereits gewartet. Mit dem letzten Rotlicht der untergehenden Sonne schaffte Lucy es, ihr Ziel zu erreichen, und sie räumte die Hindernisse am Eingang der Höhle zur Seite.
    Die Kerzen waren längst zu einem starren Brei verbrannt, was jetzt egal war. Sie fand sich auch in der Dunkelheit zurecht, ebenso wie die anderen Artgenossen, die allesamt den trennenden Zaun erreicht hatten und sich gegen ihn drückten, aber es dank ihrer noch zu schwachen Kräfte nicht schafften, ihn zu zerstören.
    Lucy Tarlington kam sich vor, als hätte sie ein düsteres Gemälde betreten. In der Höhle war es kalt.
    Es gab kein Licht mehr, nur die fahle Dunkelheit umgab sie, vermischt mit einem widerlichen Geruch.
    Schattenhaft sah sie ihre Freunde hinter dem Gitter. Bleiche Hände, blasse Gesichter, die sich gegen den Draht gepreßt hatten, ihn nach vorn drückten, den Zaun aber trotz ihrer Masse nicht aus der Verankerung an den beiden Gangseiten reißen konnten.
    Einige hatten versucht, ihre Hände und dann die Arme durch die Lücken zu pressen. Bei den Händen war es ihnen teilweise gelungen, bei den Armen allerdings nicht. Für sie waren die Öffnungen einfach zu klein. Sie hatten die Form von Waben, und die hindurchgestreckten Finger sahen aus wie starres Gewürm.
    Kaum hatte Lucy die Höhle betreten, da bewegten sich die am Draht hängenden Blutsauger. Köpfe und Körper zuckten. Sie gaben sich noch mehr Mühe, den Zaun zu zerstören. Sie flehten auf ihre Weise um Hilfe, denn aus den weit aufgerissenen und nach Blut gierenden Mäulern drangen schreckliche Laute, wie sie selbst von irgendwelchen Tieren kaum ausgestoßen werden konnten.
    Lächelnd blieb Lucy vor ihnen stehen und betrachtete ihre Brut. Sie fühlte sich gut, sie war eine Person, die auf einen hohen Berg gestiegen war, um von dort aus ihr Volk zu befreien und zuzuschauen, wie es sich in einer neuen Welt verhielt.
    Die Vampirin war so dicht an das Gitter herangetreten, daß sie die Hände und Gesichter berührten konnte. Wieder strich sie über die alte Haut. Manchmal war sie hart und rissig, dann wieder weich wie alter Teig. Bei den Rissen gab sie einige male nicht acht. Da klemmten plötzlich ihre Fingernägel fest, und als sie dann die Hand weiterbewegte, riß die Haut weiter ein, und kleine Fetzen blieben unter ihren Fingernägeln zurück, aber es floß kein Tropfen Blut aus den größer gewordenen Wunden.
    Auch sie zerrte am Zaun.
    Er bog sich ihr entgegen. Die Masse der Körper ebenfalls, aber Lucy ließ sie wieder zurückschnellen.
    »Ich weiß, was ihr wollt!« flüsterte sie. »Ihr wollt Blut. Ihr wollt die Menschen haben. Ihr wollt ihren Saft trinken. Er soll aus den Wunden in eure Mäuler sprudeln. Okay, ihr werdet es bekommen. Bald schon, sehr bald, denn draußen lauert bereits die Dämmerung.«
    Lucy ging zur Seite, wo in der Mischung aus Fels und Lehm die Haken festklemmten, die den Zaun hielten.
    Lucy löste
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