Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0944 - Blutgespenster

0944 - Blutgespenster

Titel: 0944 - Blutgespenster
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
bewegt«, flüsterte er. »Leicht nur, aber das geschah nicht, weil es vom Wind erwischt wurde.« Sein Blick bekam etwas Eisiges, als er flüsterte: »Sie sind hier, das weiß ich jetzt. Nicht hier in unserer direkten Nähe, aber sie sind vorhanden. Versteckt, verborgen, wo wir sie nicht finden sollen. Ich weiß es.«
    »Im Ort?« fragte ich.
    Er hob die Schultern. »Erst als ich mich in eine bestimmte Richtung drehte, spürte ich den Ausschlag. Aber das habt ihr ja selbst gesehen.«
    »Du hast nicht auf den Ort geschaut.«
    »Das ist richtig, Bill.«
    Der Reporter tippte mir auf die Schultern. »Was meinst du? Fahren wir nach Llanfair hinein, oder schauen wir uns schon jetzt in dieser Umgebung um?«
    »Erst mal in den Ort. Wir brauchen noch Informationen. Es kann durchaus sein, daß Lucy dem einen oder anderen erschienen ist und er sie für ein Gespenst gehalten hat.«
    »Falls der Zeuge oder die Zeugin überhaupt gewußt haben, wer sie ist.«
    »Das vorausgesetzt.«
    Suko drehte den Zündschlüssel herum und startete. Langsam rollten wir an.
    Im Westen färbten sich die Wolken rot. Rot wie Blut.
    Ein böses Omen?
    Ich hoffte es nicht…
    ***
    Lucy hatte den Rest der Nacht und auch den Tag in einem Versteck verbracht, ohne Blut getrunken zu haben. Zwar sehnte sie sich danach, und sie hatte auch daran gedacht, wieder in ihr Haus zurückzugehen, aber sie wollte doch lieber in der Nähe des Vampirverstecks bleiben, um so schnell wie möglich eingreifen zu können, falls es nötig war und auch ihre Pläne störte.
    Der Tag litt unter der Kälte. Er dämmerte dahin. Lucy spürte nichts. Sie war immun, während die Menschen unter ihrer dicken Winterkleidung kaum zu sehen waren.
    In den Häusern brannte das Holz in den Kaminen. Rauch lag wolkengleich über den Hausdächern.
    Jedes Geräusch kam in der Stille überlaut rüber. Oft genug zuckte Lucy zusammen, aber sie tat nichts. Sie hielt sich im Zaum, und sie war froh, als sie das erste Rot weit im Westen am Himmel entdeckte.
    Die verdammte Sonne, die tagsüber nicht zu sehen gewesen war, verabschiedete sich. Sie schickte einen letzten roten Gruß in die Wolken hinein, als wollte sie der Blutsaugerin ein Zeichen geben, das Lucy auch als ein solches verstand.
    Sie erhob sich aus dem Versteck unter der kleinen Steinbrücke, die einen breiten Bach überspannte, dessen Wasser zwar noch floß und sprudelte, wobei sich an den Seiten schon hell schimmernde Eiskrusten festgesetzt hatten.
    Lucy stieg die Böschung hoch. Ihre Sinne waren voll darauf ausgerichtet, irgendwelche Gefahren zu entdecken. Sie sofort wahrzunehmen, um dann handeln zu können.
    Diese Nacht würde wichtig werden. Sie würde die Brut freilassen, damit sich ihre Artgenossen ungehemmt am Blut der Menschen bedienen konnten. So sollte es laufen, aber Lucy wußte auch, daß sie Feinde bekommen hatte, mit deren Erscheinen sie nicht hatte rechnen können. Und diese Feinde würden nicht aufgeben, davon ging sie aus.
    Kaum hatte sie die Böschung hinter sich gelassen, da hörte sie eine Stimme. Wäre sie ein normaler Mensch gewesen, hätte sie das menschliche Organ nicht hören können, weil die Entfernung einfach zu groß war, aber ihre geschärften und auf Gefahr trainierten Sinne reagierten eben anders und viel sensibler.
    Nicht nur eine Stimme. Es waren mehrere. Irgendwo vor ihr befanden sich Männer und sprachen miteinander. Die klare Luft trug den Schall sehr weit.
    Sie war gewarnt, denn es erreichten sie plötzlich Ströme, mit denen sie gar nicht zurechtkam. Zu erklären waren sie nicht, sie waren einfach da und sie kamen Lucy vor wie Informationen, die einzig und allein ihr galten.
    Sie wußte auch nicht, wo die Männer standen. Vor ihr, hinter den Bäumen und Büschen, wo die normale Straße herführte, die sie nicht sehen konnte.
    Lucy duckte sich und berührte das gefrorene Laub auf dem Boden. Die Ströme spürte sie auch weiterhin. Etwas war dabei, das sich an sie herantastete, als wollte es genau herausfinden, wo sie sich versteckt hielt.
    Sie wartete. Es ging ihr nicht gut. Die Stimmen irritierten sie. Lucy bohrte in ihrer Erinnerung. Sie wollte herausfinden, was die Stimmen bedeuteten, und sie wunderte sich zudem auch über ihre eigene Besorgtheit.
    Menschen waren normalerweise für sie Opfer, in diesem Fall aber kam es ihr ganz anders vor.
    Keine Opfer - oder nur bedingt, denn sehr wohl registrierte sie den feindlichen Ansturm.
    Feinde!
    Auch die Stimme, die sie unter den anderen deutlich erkannt hatte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher