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0944 - Blutgespenster

0944 - Blutgespenster

Titel: 0944 - Blutgespenster
Autoren: Jason Dark
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Kopf pendelte von einer Seite zur anderen. Es sah so aus, als sollte er vom Hals fallen, aber der Blutsauger schaffte es auch, ihn nach vorn zu drücken, gegen den Draht, der seine leicht gekrümmte Nase zur Seite quetschte und sich tief in die bleiche und zugleich schmutzige Haut eingrub. Sein Maul stand schief.
    »Du schaffst es!« flüsterte Lucy Tarlington dem kräftigsten ihrer Artgenossen zu. »Du schaffst es. Du wirst bald dein Blut bekommen, das verspreche ich dir.«
    Der Untote sah so aus, als hätte er sich auf die Worte konzentriert und bewußt darauf gewartet, bis er genügend Kraft gesammelt hatte, um sich wieder in die Höhe ziehen zu können.
    Das versuchte er dann auch, und er strengte sich dabei wahnsinnig an, wobei er trotzdem aussah wie eine Marionette, bei der der Spieler, der sie führte, erst noch übte.
    Aber Lucy machte ihm Mut. Sie sprach ihn an, sie gab ihm mit ihren Händen Zeichen, und so kam er höher und höher, auch wenn er einige Male einknickte, doch er kämpfte weiter.
    Immer dann, wenn er durch das eigene Gewicht wieder zusammensackte, griff er mit den Händen nach, fing sie ab, damit er die alte Position wieder erreichen konnte, um von vorn zu beginnen.
    Schließlich stand er, zwar schwankend, aber das Gitter bot ihm Halt.
    Noch trennte es die beiden Hälften. Auf der einen Seite befand sich die Masse, auf der anderen die einzelne Person, die gekommen war, um die Masse zu leiten.
    »Gut, gut!« lobte sie ihn. »Das hast du sehr gut gemacht, mein Freund. Bald wirst du Blut bekommen, viel Blut. Du wirst es trinken können. Du schlürfst es in dich hinein. Frisches Blut, und deine Schwäche wird vergehen.« Sie streckte mehrere Finger durch ein Gitterloch und begann, den Vampir zu streicheln.
    Seine Haut war alt. Sie war rissig und völlig ausgetrocknet. Aber er würde bald anders aussehen, das stand fest.
    Und hinter ihm kroch das Grauen auch weiterhin über den Boden. Die Blutsauger glichen dicken, unförmigen Würmern, die irgendwo in der Tiefe ihrer Heimat gelebt hatten und nun froh waren, ins Freie gelangt zu sein. Sie bewegten sich plump, aber sie kannten das Ziel. Der Anführer hatte es ihnen gezeigt. Er hing noch immer am Zaun, die Hände im Drahtgeflecht, den Kopf schief gelegt, das Gesicht verzerrt, sein Mund stand offen, die graue Zunge schaute hervor wie ein verfaulter Brocken Fleisch.
    Lucy trat zurück. Ihr Druck gegen den Zaun verschwand, und so hing nur mehr das Gewicht des Blutsaugers in den Maschen. Er drückte den Zaun nach vorn, der sich weit vorbog, dabei an den Seiten zuckte, als wollte er sich aus dem Gefüge losreißen.
    Aber er hielt.
    Er war stark.
    Der Blutsauger federte zurück, hielt sich fest, schwankte und drehte dabei den Kopf, um zurück in das Dunkel zu schauen, wo die anderen nicht aufgegeben hatten. Das Licht lockte sie und auch das Wissen, daß jemand gekommen war, der zu ihnen hielt und sie führte.
    Lucy genoß diesen Auftritt. Sie paßte eigentlich nicht in die Höhle hinein, das war nicht ihre Welt, sie hatte andere Pläne, und sie war es auch, die von ihrem unsichtbaren Helfer geleitet wurde, aber eines stand für sie fest: Die Brut würde freikommen.
    Bald, sehr bald sogar…
    ***
    Nach der Vernichtung des Vampirs durch Marek, den Pfähler, hatten wir trotzdem noch alle Hände voll zu tun gehabt, denn wir mußten uns mit den örtlichen Kollegen herumschlagen und ihnen erklären, was in dem Motel vorgefallen war.
    Sir James hatte von London aus eingegriffen und telefonisch seine Informationen und Anordnungen gegeben. Zudem war noch ein hoher Beamter des Innenministeriums eingeschaltet worden, damit er die Kompetenzen gleichschaltete und es zu keinen Beschwerden kam.
    Die Kollegen waren trotzdem frustriert und konnten nicht begreifen, daß wir in dem Sinne keine Mörder, sondern irgendwo auch Erlöser waren. Nach zwei Stunden waren sie verschwunden, und wir hatten dann versucht, etwas Ruhe zu finden.
    Es war uns nur mühsam gelungen. Irgendwie fühlten wir uns am Morgen wie gerädert und wurden auch sofort mit Fragen überfallen, denn die Firma, der die Motelkette gehörte, war ebenfalls informiert worden und hatte zwei Ersatzleute geschickt, weil der Betrieb eben reibungslos weiterlaufen sollte.
    Im Sommer wäre es anders gewesen, aber um diese Jahreszeit befanden sich nur wenige Menschen im Motel. Vier Vertreter, die zudem andere Sorgen hatten und sich um ihren Job kümmern mußten.
    Wir bekamen auch ein Frühstück serviert, über dessen
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