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0943 - Herren aus der Tiefe

0943 - Herren aus der Tiefe

Titel: 0943 - Herren aus der Tiefe
Autoren: Simon Borner
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wohl erfolgreichste Musikproduzent der gesamten Ostküste. In seinen Studios entstanden Welthits, wurden Karrieren begonnen, Rekorde aufgestellt.«
    »Vielleicht auch Feindschaften geschlossen?«, hakte Zandt nach. »Die Musikbranche ist nicht gerade mein Spezialgebiet, aber überall, wo es um viel Geld geht, geht es auch um Neid.«
    »Schon möglich«, antwortete Millerton. »Aber das erklärt noch nicht, wie unser Räuchermännlein nachts in einer fahrenden U-Bahn in Flammen aufgehen kann. Und was er überhaupt um diese Zeit so hoch oben in Washington Heights suchte.«
    Der Lieutenant kratzte sich am Kinn. »Musik, ja? Und er ist auf der Amsterdam eingestiegen, sagte der Zeuge. Ich kann mich irren, aber liegt das Paul Robeson Home nicht da irgendwo in der Nähe?«
    Millerton pfiff anerkennend. »Möglich wär's.«
    »Sipowicz, notieren Sie das. Wir sollten dem PRH mal einen Besuch… Sipowicz? Alles in Ordnung mit Ihnen, Bursche?«
    Andy hörte die Stimme seines launischen Vorgesetzten, doch sein Verstand verweigerte jegliche Reaktion. Zu verblüffend, zu bizarr war das, was sich direkt vor seinen Augen befand. Er war um die Leiche herumgetreten, um sich den Boden des Abteils genauer anzusehen. Doch was er gefunden hatte, spottete jeder Beschreibung.
    »Was ist denn, Sergeant?« Zandt trat näher, legte ihm eine Hand auf die Schulter. Häme schwang in seinen Worten mit. »Geht der Mageninhalt auf Wanderschafff…«
    Als er mitten im Wort verstummte, wusste Andy, dass der Lieutenant es ebenfalls sah. Dass er verstand .
    Dies war kein Mord. Kein normales Verbrechen.
    Dies war… teuflisch.
    »Diane, holen Sie die Spurensicherung noch mal rein«, befahl Zandt nahezu tonlos und ohne den Blick vom Boden abzuwenden. »Ich will, dass das da sorgfältig ausgeschnitten und mit aufs Revier genommen wird, verstanden?«
    »Ja, Sir.«
    Während die stämmige Gerichtsmedizinerin auf den Bahnsteig trat, standen die beiden Polizeibeamten stumm nebeneinander und sahen ungläubig auf den Abdruck, der sich wie ein Brandzeichen in den Abteilfußboden gebohrt hatte.
    Den Abdruck eines Pferdehufs.
    Des Fußes des Teufels.
    ***
    »Wollen Sie uns veralbern, Mister?« Steven Zandts Stimme zitterte vor Erregung, so sehr musste die Wut in ihm kochen. »Das ist Behinderung der Justiz, wissen Sie das? Wir könnten Sie dafür vor den Richter zerren!«
    Die Augen des alten Afroamerikaners funkelten belustigt. »Ich beantworte nur Ihre Fragen, Lieutenant«, sagte er und hob beschwichtigend die Hände. »Kreiden Sie es mir nicht an, wenn Ihnen die Antworten missfallen.«
    »Aber - Also, da hört sich doch alles auf!« Zandt schnaubte und schüttelte den Kopf.
    Sie saßen im Büro des Kurators des Paul Robeson Homes, einer Art musikalischem Museum im New Yorker Bezirk Washington Heights. Draußen vor den dünnen Fenstern kämpfte sich die Morgensonne gerade über die Häuser und ließ ihre Strahlen auf die vielleicht modernste Stadt des gesamten Planeten fallen, doch hier hinter den Mauern von 555 Edgecombe Avenue fehlte von Moderne jede Spur. Kein Quadratzentimeter, der nicht von den glorreichen vergangenen Tagen der schwarzen Jazzmusik kündete. Keine Wand, die nicht Porträts des großen Paul LeRoy Bustill Robeson und seiner Kollegen zierte. Robeson hatte einige Jahre in diesem Gebäude gelebt, und die Stadt hatte es nach seinem Tod zur Erinnerungsstätte erklärt.
    »Wenn ich's Ihnen doch sage«, setzte der Kurator des PRHs erneut an. »D'Aquino war hier, ja. Gestern Nacht, ziemlich spät. Ganz, wie Sie es vermuteten, Lieutenant. Aber nicht, um mit mir über Musik zu sprechen. Sondern weil er meinen Rat in… anderen Dingen brauchte.«
    Zandt grunzte ungehalten. »Ihren Rat als was? Als Geisterjäger? Glauben Sie wirklich, das kaufen wir Ihnen ab?«
    Andy fühlte sich unwohl dabei, einfach so in einen Topf mit seinem Vorgesetzten geworfen zu werden. Nach dem Schwefelgestank und dem Teufelshufabdruck von vorhin wusste er nicht so recht, was er wem noch abkaufen wollte . Aber er schwieg und hörte einfach zu.
    »Das interessiert mich nicht«, antwortete der Kurator. Es war ein kleiner Mann mit lockigem Haar und einem freundlichen Gesicht. Das Schild auf seinem überfüllten Schreibtisch wies ihn als »Dr. Kevin R. Hollister« aus. »Ich kann Ihnen nur sagen, was vorgefallen ist. Wenn Sie Fantasiegeschichten wünschen, gehen Sie ins Kino. Nochmals: George tauchte hier auf - unangemeldet wie Sie, meine Herren -, und er wirkte panisch. Wir sind alte
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