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0942 - Die Prophezeiung des Uriel

0942 - Die Prophezeiung des Uriel

Titel: 0942 - Die Prophezeiung des Uriel
Autoren: Susanne Picard
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ihre Teeschale in einem Zug aus und starrte in das grüne Teepulver, das sich am Boden der Teetasse gesammelt hatte. Mit viel Fantasie konnte man darin einen Handspiegel erkennen. Ich sehe weiße Mäuse , dachte Nicole genervt. Aber irgendetwas muss das zu bedeuten haben.
    »Madame Ichiko, Minamoto-san, ich würde gerne einmal zu dieser Landbrücke fahren, auf der die beiden Schöpfergötter Izanagi und Izanami die Welt erschaffen haben«, sagte Nicole, einer plötzlichen Eingebung folgend. Sie hatte von dieser Landbrücke geträumt, sie hatte sie sogar im Garten des Nô-Theater-Direktors gesehen. Eine Bedeutung musste sie haben; weitgehend konnte man sogar eine Verbindung zu den drei Reichsinsignien Schwert, Spiegel und Juwel ziehen. Das musste sie doch irgendwie weiterbringen! »Bitten Sie mich nicht, das zu erklären, aber Minamoto weiß, dass diese Landbrücke eine Bedeutung zu haben scheint, vielleicht kommen wir dort einen Schritt weiter!« Ihre Stimme klang dringend.
    »Madame, ich weiß, es ist derzeit nicht einfach«, erklang wieder die leise, melodische Stimme von Madame Ichiko. »Und Minamoto und ich werden alles tun, um Ihnen zu helfen. Dennoch. Wir müssen Geduld haben. Wir sind überzeugt, dass Sie eine ganz besondere Bestimmung hier in Japan zu erfüllen haben.«
    »Ich bin gern bereit, daran zu glauben - und vielleicht finden wir die Antwort darauf ja wirklich in Miyazu!«
    »Madame, ich halte das für riskant. Die Gegend wird von Susanoo, dem Sturmgott beherrscht. Sich mit ihm einzulassen, ist nie ratsam, er ist zu unüberlegt, zu stürmisch. Er meinte es gut mit den Menschen, ja, aber auf der anderen Seite kann seine Art auch sehr großen Schaden anrichten«, sagte Minamoto vernünftig.
    »Wir sind hier sicher. Die Dinge werden sich entwickeln, wie sie sollen, darauf müssen Sie vertrauen«, sagte jetzt auch Madame Ichiko.
    Nicole sah die beiden an. Auch wenn der Gesichtsausdruck der zwei Japaner nicht verriet, was sie dachten, Nicole war sicher, dass sie es ernst meinten. Sie würde im Moment nur ohne Einverständnis dieser beiden nach Miyazu kommen. Und auch wenn ich dieses Einverständnis eigentlich nicht brauche, ich käme mir schon sehr schäbig vor, ihnen ihre Freundlichkeit so zu danken.
    Sie nickte schließlich. »Nun gut, ich werde mich gedulden, wenn Sie das sagen. Sie wissen, dass ich Ihnen vertraue!«
    Jetzt lächelte Minamoto. »Es geht bei uns nicht immer so schnell wie in Europa. Aber es geht immer gut.«
    Geduld. Vielleicht fällt bei mir ja noch der Groschen, was es mit dem Juwel, dem Schwert und dem Spiegel auf sich hat , dachte Nicole. Ich kann nur hoffen, dass es dann für die Menschheit noch nicht zu spät ist und CHAVACH über sie kommt.
    Ich habe das dumpfe Gefühl, dass dann wirklich das Ende der Zeiten gekommen ist.
    ***
    Langweilig.
    Hätte man Yasmina an ihrem ersten Arbeitstag in Albertines Laden für Hexen- und Zauberzubehör nach ihren Gefühlen gefragt - das wäre die Antwort gewesen. Kaum jemand betrat den Laden, sie selbst hatte sich nichts zum Lesen mitgebracht und so blieb ihr nur, die Voodoo-Puppen, die Kristallkugeln und den Apothekenschrank voller Kräuter und Duftharze zu betrachten. Und natürlich die Eingangstür. Die sich nie öffnete.
    Langweilig eben.
    Doch dann war ihr Blick auf das Regal mit den Zauberbüchern und Grimoires gefallen. Sofort hatte sie Albertine gefragt, ob sie, Yasmina, vielleicht während ihrer Arbeitszeit in die Bücher hineinsehen dürfe?
    Albertine hatte sie auf eine merkwürdige Art angesehen und die Frage mit »Ja!« beantwortet, so als habe sie schon viel zu lange auf diese Frage gewartet. Und seitdem war Yasminas Meinung zu diesem winzigen Souterrain-Laden in der Rue d'Orsel in Montmartre von »langweilig« zu »hochinteressant« geschwenkt. Es war wunderbar, den ganzen Tag in den Büchern zu stöbern, Beschwörungen zu lesen, was man bei der Anrufung von Dämonen beachten musste und was nicht, wie man die Kerzen - und welche! - um ein Sigill aufzustellen hatte.
    Yasmina lernte mehr über Magie, als sie sich jemals hatte träumen lassen. Schon nach einer Woche stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht, wenn sie daran dachte, wie stümperhaft sie bisher ihre Show als Medium abgezogen hatte. Kein Wunder, dass Uriel ihr - symbolisch gesehen - auf die Finger gehauen hatte. Weder hatte sie ordentliche Kreide benutzt noch die richtigen Düfte, von dem Sigill auf dem Boden ganz zu schweigen.
    Besonders dieses Sigill. Jetzt, wo ihre Nase
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