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0942 - Die Prophezeiung des Uriel

0942 - Die Prophezeiung des Uriel

Titel: 0942 - Die Prophezeiung des Uriel
Autoren: Susanne Picard
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viel Zeit vergangen war, als der Meister ihn wieder ansprach. Es spielte keine Rolle, ob es Tage oder Wochen waren. Hätte die Weißmagierin ihn gebraucht oder hätte sich das Gefüge, in dem sie sich derzeit befand, irgendwie geändert, dann hätte er das gespürt. Er hätte auch gespürt, wenn sich an den Befehlen seines übergeordneten Geistes etwas geändert hätte. Doch so konnte er in seinem ihm gemäßen Zustand in Meditation verharren.
    Bis die gelassene Stimme seines Meisters wieder erklang.
    Ich habe erfahren, dass sich Entwicklungen ergeben können, denen ich nachgehen muss. Bleibe in der Nähe der Weißmagierin.
    Wie Ihr befehlt, Herr. Ich werde tun, was Ihr sagt.
    Warte nicht hier auf mich. Begib dich in ihre Nähe und bleibe unsichtbar. Hilf ihr wie gehabt, wenn sie deiner Hilfe bedarf und sorge für sie, aber enthülle dich nach Möglichkeit nicht.
    Das habt Ihr mir noch nie gesagt. Besteht Gefahr für die verehrte und bewunderungswürdige Weißmagierin?
    Möglicherweise nicht. Vielleicht kann ich es verhindern und es wird niemand behelligt oder beunruhigt. Das wäre die beste Lösung. Aber es wird besser sein, wenn du direkt über sie wachst.
    Der Shinigami legte die Fingerspitzen vor sich und berührte seine Handrücken mit der Stirn. Wie Ihr es wünscht, Meister. Ich werde gehorchen.
    Der unbestimmte Raum um ihn, das sanfte Licht von allen Seiten, es verschwand langsam und machte einem dunklen Zimmer in einem alten ryokan Platz.
    ***
    Frustriert klappte Yasmina den Folianten zu.
    Das war jetzt schon das fünfte Buch, das sie durchlas. Doch bisher hatte sie nicht einmal den winzigsten Hinweis darauf gefunden, wie sich der Fluch eines Erzengels lösen ließe. Oder dass solche Wesen überhaupt Flüche aussprechen konnten. Dabei war der Titel, »Symbole des Todes und Möglichkeiten der Entzauberung«, so vielversprechend gewesen!
    Mist. Und wieder ein neues Buch!
    Immerhin hatte sich in den letzten drei Wochen nichts weiter ereignet. Nichts Negatives jedenfalls. Je länger sie sich mit dem Gedanken an einen Fluch des Uriel befasste, desto sicherer war Yasmina geworden, dass sie das Pech in ihrem Alltag verfolgen würde. Doch in den vergangenen Wochen war nichts weiter geschehen. Sie bekam jede Woche von Albertine ihren Lohn, freundete sich mit ihr sogar an und selbst Gaston schien aufgeräumter und nicht mehr so gereizt von ihr und ihrem Aberglauben wie noch kurz nach der Sache mit Julie und Alphonsine. Wie auch immer - je länger diese Glückssträhne dauerte, desto sicherer wurde Yasmina, dass sich der Fluch des Todesengels nur auf ihre Arbeit als Medium bezog - und dabei insbesondere auf die stümperhafte Ausführung. Yasmina war sicher: Sobald sie eine Möglichkeit gefunden hatte, diesen Fluch zu lösen - und etwas anderes wollte sie ja auch nicht! - dann würde sie wieder diese Show abziehen können. Sie würde sie mit ihren neuen Kenntnissen so anlegen und ausrichten, dass sie keinen wie auch immer gearteten Geist mehr rief - und dann wieder alle Beteiligten bekamen, was sie wollten: Sie genug Geld, um sich keine Sorgen mehr machen zu müssen, und die Kunden eine Gewissheit, mit der sie leichter und zufriedener leben - oder im schlimmsten Fall - auch sterben konnten. Sie schadete niemandem damit. Im Gegenteil: Allen ging es auf diese Art besser.
    Seufzend griff sie nach diesen Überlegungen wieder in Albertines Bücherregal. Immerhin hatte sie Glück, dass sie hier im Laden kostenlos an diese Bücher kam. Ihre Hand schwebte bereits über einem weiteren Folianten - »Der Teufel und seine Engel - Zeugnisse und Traditionen«, als sich die Tür öffnete und die kleine Glocke darüber anschlug.
    Eine Kundin! Wow. Hatten wir auch lange nicht mehr.
    Sie nahm das Buch hastig aus dem Regal und platzierte es auf den Tresen, als lege sie es für einen anderen Kunden zurück. Dort lagen schon einige Dinge, die Yasmina gleich für Albertine, die auch einen Internet-Versandhandel mit ihren Sachen betrieb, verschicken wollte. Nicht, dass die Kundin noch auf den Gedanken kam, es mitzunehmen.
    Doch die junge Frau machte keine Anstalten, an das Regal zu treten, in dem Albertine Desant die Zauberbücher aufbewahrte. Sie sah Yasmina aufmerksam mit ernstem Gesichtsausdruck an, so als wolle sie die Verkäuferin abwägen. »Guten Tag! Ich suche ein Amulett!«
    Yasmina sah die junge Frau verwirrt an. Sie war wesentlich kleiner als Yasmina, hatte einen Schopf voller goldglänzender und kurz geschnittener Locken und trug
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