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094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker

094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker

Titel: 094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker
Autoren: Dämonenkiller
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ein bißchen auf. Einen Augenblick lang herrschte knisterndes Schweigen in der Leitung, dann erkundigte sie sich mit Nachdruck: „Wo bist du, Rian? Von wo aus rufst du an?"
    „Frag nicht!"
    „Findest du nicht, daß ich ein gewisses Recht auf Information habe?"
    „Gewiß. Später!"
    „Du sprichst in Rätseln, Rian."
    „Du wirst noch verstehen", entgegnete er matt.
    Sie wechselte das Thema, weil sie einsah, daß sie so doch nicht weiterkam. „Hast du schon von dem Ultimatum gehört, das Luguri gestellt hat?"
    „Ultimatum?" Er war überrascht. „Nein, über einen neuen Aufruf ist mir nichts bekannt."
    Es war herauszuhören, daß er unruhig wurde.
    Coco bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. „Hör zu! Auf der Insel Mageröya soll etwas Schreckliches passieren. Wir haben allen Grund zu der Annahme, daß es sich nicht um eine bloße Drohung handelt."
    „Aber", antwortete Dorian verwirrt, „ich denke, die Blutpest gehört der Vergangenheit an."
    Er unterbrach sich, so, als hätte er soeben etwas Unerlaubtes ausgesprochen. Irgendwie hatte Coco den Eindruck, er sei verzweifelt, doch sie war nicht sicher.
    „Rian", sagte sie, „komm doch hierher - nach Basajaun!"
    „Ich hoffe, dich bald wiedersehen zu können."
    „Wann kann ich mit deinem Eintreffen rechnen?"
    „Ich fühle mich einsam. Wir haben so viel zu besprechen."
    „Rian!"
    „Es wird alles gut werden."
    Sie wollte etwas Drängendes entgegnen, ihn mit allen Mitteln bewegen, auf die Burg zurückzukehren, doch bevor sie zu einer Erwiderung kam, knackte es vernehmlich in der Muschel.
    „Die Leitung ist tot. Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr."
    Sie unterrichtete die Freunde über den Inhalt des Telefongespräches. Etwas später versuchten sie, sich per Fernschreiber und Fernsprecher mit Jeff Parker in Verbindung zu setzen. Sie wollten ihn für ihr Norwegen-Unternehmen gewinnen. Doch ihre Absicht ließ sich nicht in die Tat umsetzen. Parker war auf seiner Jacht Sacheen nicht zu erreichen, obwohl bekannt war, daß er irgendwo in der Nordsee oder in der Nähe der britischen Inseln herumkreuzte.
    Hideyoshi Hojo und Abi Flindt erklärten sich bereit, Coco Zamis nach Mageröya zu begleiten. Noch in der Nacht wurde des Gepäck vorbereitet, wurden Waffen ausgewählt, die bei ihrer Mission dienlich sein konnten. Am Morgen des folgenden Tages hielt das schlechte Wetter jedoch wider Erwarten an. An einen Start mit dem Hubschrauber war nicht zu denken. Die umliegenden Flugplätze meldeten, daß die überwiegende Zahl der Inlands- und Auslandsflüge gestrichen worden war.
    Coco und die beiden Männer waren gezwungen, den Landweg zu wählen.

    Tingvoll war eine winzige Stadt der norwegischen Insel Mageröya. Unweit der letzten Häuser stand am Ortsausgang das aus wuchtigen Steinen erbaute, geduckt wirkende Wirtshaus, in dem sich nach Feierabend viele Männer einfanden, um Karten zu spielen, zu diskutieren, zu trinken und die Neuigkeiten des Tages zu erfahren. Bauern, Fischer, manchmal auch Nomaden. Einfache Menschen also, die zwar schon die Errungenschaften der modernen Zivilisation kannten, jedoch eine abergläubische Beziehung zu den Ereignissen des Lebens bewahrt hatten.
    Der Fernsehapparat, den der Wirt Eike Gynt auf einem hölzernen Podest plaziert hatte und der somit für alle da war, stellte unzweifelhaft die Attraktion in dem etwas düsteren, bescheidenen Haus dar. Eike stand an diesem Abend wie gewöhnlich hinter seiner Theke, schenkte Bier und Schnaps aus und reinigte Gläser; und wie an allen Abenden waren die Tische im Schankraum besetzt. Rund zwei Dutzend Männer aller Altersklassen verfolgten die Nachrichten im Fernsehen und gaben so lautstarke Kommentare ab, daß die Stimme des Sprechers zeitweise nicht mehr zu verstehen war.
    Eine einzige Lampe hing leicht schwankend in der Mitte des Raumes und verbreitete ein trübes Licht. Draußen tobte ein heftiger Wind und trieb Schneeflocken gegen die Fensterscheiben.
    Plötzlich war es schlagartig still. Alle blickten erschrocken auf den Bildschirm. Selbst Eike Gynt, ein stämmiger Mann, den gewöhnlich nichts aus der Fassung bringen konnte, erstarrte. Ein noch nicht geputztes Glas entglitt seiner Hand und zerschellte auf dem Boden.
    Tückisch blickten die glühenden Froschaugen des dämonischen Glatzkopfes auf die erschütterte Versammlung. Das schockierende Bild hatte von einer Sekunde auf die andere den Kopf des Nachrichtensprechers verdrängt; nichts war mehr von der normalen
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