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094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker

094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker

Titel: 094 - Das Mädchen auf dem Teufelsacker
Autoren: Dämonenkiller
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seit einiger Zeit als Eremit draußen im Schnee lebt? Was willst du von dem erfahren haben?"
    „Daß es mit den Mächten der Finsternis etwas auf sich hat. Daß man sie erkennen und bekämpfen lernen muß."
    „Ich muß mich wundern, Holger Kringsja."
    „Denk, was du willst."
    Der große, breitschultrige Mann stürzte den Schnaps die Kehle hinunter, dann drehte er sich um und schaute die Männer an. In ihren Mienen spiegelte sich Ratlosigkeit und Angst, doch augenscheinlich versprachen sie sich von Kringsjas Auftauchen etwas.
    Der Kaufmann sagte: „Was mich betrifft, ich gehe zum Noaiden. Will ihn um Rat fragen. Frage:
    Wer schließt sich mir an?"
    Arne Lillehammer hob sofort die Hand. Dann zeigte sich der überwiegende Teil der Gruppe zustimmend. Kringsja ging zur Tür, schlug den Kragen seiner Pelzjacke hoch und marschierte ins Freie. Ohne viel Worte zu verlieren, folgten ihm die anderen.
    „Diese Narren!"
    Eike Gynt sagte es zu denen, die im Schankraum blieben. Richtig überzeugt war er von seinen nüchternen Ansichten aber mit einem Mal auch nicht mehr.
    Die Gruppe unter Leitung von Holger Kringsja stapfte durch den Schnee zum Ortsrand. Deutlich konnte sie beobachten, wie das Schneetreiben über der Kleinstadt immer mehr nachließ. Zwischen den schwach erleuchteten Häusern war eine Gestalt zu erkennen: der Lappe Peer Makselv, der sich mit der erbeuteten Flasche aus dem Staub machte.
    „Wir sollten einen Hundeschlitten nehmen", rief Lillehammer.
    Kringsja winkte ab. „Erstens ist es nicht weit, zweitens bringst du kein Gespann über den Pfad, den wir benutzen müssen."
    „Wir werden im Schnee versinken."
    „Nein."
    „Hoffentlich behältst du recht, Kringsja."
    „Glaub mir, ich kenne den Weg."
    Sie arbeiteten sich vorwärts. Ihre Mützen hatten sie mit Kinnbändern festgebunden, die hochgestellten Kragen ihrer Jacken und Mäntel hielten sie mit den Händen fest. Sie stemmten sich gegen den heulenden Wind und schritten voran, ohne recht zu erkennen, wohin der Ausflug genau führte. Holger Kringsja, der Führer, ließ sich von den wirbelnden Schneeflocken nicht irritieren. Trotz der schlechten Orientierungsmöglichkeiten geleitete er den Trupp sicher über das flache Land auf die Küste zu.
    Als sie die niedrigen, von einer dicken, weißen Schicht überlagerten Rudimente eines alten Gemäuers passierten, blieben einige Männer stehen, darunter auch Lillehammer.
    „Die Ruine der Kapelle", sagte jemand.
    Arne Lillehammer verzog das Gesicht. „Ein verwunschener Platz. Die Leute meiden ihn."
    „Eben deshalb ist es der beste Ort für den Noaiden", rief Kringsja gegen den Wind an. „Hier stört ihn keiner, und er ist doch nicht weit von unserer Gemeinde entfernt. Manchmal bringe ich ihm was zu essen. Es gibt auch ein paar andere Männer, die ihn hin und wieder besuchen. Er braucht also keinen Hunger zu leiden."
    Lillehammer trat auf ihn zu. „Wie lange hält er sich schon in dieser Gegend auf?"
    „Das weiß keiner."
    „Seit Monaten?"
    „Ich ging das erstemal vor etwa drei Wochen zu ihm."
    Lillehammer kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen; er wurde ungeduldig. „Und wo ist nun der Weg, der zu Vik, dem Noaiden, führt?"
    „Ahnst du's wirklich nicht?"
    Kringsja wandte sich ab und stapfte wieder voran; er dirigierte die Gruppe direkt auf die Steilküste der Insel zu. Sie hüteten sich, zu nahe an den Rand zu treten, den die Tücken des Wetters hätten den einen oder anderen in die Tiefe reißen können.
    Über hundert Meter unter ihnen brachen sich die Wogen des Nordmeeres an den vorgelagerten Klippfelsen. Schaumkronen rasten auf die düster aufragende Felswand zu, prallten dagegen, spritzten meterhoch.
    Holger Kringsja veranschaulichte nun, warum er auf einen Hundeschlitten, aber auch auf Ski oder Schneeschuhe verzichtet hatte. Ohne zu zögern, ging er auf die Felskante zu. Es sah aus, als wollte er sich in die Tiefe stürzen. Dann erkannten Arne Lillehammer und einige andere jedoch, daß ein schmaler Pfad in bedrohlich wirkenden Neigungswinkeln in unbekannte Gefilde hinabführte.
    „Mir nach!" rief Kringsja.
    Lillehammer wagte es. Ihm schlossen sich noch drei Männer an. Alle übrigen zogen es vor, oben zu warten.
    Der Abstieg erforderte tatsächlich eine gehörige Portion Mut. Es gab nichts, an dem man sich festhalten konnte, und der Pfad war nur zwei Handspannen breit. Eisig fuhr der Sturmwind über sie hinweg.
    Eine Bö brachte den Mann hinter Lillehammer aus dem Gleichgewicht. Nur durch die
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