Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0935 - Tochter der Dunkelheit

0935 - Tochter der Dunkelheit

Titel: 0935 - Tochter der Dunkelheit
Autoren: M.H. Rückert
Vom Netzwerk:
Schritt näher.
    Ein schmerzerfülltes dumpfes Stöhnen erklang direkt aus dem Kristall heraus. Das Stöhnen wurde höher und schriller und steigerte sich bis zum Diskant. Gerade so als würde der Kristall leben . Kassandra wich blitzschnell hinter einen mannshohen Felsen zurück, ging automatisch in die Hocke und hielt sich die spitzen Ohren zu.
    Das war ihr Glück. Der Kristall zerbarst und verschoss dabei Myriaden von kleinen schieferähnlichen Pfeilen. Der Großteil dieser Miniwaffen zersplitterte an dem Felsen. Augenblicklich hörte das schmerzerfüllte Stöhnen auf. Es wirkte auf die Kleine, als wäre der Kristall tot.
    Kassandra stand auf und blickte hinter dem Stein, der sie geschützt hatte, hervor. Sie atmete auf, als sie bemerkte, dass die Gefahr vorbei war.
    »Das gibt's doch nicht!«, sagte sie erstaunt und stieß die Luft aus. »Bei allen stinkenden Erzengeln!«
    Erneut näherte sie sich der Stelle an der Wand, wo es nach der Explosion aufgehört hatte zu qualmen. Nur ein schwarzer Fleck und eine mehrere Zentimeter durchmessende Vertiefung in der Felswand zeigten an, wo sich der Kristall befunden hatte.
    »Das hast du jetzt davon«, knurrte Kassandra. »Das war dein Fehler. Du hättest mir eben keinen Widerstand entgegensetzen sollen.« Wer sie zum ersten Mal hörte, konnte nicht glauben, dass eine solch kleine Person über eine derart knarrende Stimme verfügte.
    »Das war dein Fehler!«, ertönte eine grollende Bassstimme hinter ihr. »Was hast du hier zu suchen?«
    Die kleine Dämonin zuckte zusammen, dann drehte sie sich langsam um.
    »Was…?«
    »Nicht was , sondern wer «, verbesserte der unbekannte Sprecher. Bei ihm handelte es sich um einen Dämonenmischling, fast drei Meter hoch, geflügelt, mit Schweif und Hörnern, ledriger brauner Haut und damit dem verhassten toten Lucifuge Rofocale nicht unähnlich - er hatte Ähnlichkeit mit der verachteten Urgestalt der Corr-Dämonen. Als Mischling zwischen verschiedenen Höllenvölkern konnte er trotz seines Aussehens nicht von den Corr abstammen, denn die Mitglieder der einflussreichen Dämonensippe waren allesamt eingeschlechtlich.
    Kassandra hatte sich sofort wieder in der Gewalt. Sie zuckte die Schultern und spie auf den Felsboden, und unter ihrem Speichel begann der massive Stein zischend zu brodeln und zu verdampfen.
    » Was soll das bedeuten und wer bist du?«, fragte sie im patzigsten Tonfall, zu dem sie fähig war. Sie hatte nicht vor, dem anderen gegenüber Respekt zu zeigen, obwohl sie wusste, dass sie sich in fremdem Revier befand.
    Der Mischling stieß vor Zorn bebend einen Feuerpfeil aus, der direkt vor Kassandras Füßen im Boden versank und einen Riss in die Steine trieb, genau dort, wohin sie gespien hatte. Dunkler, übel stinkender Qualm entwich den Nüstern des Dämons. Als die Qualmwolken die Felswand berührten, an der sich der Kristall befunden hatte, zersetzte sich die Felsoberfläche und bröckelte ab.
    »Das kannst du aber gut«, spottete Kassandra. »Hast du sonst noch etwas, mit dem du mir vergeblich versuchen willst, Angst einzujagen?«
    Der Mischling ballte die Hände zu Fäusten. Er öffnete sein großes Maul und stieß eine Feuerlanze aus, die Kassandra umhüllte. Die kleine Dämonin war über zehn Sekunden einer Hitze von weit mehr als 1000 Grad Celsius ausgesetzt. Sie schien das tödliche Feuer regelrecht zu genießen, ja, es sah durch ihre Armbewegungen gerade so aus, als würde sie darin duschen.
    Sie blickte den Fremden voller Verachtung an.
    »Mehr hast du nicht zu bieten, äh…?«
    »Kronntarr!«, schrie der Dämon. »Ich bin Kronntarr und du befindest dich auf meinem Gebiet! Warum hast du die Schmerzkristalle zerstört? Und weißt du nicht, dass es verboten ist, hier zu sein?«
    Kassandra hob die rechte Hand und machte eine Bewegung, als wollte sie etwas über die Schulter hinter sich werfen. Selbstverständlich wusste sie genau, wie diese beleidigende und abwertende Geste auf andere Wesen wirkte. Sie war bei Weitem nicht so naiv, wie sie aussah.
    »Dein Drecksding wollte nicht auf mich reagieren. Da musste ich es einfach zerstören, verstehst du? Ich musste es einfach tun«, sagte sie in einem lässigen Tonfall, als wollte sie Kronntarr zum Essen einladen. »Außerdem gehe ich überall dorthin, wohin ich will. Ich darf das! «
    Kronntarr zuckte zusammen, als hätte ihn der Blitz mitten in der Bewegung getroffen.
    »Du darfst das?«, wiederholte er voller Unglauben. Nach einer kurzen Pause wiederholte er noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher