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0935 - Tochter der Dunkelheit

0935 - Tochter der Dunkelheit

Titel: 0935 - Tochter der Dunkelheit
Autoren: M.H. Rückert
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entfliehen können. Das warf natürlich kein gutes Licht auf die Amazonen insgesamt, aber Tigora sagte sich, dass Stygia Zamorra und seine Leute schon sehr oft hatte entkommen lassen. Nur half es nichts, Satans Stellvertreterin darauf hinzuweisen. Umso schneller beförderte sie die Kritiker vom Leben in den Tod.
    Die geflügelten Affen, Stygias andere Günstlinge neben den Amazonen, empfingen Tigora mit einem Protestgeheul. Steine flogen in ihre Richtung, Tigora zog das beidseitig geschliffene Krummschwert aus dem Wehrgehänge. Es gelang ihr, mehrere Steine abzuwehren, dennoch wurde sie einige Male getroffen.
    Tigora wartete, bis der Steinhagel vorbei war, dann schritt sie zu Stygias Knochenthron, ohne sich um die Flugaffen zu kümmern. Sie ließ sich nach außen hin nicht von der offen zur Schau gestellten Feindseligkeit beeindrucken.
    »Ich kann nicht glauben, dass es der Allerhöchsten gefällt, wenn sich ihre Untergebenen so gehen lassen«, sagte sie mit lauter Stimme, als sie einige Meter vor dem Thron angekommen war.
    »Deine Schwestern habe einen unserer Brüder und eine Schwester getötet«, schrie der Sprecher der fliegenden Affen.
    »Da musst du dich bei Professor Zamorra beschweren«, wies Tigora die Kritik ab. »Kein anderer hat die Zahl der Schwarzblütigen so dezimiert wie der Dämonentöter. Er ist es gewesen, nicht meine Kriegsschwestern.«
    Als sie einen angemessenen Abstand erreicht hatte, fiel sie auf die Knie, wie es das Zeremoniell vorschrieb, und berührte mit der Stirn den Boden.
    »Allerhöchste! Ich bin sofort geeilt, Euren Wunsch zu erfüllen, mich zu sehen.«
    Stygia rekelte sich auf dem Knochenthron und stellte die Beine weit auseinander. Sie schien für ihre Verhältnisse ausgesprochen gut gelaunt zu sein, was Tigora verwunderte. Seit sie die Nummer eins der Höllenhierarchie war, hatte sich ihr durch und durch bösartiges Wesen noch verschlechtert. Todesurteile, so zahlreich wie nie zuvor, waren an der Tagesordnung.
    »Rede nicht so geschwollen daher!«, fuhr Stygia ihre Untergebene an. »Für Falschheit und ähnliche Schlechtigkeiten bin ich zuständig. Du hast eine völlig andere Aufgabe. Ich möchte nur einen Bericht haben, wie es bei Vassago aussieht und was die Corr so von sich geben.«
    Tigora amüsierte sich, ließ sich aber nichts anmerken. Daher also wehte der Wind. Stygia wollte einmal mehr in Schadenfreude baden und sich über ihre Konkurrenten lustig machen. Sie brauchte das, da sie sich den Erzdämonen unterlegen fühlte.
    »In Vassagos Domizil wurden zwei Räume mit seltenen Säulen vernichtet«, berichtete sie, nachdem sie sich wieder erhoben hatte. »Da es sich um spezielle Einzelanfertigungen handelt, wird es eine Zeit lang dauern, bis er wieder wohnlich eingerichtet ist. Falls die alten Baumeister überhaupt noch zu finden sind. Er hat eine Menschenfrau um sich herum, von der wir bisher nichts wussten.«
    Stygia hob den Kopf etwas an und kratzte sich genüsslich am Hals. Es war unverkennbar, dass ihr der Bericht gefiel.
    »Sehr gut«, lobte die Herrin der Hölle. Tigora wollte es zuerst nicht glauben, denn mit Lob ging Stygia sparsamer um als jedes andere Wesen, das die Amazone kannte. »Sprich weiter.«
    »Die Corr sind sich uneins, was zu der Katastrophe führte. Einige meinen, dass Vassago daran Schuld trägt, aber andere, darunter ihr Anführer Zarkahr, glauben, dass das blaue Ding, das zerstört wurde, die Schuld hat.«
    »Dafür spricht, dass dieser eigenartige Ruf nicht mehr ausgestoßen wird«, sagte Stygia und betrachtete eindringlich ihre Krallen, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt.
    So warst du wenigstens einmal zu etwas zu gebrauchen, Zamorra , dachte sie und nahm sich dann aber vor: Doch beim nächsten Mal werden die Karten neu gemischt, und dann wirst du es sein, über den ich lache.
    »Es ist gut, Tigora, du darfst mich verlassen«, sagte sie und wedelte mit der Hand, als würde sie einen Schwarm Fliegen verscheuchen.
    Die Anführerin der Amazonen verabschiedete sich und verließ den Thronsaal. Sie war klug genug, sich ihre Zufriedenheit nicht anmerken zu lassen.
    ***
    Epilog
    Es war wieder still geworden in Vassagos Gemächern. Alle Personen waren verschwunden, die in den vergangenen Stunden dem Ruf der Seelen-Träne gefolgt waren. Aber das magische Artefakt vom Planeten K'oandar war genauso zerstört worden wie Lucifuge Rofocales schwarze Träne, die er einst vor Schmerz geweint hatte.
    Auch Vassago hatte seine Unterkunft wieder verlassen. Er
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