Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0935 - Tochter der Dunkelheit

0935 - Tochter der Dunkelheit

Titel: 0935 - Tochter der Dunkelheit
Autoren: M.H. Rückert
Vom Netzwerk:
annehmen, der Wirt wüsste, wovon er redete. Das fanden auch die Stammgäste, und auf einen Einwand von ihnen meinte Dolmial: »Ich lebe und arbeite und muss mit den Tagen fertig werden. Was glaubst Du denn? Und bei 24 Stunden am Tag kommt einem eben so einiges zu Ohren…«
    Zamorra konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, auch der Wirt war ein Original. Zamorra musste seinen ersten Eindruck korrigieren, Dolmial war Mostache absolut gleichwertig.
    »Es ist grausam, aber der Chronist ist seit dem Tod von Rofocale in Band 901 immer noch nicht besser geworden«, sagte jemand aus dem Zusammenhang gerissen. »Er hat absolut nichts dazugelernt. Zu schade, dass es die Prügelstrafe nicht mehr gibt.«
    »Ich gebe ihm höchstens einen von fünf Sternen«, verkündete derjenige, den die anderen Sinclair nannten. Zamorra hatte keine Ahnung, auf wen die Bemerkung gemünzt war, aber da die Stammtischler lachten, schien alles in Ordnung zu sein.
    »Ja, ich bin ab und zu hier als Gast«, gab Avenge auf Anfrage von Zamorra zu. »Hier fühle ich mich manchmal zu Hause, wenn ich einsam bin.«
    »Das kann ich gut verstehen«, gab der Meister des Übersinnlichen zu. »Die Leute scheinen in Ordnung zu sein.« Er führte das Bierglas an die Lippen und trank leer. Auf Dolmials fragenden Blick hin nickte er als Bestätigung dafür, dass er ein weiteres Bier wollte. »Deine Seelen-Träne ist zerstört, Lucifuge Rofocales Träne ebenfalls. Carrie Ann Boulder bleibt weiterhin in der Hölle. Keiner hat gewonnen bei unserem Aufenthalt in der Hölle.«
    »Muss es eigentlich immer Siege geben?«, stellte Avenge eine Frage. Auf Zamorras fragenden Blick hin antwortete er: »Manchmal haben wir den Eindruck, dass wir auf der Verliererseite stehen, aber in Wirklichkeit haben wir nur einen Zwischenschritt gemacht. Möglicherweise bringt uns der nächste Schritt gleich zwei Stufen weiter.«
    Dolmial brachte das Bier und versprach, dass das Essen in wenigen Minuten fertig sein würde. Die Gäste könnten sich schon auf ein erlesenes Gaumenerlebnis freuen.
    »Zurzeit bin ich wohl nicht fähig, diese Zwischenschritte zu erkennen«, erklärte Zamorra. »Bei allem, was in den letzten beiden Jahren an Schlechtem auf mich eingeprasselt ist, fällt es mir manchmal schwer, positiv zu denken.«
    »Was soll ich da sagen? Ich war tot und darf wieder weiterleben…« Avenues dunkle Stimme klang, als könnte er es selbst nach so vielen Jahren nicht begreifen. »Ich bin für jeden Tag dankbar, und diese Dankbarkeit habe ich auch Padrig YeCairn gegenüber zum Ausdruck gebracht.«
    »Gevatter Tod«, sagte Zamorra gedankenverloren. »Ich habe ihn schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Demnächst statte ich dem Silbermond wieder einen Besuch ab«, verriet Avenge. »Komm doch einfach mit, wenn du möchtest.«
    Das war eine Überlegung wert, fand der Professor für Parapsychologie. Zusagen wollte er trotzdem nicht, sondern lieber kurzfristig entscheiden. Wer wusste schon, was bis dahin alles geschehen könnte…
    »Weshalb hast du mich nicht gleich ins Schloss zurückgebracht?«, wollte er wissen.
    »Vielleicht wollte ich Gesellschaft beim Essen?«, antwortete Luc mit einer Gegenfrage. »Außerdem muss ich mich bei dir entschuldigen, dass ich dich einfach so überredet habe, mich zu begleiten.«
    Der Wirt brachte zwei dampfende Teller an den Tisch und Zamorra und Avenge ließen es sich schmecken. Vielleicht war das ja wirklich der Beginn einer wundervollen Freundschaft.
    ***
    Über ihr erstreckte sich der glühende Himmel ohne Sonne. Der Weg erschien der muskulösen Frau mit der braunen Haut und den dunklen Haaren viel zu kurz. Und trotzdem beeilte sie sich nicht. Nichts hasste Tigora mehr, als wenn sie in den Thronsaal von Satans Ministerpräsidentin befohlen wurde. Stygia behandelte sie dann, als wäre sie klein und unbedeutend. Und beides war die Amazonenanführerin nicht in den sieben Kreisen der Hölle.
    Ganz bestimmt nicht.
    Schließlich war sie die Anführerin von Stygias Leibwache, die quasi eine Art Höllenpolizei darstellte. Aber dieses Amt besaß nicht nur Vorteile. Stygia stellte besondere Ansprüche an Tigoras Truppe. Bei den Amazonen sollte immer alles noch perfekter laufen, als die Ministerpräsidentin von anderen verlangte.
    Tigora atmete tief ein, sie hatte ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Sie fürchtete um die Schwestern Ling und Tanera. Beide hatten gegen Professor Zamorra und seinen Begleiter gekämpft und dennoch hatten die Männer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher