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0935 - Tochter der Dunkelheit

0935 - Tochter der Dunkelheit

Titel: 0935 - Tochter der Dunkelheit
Autoren: M.H. Rückert
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wenn das so einfach wäre. So leicht starb es sich nicht.
    Ein Geräusch ließ sie auffahren.
    Carrie Ann Boulder stand mit zitternden Beinen auf und stolperte langsam vorwärts. Verzweifelt streckte sie die Hände aus und versuchte, sich an den glühend heißen gemauerten Wänden zu orientieren. Sie wusste um die Wirkung der ebenso heißen wie ätzenden Mauern und hütete sich deswegen, die Wände zu berühren; sie hätte sich sofort schwere Verbrennungen zugezogen.
    »Wo seid ihr?«, rief sie mit bebender Stimme. Sie wusste, dass es sich enttweder um Vassago oder um ihre gemeinsame Tochter handeln konnte. »Kassandra?« Nach einer kurzen Pause bat sie: »Sandy? Antworte doch!«
    Aber sie erhielt weder eine Antwort des Wesens, das ihr in manchen seltenen Augenblicken das verlorene Augenlicht ersetzte, noch ein Schimpfen des Dämons.
    Carrie zuckte zusammen, als sie erneut das Geräusch hörte. In den Schwefelklüften war es für einen Menschen allein zu gefährlich, zumal für sie als blinde, schutzlose Frau.
    »Kassandra, bist du das?« Als sie erneut keine Antwort auf ihre Frage erhielt, sprach sie mit heiserer Stimme den Namen ihres Herrn und Meisters aus - und es hörte sich irgendwie langsam und klagend an, obwohl es sich nur um ein Wort handelte: »Vassago?« Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten…
    ***
    »Lass es bleiben, mein Freund. Wer meiner Tochter auch nur die Haut auf den spitzen Ohren ritzt, bekommt es mit mir zu tun.« Es hörte sich an, als würde der Sprecher mit glühenden Kohlen gurgeln.
    »Vassago!«
    Kronntarr zeigte nicht, ob ihn das Erscheinen des Erzdämons überraschte. Zeitgleich mit ihm hatte Kassandra den Namen ihres Erzeugers geröchelt, aber mit der Zunge am Steinboden klebend konnte sie schlecht gehört werden.
    »Was willst du hier in meinem innersten Reich?«, wollte der Dämonenmischling wissen. »Ihr seid beide nicht willkommen!«
    »Ich hole nur meine Tochter zurück, dann lassen wir dich schon wieder in Ruhe«, antwortete der dritte Geist der höllischen Heerscharen.
    »Wer sagt dir, dass ich sie mit dir gehen lasse?«, stellte Kronntarr eine neue Frage.
    Mit einem Mal schien Vassago zu wachsen und Kronntarr weit zu überragen. Ein eiskalter Wind ging von dem uralten Dämon aus, ein frostiger Luftstrom, der die hohen Temperaturen, die in der Höhle herrschten, innerhalb von drei Sekunden auf den Gefrierpunkt sinken ließ. Raureif überwucherte die glühenden Felswände. Die wenigen Schmerzkristalle, die sich noch an den Wänden befanden, stöhnten unter der rapiden Abkühlung.
    Schon splitterte der erste Kristall.
    »Hör auf damit!«, befahl Kronntarr. Er wusste genau, dass er gegen Vassago keine Chance besaß. Der Uralte war ihm weit überlegen. »Du hast kein Recht, hier etwas zu zerstören.«
    Vassago blinzelte und die kalte Pracht verschwand genauso schnell, wie sie aufgetaucht war. Er blickte auf Kassandra, die immer noch mit der Zunge am Boden klebte. Ein weiteres Blinzeln und die Kleine zog die Zunge blitzschnell in den Mund zurück. Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse; der Boden schien nicht gerade gut geschmeckt zu haben.
    Mit wackligen Beinen stand sie auf, langsam und unheimlich vorsichtig. Sie war immer noch sehr schwach. Vassago unterdrückte mit Mühe ein Grinsen. Endlich einmal hatte jemand außer ihm seiner Tochter die eigenen Grenzen aufgezeigt. Eigentlich sollte er Kronntarr dafür dankbar sein.
    »Wir verschwinden sofort von hier, dann hast du deine Ruhe«, sagte Vassago. Er wusste um seine Überlegenheit, dennoch wollte er keinen Streit anfangen. Aus diesem Grunde sagte er die rituellen Worte: »Wir ziehen uns zurück. Die Insel deiner Selbstgenügsamkeit hinterlassen wir unbefleckt.«
    Kronntarr schnaubte verächtlich durch die Nüstern. Kleine Flammen und dunkle Rauchwolken traten aus. Es war ersichtlich, dass der Zorn in ihm tobte. Doch obwohl er im Recht war, äußerte er seinen Unwillen nur verbal.
    »Mach das nicht noch einmal, alter Mann, sonst kann ich für nichts garantieren!«
    Vassago antwortete nichts darauf. Er legte eine Hand auf die Schulter seiner Tochter; Kassandra reichte ihm gerade bis unter die Hüfte. Dann versetzte er sich und Kassandra in den Teleport und verschwand aus Kronntarrs Höhle.
    Als Letztes hörte er noch das gemurmelte: »LUZIFER verschone uns vor dieser Göre!«, dann befanden sie sich schon im Vorraum zu Vassagos Unheiligstem.
    Kassandra hütete sich, ins Gesicht ihres Erzeugers zu blicken. Sie hatte heute
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