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0933 - Die Horror-Mühle

0933 - Die Horror-Mühle

Titel: 0933 - Die Horror-Mühle
Autoren: Jason Dark
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sie nun mit dem Rücken gegen die Wand. Die Haare ließ er nicht los, aber er hatte den Druck etwas gelockert, und diese kleine Erleichterung empfand die Frau wie ein Geschenk.
    Sie konnte ihn sehen, und sie mußte zugeben, daß sie sich so keinen Verbrecher vorgestellt hatte. Er sah eigentlich normal aus, auch dunkle Kleidung war normal. Der kurze Haarschnitt, das Gesicht, aber da waren die Augen, die so kalt und unnahbar wirkten. Zugleich auch gnadenlos, als wollten sie zeigen, daß es keinen anderen Ausweg gab, als eben den Tod.
    Er kam mit ihr noch nicht zurecht, und das war ihr Vorteil, sonst hätte er sie schon längst umgebracht.
    »Wer bist du?«
    Helga wollte eine Antwort geben. Sie wußte, daß es besser war, wenn sie sprach, aber über ihre Lippen drangen nur mehr Versuche, die nichts anders als schlurfende Geräusche waren.
    »Wer du bist, will ich wissen!« Er zerrte jetzt fester an ihren Haaren. Helgas Kopf schien in Flammen zu stehen. Die Schädeldecke wollte sich lösen. Die Tränen schössen wieder in ihre Augen, und Buzea stellte fest, daß er zu weit gegangen war. Wenn er Antworten haben wollte, durfte er die Person nicht foltern.
    Er ließ sie deshalb los und schaute zu, wie Helga vor ihm zusammensackte. Die Wand gab ihr noch Halt. Zwischen ihr und dem Killer hockte sie sich nieder. Verloren und gedemütigt, am Ende ihrer Kräfte.
    »Noch mal. Wer bist du?«
    Sie flüsterte ihren Namen.
    »Wer?«
    »Helga Stolze.«
    »Und weiter? Der Name sagt mir nichts. Ich kann damit nichts anfangen, verstehst du?«
    »Ich - ich bin die Mutter.«
    Buzea brauchte nicht lange zu überlegen. Seine Antwort bestand nicht aus Worten, sie glich zunächst einmal einem Kichern, das aber auch verstummte, als er seine Hand gegen die Lippen preßte. Schließlich nahm er sie wieder weg. »Nein, das kann ich nicht glauben. Das ist ja einmalig. Du bist die Mutter der beiden Bälger?«
    »Ja.«
    »Du hast sie gesucht, nicht wahr?«
    »So ist es.«
    »Sie sind hier. Sie sind hier. Aber du wirst sie nicht mehr lebend sehen! Ich bin jetzt viel weiter als vor acht Jahren! Ich habe mein Bewußtsein gestärkt. Ich habe meine Phantasie in reale Formen umgesetzt. Ich habe mir die Heiligen selbst geschaffen, die ich anbeten werde. Und ich werde sie auch weiterhin aus ihrer Welt hervorlocken und sie nicht mehr als Schatten leben lassen. Sie sollen durch das Blut der Kinder zu anderen werden. Sie sollen endlich Gestalt annehmen. Keine Schatten mehr, überhaupt nicht. Sie sind anders, verstehst du es?«
    »Nein, nichts…«
    »Ich werde erstarken, sie werden erstarken durch das Blut der unschuldigen Kinder.« Er hatte schneller gesprochen, sich in Rage geredet, und Helga, die von unten nach oben schaute, entdeckte in den Augen einen kalten, finsteren Glanz. Nur der Tod schaffte es, sich so zu zeigen.
    Er war der Tod.
    »Warum denn?« jammerte Helga. »Warum hast du das getan? Meine Kinder sind nett, sind lieb. Sie tun niemandem etwas zuleide. Warum hast du sie dir dann geholt?«
    »Weil meine Heiligen durch ihr Blut Kraft bekommen werden, deshalb habe ich es getan.«
    Helga hatte es gehört. Sie wiederholte es. »Durch ihr Blut«, flüsterte sie, »durch ihr Blut…«
    »Ja!« Er lachte noch.
    Für Helga war dies so etwas wie eine Initialzündung. Bisher hatte sie ihre Kinder in dieser verdammten Mühle noch nicht zu Gesicht bekommen, sie kannte nur den Entführer, der alles auf eine Karte gesetzt hatte. Das aber tat sie auch.
    Die Frau wußte, daß sie dem Mann kräftemäßig unterlegen war. Das war nicht das Problem. Sie mußte sich etwas Luft verschaffen, und plötzlich wuchtete sie ihren Körper nach vorn. Sie fiel dabei sehr flach und hielt die Hände ausgestreckt.
    Die Finger krallten sich am Stoff der Hose fest. Helga schaffte es, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sie umklammerte die Beine mit beiden Armen, dann zerrte sie heftig daran.
    Alfons Buzea hatte sich wütend freitreten wollen. Der Vorsatz allerdings kam zu spät. Plötzlich hatte er den Halt verloren und segelte durch die Luft.
    Noch auf dem Weg zum Boden hörte er das Keuchen der Frau, die ihn nicht losließ. Die Beine hielt sie mit ihrer Armklammer fest, und es freute sie, als sie den Aufprall hörte. Buzea war hart aufgeschlagen. Mit dem Hinterkopf hatte er die Kante der Truhe nur um wenige Millimeter verfehlt.
    Ihr großer Wunsch war nicht in Erfüllung gegangen. Buzea war nicht bewußtlos geworden. Er hatte sich noch mit seinen angewinkelten Armen abstützten
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