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0926 - Preis der Macht

0926 - Preis der Macht

Titel: 0926 - Preis der Macht
Autoren: Volker Krämer
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doch nichts. Ich weiß ja überhaupt nicht, wer dein Herr ist. Ich schweige wie ein Grab.«
    Der Mann mit der Narbe lachte humorlos auf.
    »Der Teil mit dem Grab passt ja wirklich gut. Also komm, bringen wir es hinter uns.«
    Es gab niemanden, der ihre Schreie hörte…
    ***
    Tan Morano quälte sich aus dem Bett.
    Er konnte einfach nicht fassen, was hier geschehen war. Er hatte Lust verspürt, trotz der Erschöpfung, die er einfach akzeptieren musste. Die Konfrontation mit Zamorra und seinem Begleiter hatte ihn Kraft gekostet, denn der Machtkristall forderte ihn ganz und gar.
    Doch das allein konnte es nicht gewesen sein. Wahrscheinlich war es einfach zu viel gewesen, die römische Villa aus den Katakomben hierher zu versetzen. Doch es hatte funktioniert! Hinter dem Herrenhaus, das Morano auf Korsika oberhalb eines kleinen Dorfes besaß, war ein großes Feld, das brach lag. Doch nun stand dort die Prunkvilla, die 2000 Jahre lang in Rom nur auf diesen Tag gewartet zu haben schien.
    Er hatte sie nicht aufgeben wollen. Sie passte zu ihm, verkörperte alle Dinge, die er so liebte. Prunk, Schönheit, Verspieltheit und wahre Kunst.
    Morano hatte Starless geschickt, ihm käufliche Liebe zu besorgen.
    Der Körper der Frau war weich und anschmiegsam gewesen. Morano war eigentlich nicht der Typ, der sich Prostituierte ins Haus holen musste. Er hatte nie Probleme damit gehabt, Frauen zu bekommen, wenn er das denn wollte. Doch an diesem Abend war es ihm nur um Befriedigung gegangen.
    Und dann…
    Er verstand es nicht. Er war alt, uralt sogar, doch schließlich war er ein starker Vampir. Noch nie zuvor hatte er… - doch genau das war nun geschehen. Er hatte versagt. So wie ein Tattergreis, der sich völlig übernommen hatte.
    Langsam schlich er durch die Gänge des Hauses. Hier hatte er stets seine Ruhe gehabt, denn auf Korsika fragte man nicht, wer einer war. Oder was einer war. Morano war reich - mehr wollten die Menschen überhaupt nicht wissen.
    Er öffnete den Hinterausgang und blickte auf die prächtige Villa, die nur wenige Meter vom Haus entfernt war. Es würde niemand bemerken, dass hier plötzlich ein so monumentales Gebäude stand - einfach so, wie durch Zauberei. Niemand kam freiwillig hierher, denn den wenigen Menschen, die in der Umgebung lebten, war Morano gleichgültig und auch ein wenig zu unheimlich.
    Mit gemessenen Schritten stieg er die breite Marmortreppe hoch und betrat die Villa.
    Hier würde er den Blutruf aussenden, wenn er seine alte Kraft wieder ganz gefunden hatte. Es dauerte jetzt nicht mehr lange.
    Wenn er sich doch nur nicht so ausgelaugt fühlen würde.
    Er ging durch alle Zimmer. Jedes Einzelne davon schien ihm bereits vertraut, keines würde er mehr missen wollen.
    Dann betrat er das Schlafgemach der einstigen Herrin dieses Hauses.
    An der hinteren Wand glänzte der hohe Spiegel. Genau in diesem Augenblick brachen die Wolken am Himmel auf und erlaubten dem Mond, sein mildes Licht durch das große Fenster zu senden.
    Tan Morano trat vor den Spiegel, denn er durch die Dhyarra-Magie, so manipuliert hatte, dass er sich dort in Perfektion sehen konnte.
    Er schloss die Augen.
    Ganz sicher war er vom Tag benommen, denn was er dort gesehen hatte, war absolut unmöglich. Mit Gewalt zwang er sich, die Augenlider zu heben. So nahe er nur konnte, rückte er zu dem Spiegel vor. Was er sah, raubte ihm beinahe den Verstand.
    Seine dunklen und vollen Haare waren von hellem Grau durchzogen - seine perfekte Stirn lag in Falten… und links und rechts von seinen Nasenflügeln waren deutlich zwei tiefe Furchen zu erkennen.
    Morano sank auf seine Knie.
    Zamorra hatte ihn nicht angelogen - er hatte ihn gewarnt, doch Morano hatte nur gelacht.
    Danach war ihm nun nicht mehr zumute, ganz und gar nicht.
    Der Machtkristall… er gab nicht nur.
    Nein - er nahm auch. Und Morano hatte er an diesem einen Tag viel genommen… viel zu viel.
    Er hatte ihn zahlen müssen - den Preis der Macht .
    Und dies war ja erst der Anfang… ein winzig kleiner Anfang…
    ENDE
    [1] Siehe
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