Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0926 - Preis der Macht

0926 - Preis der Macht

Titel: 0926 - Preis der Macht
Autoren: Volker Krämer
Vom Netzwerk:
irgendwie zog ihn jetzt nichts mehr in Frankreichs Metropole. Was hätte ihn dort auch erwartet? Erneuter Ärger, das war sicher.
    Also hatte er damit begonnen, sich zu bescheiden, so schwer ihm das auch fiel. Die Angst jedoch, die war ihm geblieben. Ihm kam überhaupt nicht in den Sinn, dass die Summe, die er den Gaunern schuldete, nicht hoch genug war, um eine so lange Suche nach ihm zu rechtfertigen.
    Noch einmal blickte Eric nach allen Seiten hin, dann zog er sich wieder in seine Hütte zurück. Wahrscheinlich war dieses Geräusch, das ihn vorhin geweckt hatte, von einem Tier erzeugt worden, vielleicht von einem Wildschwein, die hier in den Bergen häufig vorkamen. Früher war er mit seinem Motorrad wie ein Irrer durch den Feierabendverkehr von Paris geheizt - umgeben von Lärm und Abgasen. Das alles hatte ihm nichts ausgemacht…
    Und heute fiel er schon in Panik, wenn eine Wildsau hustete! Eric schüttelte den Kopf. Er musste endlich lernen, sein Nervenkostüm in den Griff zu bekommen. Er schloss Tür hinter sich, die diesen Namen so im Grunde nicht verdient hatte, denn sie bestand aus rohen Brettern, die - teils durch Nägel, teils durch Draht - mehr schlecht als recht zusammengehalten wurden. Eric hatte dafür gesorgt, dass seine Hütte von außen absolut unbewohnt aussah.
    Er stutzte. Dieses Geräusch, da war es doch schon wieder gewesen.
    Vorsichtig lugte er aus dem einzigen Fenster der Hütte. Nun konnte er den Störenfried sehen, der ihm seinen Schlaf geraubt hatte. Der Mann sah aus wie ein Dandy, ein Snob, wie man sie in Paris durchaus oft antraf. Doch hier auf Korsika? Nein, diese Erscheinung passte einfach nicht hierher. Der Mann hatte lange, dunkle Haare, die im Wind wehten, der vom Meer her über die Insel strich. Er trug einen schwarzen Anzug, dessen Jackett mit silbernen Applikationen besetzt war - genau wie die Weste, die Eric darunter erkennen konnte. Das erinnerte alles ein wenig an die Zeit von Louis XIV, dem Sonnenkönig. Da mochten die Menschen so durch die Weltgeschichte gelaufen sein, aber heute? Da passte das sicher nicht mehr so ganz. Doch über Geschmack ließ sich nur schwerlich streiten.
    In der linken Hand des Mannes funkelte etwas… Eric konnte aus der Entfernung nicht erkennen, worum es sich dabei handelte. Was es war, wusste er auch in den kommenden Sekunden nicht, doch ihm wurde drastisch klar, was es bewirkte !
    Der Beau hob seine Hand und deutete auf den höchsten Hügel der Umgebung. Eric riss seine Augen weit auf; jeder Rest von Müdigkeit war nun endgültig vertrieben, denn was dort geschah, übertraf alles, was er sich in seinen wildesten Träumen hätte vorstellen können.
    Der mit dichtem Grün überwucherte Hügel begann sich zu bewegen - allerdings nicht in seiner Gesamtheit, sondern nur sein oberes Fünftel. Eric war nicht der Typ, der zu allem und jedem wilde Vergleiche heranzog, doch hier bot sich das einfach an, drängte sich förmlich auf.
    Die Kuppe des Hügels wurde wie durch Zauberhand waagerecht gekappt, ganz so, wie man es mit seinem Frühstücksei machte. Eric wurde Zeuge eines Schauspiels, das es in dieser Form hier auf Korsika sicherlich noch nie zuvor gegeben hatte… vielleicht sogar auf der ganzen Welt nicht. Die Hügelkuppe stieg in die Höhe, scheinbar spielerisch gelenkt durch die Handbewegungen des Mannes, der so alle Naturgesetzte außer Kraft setzte.
    Dann drehte sich der Klotz aus Stein und Geröll einmal um seine eigene Achse, ehe er ganz sanft wieder an seinen angestammten Platz fand. Eric Mouton hielt den Atem an. Hätte er es nicht besser gewusst, dann wäre ihm das alles wie die Auswirkung eines miesen Trips vorgekommen, doch er nahm keine Drogen und sein Alkoholkonsum war äußerst eingeschränkt.
    Der Mann sah sich um. Eric ließ sich zu Boden sinken, auch wenn er wusste, dass der Kerl ihn von seiner Position aus ja sicherlich nicht sehen konnte. Andererseits - wer Berge kappen konnte, als wäre das die einfachste Übung der Welt…
    Eric zitterte am ganzen Leib. Er hoffte, der Kerl da draußen würde verschwinden und seine seltsamen Spielchen woanders fortsetzen. Wie paralysiert starrte Mouton auf den nackten Boden seiner Hütte. Doch der war nicht mehr vorhanden! Wo noch eben Stein und Lehm geherrscht hatten, lag nun eine dicke Schicht aus Moos. Eric riss den Kopf in die Höhe. Seine Hütte… sie existierte nicht mehr, hatte sich verwandelt. Fenster und Tür waren verschwunden, so wie die groben Bretter, aus denen der Verschlag bestanden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher