Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0920 - Mandragoros Alptraum

0920 - Mandragoros Alptraum

Titel: 0920 - Mandragoros Alptraum
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
erging es nicht anders. Irgendwo wünschte ich mir die verdammten Wesen herbei, dann hatte die Herumsucherei wenigstens ein Ende, aber darauf konnte ich mich nicht verlassen.
    Bill hatte etwa die Mitte des Friedhofs erreicht, als er stehenblieb und den Blick senkte. Zuerst achtete ich nicht darauf, doch wenig später hatte er seine Haltung noch immer nicht verändert, wischte über seine Augen, und ich sorgte dafür, daß ich ihn rasch erreichte.
    »Was ist denn los?«
    Bill hob die Schultern. Dann schaute er mich an. »Ich kann es dir auch nicht genau sagen, und du kannst mich auch für einen Spinner und Irren halten, aber ich habe gedacht, daß sich die Erde hier auf dem Totenacker bewegt.«
    »Bitte?«
    »Ja, verdammt, ja und ja.« Bill deutete mit dem ausgestreckten Zeigefinger bei jedem Wort auf ein anderes Grab. »Da hat sich die verdammte Erde bewegt. Es hat Risse gegeben, und das wiederum erinnert mich an Zeiten, die schon bald nostalgisch sind.«
    »Zombies?«
    »Lebende Tote, John«, hauchte der Reporter, und ein Schauer lief ihm dabei über den Rücken. »Sie kriechen aus den Gräbern und fressen dich.«
    Ich gab ihm keine Antwort, weil ich mich eben auf die erwähnten Gräber konzentriert hatte und herausfinden wollte, ob Bill recht behielt. Wenn sich die obere Graberde tatsächlich bewegte, würde auch ich es herausfinden können.
    Ich schaute hin.
    Die einzelnen Gräber lagen in meinem Blickfeld. Sie reihten sich aneinander, sahen beinahe alle gleich aus. Blumen gab es nur auf dem frischen Grab. Sie wirkten etwas verloren.
    Zwei Gräber entfernt entdeckte ich eine schlichte Schale aus Metall. Sie mußte schon sehr lange dort stehen, denn mittlerweile hatte sie Rost angesetzt. Die Schale war leer, und sie war es auch, die sich plötzlich bewegte, als wäre sie von einem Tier oder Gegenstand unterirdisch berührt worden. Dieser Gegenstand war aus der Erde gekrochen, er hatte der Schale den Druck mitgegeben, und ich dachte daran, daß die Schale dort stand, wo sich der Kopf der Leiche befinden mußte.
    Verdammt auch!
    »Bill…«
    Mein Freund schaute mich an. Ich nickte dem entsprechenden Grab und auch der Schale entgegen.
    Bill schaute ebenfalls hin – und hielt den Atem für einige Sekunden an, dann rief er: »Das ist es, John! Sie kommen. Die Toten kommen aus den Gräbern. Jetzt haben wir die Zombies, diese verfluchten lebenden Leichen! Verdammt!«
    Noch war es nicht sicher, doch Bill gehörte ebenfalls zu den Nostalgikern und kannte sich aus. Er war einen Schritt zurückgegangen und ließ das bewußte Grab nicht aus den Augen. Die Schale bewegte sich weiterhin, aber sie schwankte jetzt stärker und schien jeden Augenblick umzukippen.
    Der Druck nahm zu.
    Die Schale tanzte auf der Seite, dann rollte sie einfach weg, weil dicht hinter ihr der Boden eine handhohe Welle bekommen hatte.
    Auf dem Rand bewegte sie sich weiter, bis sie schließlich neben dem Grab liegenblieb.
    Wir erwarteten die Klaue des Untoten. Bleiche Finger, leicht gekrümmt, aber es drückten sich keine Knochen aus dem Boden, und es war auch kein Schädel zu sehen, in dessen Augenhöhlen der Dreck steckte, der wiederum von Würmern und Insekten aufgewühlt wurde. Dieses schaurige Bild blieb uns erspart.
    Aber die Graberde platzte auf.
    Es entstand ein Loch, und aus ihm drückte sich blitzschnell etwas in die Höhe.
    Nein, das war kein Drücken mehr, es glich bereits einem Peitschen. Und es war auch keine Schlange, die den Boden verlassen hatte, obwohl das Ding viel Ähnlichkeit damit aufwies.
    Es war der Arm, der Stengel, der Stiel einer Pflanze, die blitzartig auf meine Füße zuschoß…
    ***
    Ich wollte von ihr nicht erwischt werden und schaffte es, mit einem Sprung zur Seite zu weichen. Kurz bevor mich die Pflanze erreicht hätte, wuchtete sie ihr Vorderteil noch einmal hoch, dann fiel sie zurück und huschte ein letztes Mal zuckend über den Boden hinweg.
    Durch mein Zurückweichen war ich auf dem Nachbargrab gelandet. Bill drehte mir sein Profil zu. Er hatte alles beobachtet, nickte, als wäre es eine Selbstverständlichkeit, und er deutete danach auf die anderen Gräber. »Sie bewegen sich alle, John.«
    Das war nicht gelogen. Auf diesem Friedhof war nichts mehr wie sonst. Die Gräber hatte eine unheimliche Unruhe erfaßt. In ihnen tat sich etwas. Gewaltige Kräfte rüttelten an den Grundfesten der Natur und hatten sie außer Kraft gesetzt.
    Alles widersprach jeglicher Logik. Für mich allerdings war es besonders verblüffend,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher