Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0920 - Mandragoros Alptraum

0920 - Mandragoros Alptraum

Titel: 0920 - Mandragoros Alptraum
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der Nähe aufhalten. Vielleicht tragen sie auch die Verantwortung, was auf dem Friedhof geschehen ist. Sie können die Triebkräfte sein, daran solltest du denken.«
    »Ich denke sogar noch einen Schritt weiter, Bill.«
    »Welchen?«
    »Mich würde es nicht wundern, wenn wir es plötzlich mit Mandragoro zu tun bekämen.«
    Für einen Moment schaute mich Bill starr an. »Daran hast du auch gedacht?«
    »Du nicht?«
    »Doch«, sagte er leise. »Doch, ich habe daran gedacht. Aber Mandragoro ist bei uns aktiv.«
    Ich winkte ab. »Was sind schon Entfernungen für einen Dämon wie für ihn, Bill.«
    »Gut, da hast du auch wieder recht. Wenn er tatsächlich dahintersteckt, dann frage ich dich, was er damit bezweckt.«
    »Rache.«
    »Mehr nicht?«
    Ich grinste scharf. »Reicht dir das nicht?«
    »Vorerst schon.«
    Wir betraten endlich das Haus, in dem die Luft wie eine Suppe stand. Der säuerliche Geruch war nicht verschwunden, und mir kam der Gedanke, daß die Pflanzenwelt auch vor den Müllhalden nicht Halt machen würde. Mandragoro war unwahrscheinlich mächtig und ließ sich durch nichts aufhalten. Er war der Sieger, er beherrschte die Umwelt. Wer zu hoch spielte und ihn zu sehr reizte, bekam seine Reaktionen zu spüren.
    Der Pfarrer mußte uns einfach gehört haben, denn wir waren nicht eben leise gewesen. Von ihm kam keine Reaktion. Uns empfing eine bedrückende Stille, und sehr bald schon standen wir vor dem Schreibtisch. Unsere Stühle standen noch so, wie wir sie verlassen hatten. Der Stuhl hinter dem Schreibtisch war leer.
    »Das dachte ich mir, John, er ist verschwunden. Der hat genau gewußt, weshalb er sich zurückzog.«
    »Irgendwo schon.«
    »Was tun wir?«
    Da war ich überfragt. Es war kein großes Haus, die Fenster klein, so hielt sich der Lichteinfall in Grenzen. Zudem schufen die abgestellten Gegenstände noch einen zusätzlichen Schatten.
    »Na?« fragte Bill.
    »Abwarten.« Ich hatte etwas entdeckt. Eine schmale Tür, die in einen anderen Raum hineinführte, in dem ich wenige Sekunden später stand und auf ein Bett schaute.
    Es war nicht gemacht. Das Laken war zerwühlt. Ein Kopfkissen lag schief. Das Bett stand an der Rückseite des Hauses, und hier drang nur durch ein Fenster Licht.
    Bill hatte vor der Tür gewartet.
    Die Holzbohlen gaben nach, als ich ging.
    Ich hatte den Eindruck, als wäre die Pflanzenwelt schon dabei, sich auch in der Nähe des Hauses auszubreiten. Vibrierte der Boden, weil er unter Spannung stand?
    Keiner konnte mir darauf eine Antwort geben, und so setzte ich meinen Weg fort. Das heißt, ich ging wieder zu Bill zurück, der in einer angespannten Haltung wartete.
    Es war seltsam, auch ich war von einer nahezu wilden Spannung erfüllt. Ich hatte einfach das Gefühl, beinahe schon das Wissen, daß bald etwas passieren würde. Der Zeitpunkt war nahe. Es verdichteten sich die Anzeichen, ohne daß Bill und ich auch welche sahen.
    Er dachte ähnlich, denn er sagte: »Es kann sein, John, daß man uns unter Kontrolle hält.«
    »Der Pfarrer?«
    »Auch.«
    »Du denkst an die Wesen?«
    »Und ob.«
    Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, als es passierte, denn wieder hörten wir dieses scharfe und schrille Singen. Diesmal lauter, und wir wußten sofort, was passiert war.
    Es gab mehrere kleine Fenster. Sie verteilten sich auf die verschiedenen Seiten des Hauses, und so schauten wir zwangsläufig hin und sahen, was da geschehen war.
    Drei verschiedene Fenster waren von außen besetzt.
    Durch die schmutzigen Scheiben glotzten uns schreckliche Gesichter an…
    ***
    Pepe Marcas, der Hausmeister, wäre am liebsten weggelaufen. Weit weg, nur nichts mehr sehen, nur nicht mit Dingen konfrontiert werden, die nicht in sein Weltbild paßten.
    Diesen Wunsch konnte er sich nicht erfüllen. Die Sachzwänge waren einfach zu groß. Und einer dieser Sachzwänge saß zusammen mit ihm und seiner Frau Vicenca am Tisch.
    Es war eine junge Russin. Sie hieß Ludmilla, war blond, und Pepe hatte sie praktisch vor den beiden Zuhältern gerettet, die Ludmilla hatten verkaufen wollen.
    Die Art und Weise jedoch, wie er Ludmilla kennengelernt hatte, war unglaublich gewesen. Er hatte sich außerhalb des Hauses befunden und hatte mitbekommen, wie sich Ludmilla aus dem Fenster im sechsten Stock hatte stürzen wollen.
    Sie war auch gefallen, aber nur bis zum dritten Stockwerk. Dort war sie aufgefangen worden.
    Nicht von irgendwelchen kräftigen Armen oder Händen, sondern von sehr starken und zugleich biegsamen Pflanzen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher