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0920 - Mandragoros Alptraum

0920 - Mandragoros Alptraum

Titel: 0920 - Mandragoros Alptraum
Autoren: Jason Dark
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werden wir hier in einem Dschungel hocken!« flüsterte Pepe, »dem wir nicht mehr entkommen. Ich kann es euch sagen, denn ich weiß es genau. Der Dschungel wird uns fressen. Wir haben uns an der Natur vergangen, und das zahlt sie uns jetzt zurück.«
    Da sprangen die Knoten auf. Es sah aus, als wären Nüsse dabei, der Reihe nach zu platzen. Aus dem Knoten entstanden kleine Blüten, die verschiedenfarbig schimmerten und einen Duft abgaben, der für Pflanzen ungewöhnlich war.
    Es roch nach Säure, nach Dreck, nach alter Asche. Diese Pflanzen hatten sich verändert. Sie waren manipuliert und nicht mit denen zu vergleichen, die normal wuchsen.
    Pepe legte seine Hand gegen die Brust. Er fluchte leise vor sich hin, weil er mit gewissen Dingen nicht zurechtkam. Ihm war alles über den Kopf gestiegen, er merkte, daß sein Herz immer schneller schlug und er dabei auch immer mehr in Schweiß geriet. Ein paarmal wischte er über seine Oberlippe hinweg, wo der dünne Bart glänzte wie ein Stück Aal. Die kleinen Ableger fanden ihren Weg.
    Sie bildeten auf dem Boden ein weit gespanntes Gitter, aus ihnen, den Ablegern, entwickelten sich wieder andere, die ebenfalls über den Boden glitten.
    Begreifen konnte es kaum jemand. Ludmilla, Vicenca und Pepe wagten auch nicht, sich zu unterhalten. Ein jeder war mit sich selbst beschäftigt und natürlich mit der Umgebung.
    Bis Ludmilla leise aufschrie!
    Sofort war alles anders, Pepe und seine Frau schauten zu der Russin hin, die jetzt starr und mit durchgedrücktem Rücken auf dem Stuhl saß. Ihr Gesicht war zu einer Maske erstarrt, die Augen sahen unwahrscheinlich groß aus, der Mund stand offen, und aus seiner rechten Seite drang ein dünner Speichelfaden.
    »Was ist denn?« rief Pepe.
    »Es – es hat mich berührt!«
    »Wo?«
    »Unten, am Bein…«
    Pepe blieb noch einen Moment sitzen, dann drückte er seinen Oberkörper in die Tiefe, um nachschauen zu können.
    Ludmilla trug ein blasses T-Shirt und eine dünne Hose mit weit geschnittenen Beinen. Das war ihr in diesem Fall zum Verhängnis geworden, denn ein Ableger hatte es geschafft, zuerst an ihrem Fuß und dann ihrem Bein in die Höhe zu gleiten.
    Pepe konnte jetzt deutlich sehen, was da geschehen war. Wie ein Schlauch stach der dünne, lianenartige Faden in die Höhe, und Pepe zischte Ludmilla zu: »Nimm ihn weg!«
    »Kann nicht!«
    »Verdammt, du mußt es aber…«
    »Laß mich es machen.« Vicenca hatte als einzige die Nerven behalten. Sie wuchs in dieser Zeit über sich selbst hinaus, und als sie sich erhob, da spürte jeder die Sicherheit, mit der sie umgeben war. Sie ging um den Tisch herum, sie tat es nicht mal schnell, dafür jedoch zielstrebig.
    Neben dem Stuhl, auf dem Ludmilla saß, ging sie in die Knie und beugte sich nach vorn.
    Die junge Russin rührte sich nicht. Sie hatte sich verkrampft, aber sie zitterte trotzdem.
    Vicenca brauchte nur einmal hinzuschauen, und sie benötigte auch kein Licht, obwohl es im Raum immer düsterer wurde. Zielsicher faßte sie zu, aber sie war auch vorsichtig, denn sie wollte die Pflanze auf keinen Fall zerstören.
    Das dünne, grüne Etwas zuckte in ihrer Hand. Es wollte seinen Weg fortsetzen, aber Vicenca setzte den Zug dagegen. Sie war stärker als die Pflanze, was auch Ludmilla merkte, denn sie spürte sehr deutlich, wie sie wieder an ihrem Bein entlang nach unten und dann unter dem Hosenbund hervorgezogen wurde.
    Vicenca Marcas richtete sich auf. Die Pflanze hielt sie dabei in der Hand. Die schaute mit ihrem Ende aus der Faust hervor, wo sich die Blüten zitternd bewegten.
    Zwei Augenpaare schauten zu, wie Vicenca sie auf dem Boden ablegte. Noch einmal stemmte sie sich hoch. Auf ihrem Gesicht lag jetzt das Lächeln einer Siegerin. »Ich habe es euch doch gesagt, daß sie uns nichts tun wird. Ich habe den Anfang gemacht.«
    Pepe schluckte. »Das ist wahr. Aber – ist nichts zurückgeblieben?«
    »Wie meinst du das?«
    »An deiner Hand. Eine Wunde oder so…«
    Vicenca hob die Schultern und die Arme. Dann drehte sie die Handflächen nach außen, so daß jeder der beiden sie sehen konnte.
    »Da ist nichts, gar nichts.«
    Pepe wollte trotzdem mehr wissen. »Wie – wie hat sie sich denn angefühlt?«
    »Glatt!«
    »Nicht klebrig?«
    »Ein wenig schon.«
    »Und sie hat nichts abgesondert? Vielleicht eine Säure…«
    »Keine Sorge, ich bin in Ordnung.«
    Sie beugte sich der Russin entgegen. »Und wie geht es dir?«
    Ludmilla wollte lächeln, aber es wurde nur ein kurzes Zucken der
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